Am letzten Tag erntet Winzer Raimund Schäfer aus Gleisenau die Trauben für seinen Silvaner. Der FT war mit dabei.
Gerade einmal zwei Grad zeigt das Thermometer im Auto an. Durch dichten Nebel geht es von der Weinscheune Schäfer in
Gleisenau in die Weinberge bei Ziegelanger. Nachdem sich jeder der ungefähr 15 Helfer einen Eimer und eine Gartenschere gegriffen hat, geht es eine schmale, steile Steintreppe nach oben. "Heute sind erst einmal die Terrassen dran", sagt Winzer Raimund Schäfer von der gleichnamigen Weinscheune in Gleisenau.
In zweier Teams begeben sich die Helfer jeweils in eine Reihe und schneiden die Trauben vorsichtig von der Rebe ab. "Es ist zwar anstrengend, aber es macht trotzdem sehr viel Spaß", sagt Monika Hornburg, während sie die gelesenen Trauben in einen schwarzen Eimer fallen lässt. Sie hilft seit zwei Jahren mit. "Ich bin zur Weinlese gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde", erklärt die Rentnerin und lacht. Ihr früherer Chef hatte einen kleinen Weinberg, wo sie einmal mitgeholfen hat. "Es ist einfach mal eine Abwechslung zum Alltag", ergänzt Petra Busch, die auf der anderen Seite des Weinstockes die Trauben abzwickt.
Trauben kommen in die sogenannte Butte
Innerhalb kürzester Zeit ist der Eimer der Frauen voll und muss geleert werden. "Die Aufgabe der Männer möchte ich nicht haben", sagt Monika Hornburg, während sie ihren Eimer in eine der drei Butten leert. Dirk Schäfer trägt eines der länglichen Traditionsgefäße der Winzer, das heute aus Plastik ist, auf dem Rücken. Sobald dieses voll ist, geht er vom Weinberg die steilen Steintreppen hinab zum Anhänger und leert die gesammelten Trauben dort aus. Ein Knochenjob.
Laut Raimund Schäfer ist das für ihn und seine Helfer heute der letzte Tag der Weinlese. "Den Abschluss machen die Trauben für den Silvaner und den Rieslaner", so der Winzer. Wann welche Sorte gelesen werde, hänge von den unterschiedlichen Reifezeiten der Trauben ab. Den Anfang mache der Bacchus und Müller Thurgau. Letzten Samstag waren dann Domina und Weißburgunder dran. Doch die Lese hängt auch immer vom Personal und vom Wetter ab. "Letztes Wochenende waren wir im Weinberg in Schmachtenberg mit 60 Prozent Steigung. Wäre da nur ein kleiner Regenschauer gewesen, hätten wir abbrechen müssen. Die Erde wird dann zu rutschig", erklärt Raimund Schäfer. Insgesamt bewirtschafte er eine Fläche von 1,5 Hektar.
Es wird ein guter Jahrgang 2016
Und wie wird der Jahrgang 2016? "Die Trauben sind die schönsten, die ich in meinem Leben gelesen habe", meint Schäfer. Doch er beurteile den Wein erst, wenn er beim Kunden im Glas ist. "Jetzt folgen noch so viele Arbeitsschritte, da kann immer noch etwas dazwischen kommen", meint der Winzer.
Dem Spätsommer im September hätten die Weinbauern viel zu verdanken. Das sieht auch der Zeiler Winzer Roger Nüsslein so. "Und die kühlen Nächte haben die Trauben schön konserviert", meint Nüsslein, der Vorsitzender des Weinbauvereins Haßberge ist. Zu 90 Prozent sei die Lese im Landkreis bereits erledigt. Aktuell gehe es mit dem Silvaner und dem Rieslaner in die Endphase. Auch er selbst muss morgen noch mal in den Weinberg. "Ein Stück lasse ich aber noch für den Eiswein hängen", erklärt der Winzer.
Die Trauben brauchen frühen Frost mit mindestens zehn Grad minus. "Eiswein ist immer ein Risiko. Entweder es klappt und ist somit das i-Tüpfelchen der diesjährigen Weinernte oder es wird nichts", meint Nüsslein. Doch egal wie der Eiswein wird: Für die Winzer war 2016 ein richtig gutes Jahr. Der Verbraucher darf sich laut Nüsslein auf einen guten Jahrgang freuen.