KITZINGEN

25 Jahre Kultur in der Alten Synagoge

Knapp war's für die Alte Synagoge in Kitzingen: 1976 beschloss der Kitzinger Stadtrat, dass das Gebäude nicht erhaltenswürdig sei. Jetzt spielt die Kultur die Hauptrolle.

Viel hätte nicht gefehlt, dann wäre dieser Abend am Montag in der Alten Synagoge in Kitzingen gar nicht möglich gewesen: Noch im Jahr 1976 beschloss der Kitzinger Stadtrat: Dieses Gebäude ist nicht erhaltenswürdig. Ein Abriss und die Schaffung innenstadtnaher Parkplätze waren nicht weit entfernt. Daran erinnerte Bürgermeister Klaus Heisel als „Zeitzeuge“ in seiner Rede anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Hauses als Kulturstätte.

„Schon 25 Jahre oder erst 25 Jahre?“ Eine Frage, die die Vorsitzende des Fördervereins ehemalige Synagoge, Margret Löther, in ihrer kurzen Ansprache stellte. Denn so freudig das Jubiläumsereignis auch sei, es lässt einen kritischen Blick auf die Nachkriegszeit werfen: „Ganze 55 Jahre lang ließ es sich in Kitzingen mit der Ruine leben.“

Einweihung 1883

1883 wurde die Synagoge in Kitzingen eingeweiht, damals von einer lebendigen Jüdischen Gemeinde in der Stadt. Am 10. November 1938 wurde sie, wie viele andere Synagogen im Lande ein Opfer der Flammen in der Reichspogromnacht. Die erste Nutzung war dann zeitgemäß: Ein provisorisches Dach und zwei Zwischendecken, schon konnten Kriegszwangsarbeiter untergebracht werden.

Im Besitz der Stadt

1953 gelang das Gebäude in den Besitz der Stadt, doch hatte die jüdische Vermögensverwaltung zuvor langfristige Nutzungsverträge mit drei Betrieben gemacht, so dass die Stadt erst 1974 endgültig in den Besitz der Liegenschaft kam. „Vielleicht war es gerade dieser Umstand, dass das Gebäude - zwar in jämmerlichen Zustand, aber überhaupt stehen blieb“, so der Bürgermeister. Von da an begannen sich die Kitzinger auch Gedanken über die Zukunft des stadtbildprägenden und auch geschichtsträchtigen Hauses zu machen.

Protest

Unter anderem Heimatdichter Engelbert Bach war es nach dem Stadtratsbeschluss 1976, das Gebäude sei nicht erhaltenswert, der mit anderen freischaffenden Künstlern den Kulturbeirat gründete, der nicht nur gegen diesen Beschluss protestierte, sonder auch Überlegungen und Pläne zu einer künftigen Nutzung ausarbeitete. Vorschläge, die bei ehemaligen Kitzinger Juden in Israel Resonanz fanden, was half, den Abbruch zu verhindern und am die Gründung des Fördervereins zur Folge hatte.

Am Ende warn es wohl der „goldene Zügel des Zuschusses“ durch die Regierung von Unterfranken, die dafür sorgten, dass 1989 Sanierung und Umbau der ehemaligen Synagoge, bei immer noch drei Gegenstimmen, beschlossen wurde. Das alles nicht ohne Hürden, denn sowohl die künftige, als auch die ehemalige Nutzung mit dem Erhalt des Synagogenraums wollten ebenso gelöst sein, wie die Frage nach der Optik der Turmstümpfe.

Erfolgreiches Konzept

Wie erfolgreich dieses Konzept in den vergangenen 25 Jahren gelaufen ist, und auch weiter läuft, mache Richard Arndt-Landbeck als Leiter Kultur in der Alten Synagoge deutlich. Denn das sanierte Haus steht nicht leer und wird nur repräsentativ genutzt. Pro Jahr finden 140 bis 150 öffentliche Veranstaltungen hier statt, werden zwischen 13 000 und 15 000 Besucher jährlich erreicht, füllen das Haus mit Leben. Woran auch der Förderverein, aktuell mit einem Schülerwettbewerb zur Alten Synagoge seinen Beitrag leistet.

Wie im Haus gearbeitet wird, zeigte sich auch am Montagabend, an dem die Besucher der Jubiläumsveranstaltung nicht nur den Reden lauschen, sondern auch eines der wohl typischen Veranstaltungen miterleben durften: Musikalisches Kabarett von Armin Fischer auf hohem Niveau.