Abschiedsfeier: Merkel lobt Glos als Typ mit Kanten

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Foto: Ralf Dieter
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Dicht gedrängelt hinter der Absperrung der Ordner: Alle wollten die Kanzlerin sehen. Foto: Röllinger
Dicht gedrängelt hinter der Absperrung der Ordner: Alle wollten die Kanzlerin sehen. Foto: Röllinger
 
 
 
 
 

Michael Glos hat nach 37 Jahren als Bundestagsabgeordneter rund 2200 Menschen zu seiner Abschiedsfeier eingeladen. Angela Merkel hielt eine sehr persönliche Rede.

Fünf Minunten hatte Michael Glos Zeit, um seine Gäste im weitläufigen Park zu begrüßen, dann musste er seine Rede schon unterbrechen. Die Kanzlerin schwebte ein - per Hubschrauber aus Aschaffenburg, wo sie am Nachmittag eine Rede gehalten hatte. Mit herzlichem Applaus und schier grenzenlosem Interesse begrüßten die Gäste die Kanzlerin, die bis zu ihrem Abflug, rund 90 Minuten später, ständig von einer dichten Traube von Menschen umringt war.
Du denkst, was Du sagt, und Du sagst, was Du denkst." Mit diesen Worten begrüßte Ferdinand Erbgraf zu Castell-Castell Michael Glos und die 2200 geladenen Gäste. Nicht immer habe er sich damit Freunde gemacht, aber er habe sich breites und tiefes Ansehen erworben.
Eine Einschätzung, die Kanzlerin Merkel in ihrer Rede bestätigte. "Als Typen, der Kanten zeigt", lobte sie Michael Glos. Als Politiker, der sein Handwerk versteht und trotz seiner Verwurzelung in der fränkischen Heimat stets neugierig auf andere Menschen und Länder geblieben ist. Er habe wesentlich dazu beigetragen, dass Deutschland gut durch die Wirtschaftskrise gekommen ist - auch wenn er nicht so lange Wirtschaftsminister geblieben ist, wie sie sich das gewünscht hätte.

Kontakt mit Menschen

"Wer mich unterschätzt, der hat schon verloren", meinte Merkel. Ein Satz, der auch auf Michael Glos zutreffe. Dessen Abschiedsfeier in Castell zeige eindrucksvoll, wie er Politik lebt: Im engen Kontakt mit den Menschen.
Die Wertschätzung Merkels für ihren ehemaligen Wirtschaftsminister schwang deutlich in ihrer Rede mit und gipfelte in dem Satz: "Falls ich einmal Rat brauchen sollte, dann kann ich auch weiterhin auf Michael Glos zählen. Ich glaube, das sagt viel über unser Verhältnis aus."
Glos blieb seiner Linie auch an diesem Abend treu und so mussten in seinem kurzen Rückblick auf 37 Jahre im Bundestag schon ein paar Seitenhiebe sein. Über Joschka Fischer meinte er beispielsweise, dass der damals vor Bedeutung gar nicht mehr habe geradeaus gehen können. Außerdem hätte er alle, die ihm früher gesagt hätten, er würde mal mit Sozialdemokraten im Kabinett sitzen, zum Psychiater geschickt.
Glos betonte aber auch, wie stolz er sei, in der Regierung Merkel mitgearbeitet zu haben und kündigte mit einem Augenzwinkern eine Enthüllung an. In seinen Memoiren wolle er endlich öffentlich machen, wie streng es unter Angela Merkel zuging.
Aufs Altenteil will sich de 68-Jährige aber noch lange nicht zurück ziehen. "Gebt ihm noch ein paar Aufgaben, er kann noch ein bisschen was tun", forderte die Kanzlerin am Ende ihrer Rede. Tun wird Glos was, und zwar mehr als "ein bisschen". Nach dem Ausscheiden aus der Bundespolitik wird er unter anderem in Berlin Berater der Firma Knauf.