Der Geistliche Andre Gueye aus dem Partnerbistum Thies im Senegal ist kein Unbekannter im Steigerwald. Nun besuchte der ehemalige Urlaubspriester in Amt und Würden sein ehemaliges Betätigungsfeld.
Blaskapelle Kirchaich, die Fahnenabordnungen und alles, was Rang und Namen hat, traten an zum Bischofsbesuch in der Steiger waldgemeinde. Mit der Mitra erschien aber nicht der für die Pfarrei zuständige Bischof Ludwig Schick aus der Erzdiözese Bamberg, sondern Bischof Andre Gueye aus dem Partnerbistum Thies im Senegal. So mancher war gerührt, denn die fränkischen Gläubigen kennen Andre Gueye als ihren früheren Urlaubspriester.
Zum Hintergrund: Seit 1957 unterhält die Katholische Landjugendbewegung Bamberg Kontakte in das afrikanische Land, seit 1997 gibt es eine Partnerschaftsvereinbarung mit der Landvolkbewegung Bamberg. Die offizielle Bistumspartnerschaft mit der Erzdiözese Bamberg besteht seit 2007.
Die Dankenfelder und Kirchaicher kennen den jungen Bischof aus dem Senegal schon lange. Zehn Jahre war er bei ihnen in der Pfarrei Urlaubsvertretung. An der Bischofsweihe im Senegal nahm deswegen eine elfköpfige Delegation aus der Pfarrei teil. Sie kam heim mit bewegenden Eindrücken. Viele kannten ja auch den Vorgänger Bischof Jacques Sarr, der am 18. Januar 2011 mit 76 Jahren verstorben war. Der 46-jährige Andre Gueye wurde als sein Nachfolger dritter Bischof dieses jungen Bistums. Der Bamberger Erzbischof war einer der drei Hauptkonsekratoren.
Eine seiner ersten Reisen führte Andre Gueye nun nach Europa und Deutschland. Ein Besuch galt der bisherigen "Urlaubspfarrei" Kirchaich.
Der feierliche Gottesdienst mit Pfarrer Ewald Thoma in der Kirche und der große Empfang auf dem Kirchplatz war da Pflicht. Keine Frage, dass der Oberauracher Bürgermeister Thomas Sechser den afrikanischen Oberhirten um einen Eintrag in das "Goldene Buch" der Gemeinde bat.
Sechser unterstrich: "Natürlich sehe ich dies mit einem lachenden Auge, weil wir froh und stolz sind, dass Sie in dieses hohe kirchliche Amt berufen wurden - aber auch mit einem weinenden, weil wir zukünftig im Sommer auf Sie verzichten müssen. Ich befürchtete schon, dass Sie nie mehr zu uns kommen."
Sechser wurde auch vertraulich. Der Papst habe die richtige Wahl getroffen: "Ich kenne dich schon lange und gehe davon aus, dass du weiter den gerade Weg gehst und das Beste für deine Diözese tust."
Interview
Bischof Andre Gueye hatte schon bei seiner feierlichen Amtseinführung angekündigt, dass er die Brücke zwischen Thies und Bamberg ausbauen wolle mit der gegenseitigen Bereicherung des Gebens und Nehmens. Keine Frage, dass viele Steigerwälder auch dabei waren beim traditionellen "Senegalsonntag" in Waischenfeld und Köttweinsdorf/Fränkische Schweiz.
Bischof Andre Gueye war schon zehn Mal Urlaubsvertretung in Danken feld. Die langjährige Leiterin des Weisbrunner Kindergartens, Roswitha Burger aus Kirchaich, hat besondere Verbindungen nach Afrika, sie ist schon zum achten Mal auf Gegenbesuch im Senegal gewesen und war natürlich auch bei der Bischofsweihe dabei. Da gibt es viel zu erzählen von den intensiven Kontakten der Katholischen Landvolkbewegung und der Pfarrei Danken feld/Kirchaich.
Sie waren schon oft im Senegal?
Roswitha Burger Ich fliege nicht allein, sondern meist sind wir eine Gruppe von zehn bis zwölf Personen, wobei ein harter Kern von Fünfen fast immer dabei ist. Wir betreuen unsere Paten- und Partnerschaften, manche besuchen ihre Patenkinder, sehen sich Land, Leute oder Kindergärten und Schulstrukturen an.
Wie muss man sich das Leben in den Dörfern im Senegal vorstellen, wovon leben die Menschen?
Die Leute leben natürlich zum größten Teil von ihrer Ernte auf dem Feld. Wer einen Esel hat, kann auch schon auf den Markt, und ein bisschen gibt es auch den Handel. Auf dem Dorf leben sie auch noch in Hütten, aber es gibt natürlich schon Stein- und Betonhäuser, vor allem in den Städten. Auch wir wohnen während unseres Aufenthaltes in einem Priesterhaus in Thies und bekommen das Leben der Einheimischen gut mit. So stehen auf der Speisekarte vor allem Hähnchen in allen Variationen, Fisch, Reis, Hirse und Zwiebelsoße.
Was gehört denn so alles zum Programm bei den Besuchen?
Wir besuchen dort fast alle Schulen, die wir drüben haben und in denen die Patenkinder unterrichtet werden. Derzeit haben wir etwa 800 Patenschaften, wozu auch schon Schüler im College zählen. Darunter sind auch über 120 Patenschaften aus dem Pfarreigebiet von Pfarrer Ewald Thoma, dem Motor der Partnerschaften, aus dem Stadtgebiet von Eltmann und dem Landkreis Haßberge. Pfarrhaushälterin Cilli Kager aus Dankenfeld, die dem Partnerschaftskomitee angehört, verwaltet diese Senegal-Patenschaften, die jährlich immerhin einen Umsatz von gut 75 000 Euro ausmachen.
Gibt es weitere Aktivitäten?
Ja, wir haben etwas ganz Neues eingeführt, nämlich die Schulspeisung. Die Kinder müssen nämlich täglich sechs bis acht Kilometer zur Schule laufen, sind dann hungrig und schlafen während des Unterrichts vor Müdigkeit ein. Mit leerem Magen kann man eben auch nicht lernen. Eine Schulpatenschaft kostet 95 Euro im Jahr, und für 25 Euro davon kann man ein Kind schon ein ganzes Jahr mit dieser Schulspeisung versorgen. Das Kochen erledigen dabei Eltern vor Ort. Ein weiteres ist die Partnerschaft zu Kindergärten, weil wir merkten, dass die Kinder keine hygienischen Erfahrungen hatten und bei Schuleintritt auch die Amtssprache Französisch nicht ausreichend konnten. Im letzten Jahr war sogar die Fachberaterin für Kindergärten in der Diözese Thies, Aimee Gomis, hier bei uns. Die vier Kindergärten der Stadt Eltmann sind eine Partnerschaft mit dem Kindergarten Ngollar im Senegal eingegangen. Mit Einführung der Vorschule sind die Buben und Mädchen schon viel besser geworden. Aber in den katholischen Schulen kostet dies auch Geld, und das haben viele Eltern nicht.
Um welche Einrichtungen kümmern Sie sich denn?
Von der Kirche aus gibt es 23 Grundschulen und drei Colleges, ein Gymnasium sowie eine berufliche Schule für Schlosser, Elektriker und Mechaniker sowie eine berufliche Schule für Hebammen und Krankenschwestern. Natürlich gibt es viele staatliche Schulen, aber in denen wird oft gestreikt. So schickt sogar jeder Muslim, der etwas auf sich hält und es sich finanziell leisten kann, seine Kinder viel lieber in eine katholische Schule.
Am 25. Mai fand die Bischofsweihe von Andre Gueye in Thies statt, und unter den Gästen war auch Erzbischof Ludwig Schick und eine Delegation aus Danken feld. Wie war's?
Diese Bischofsweihe war für uns der helle Wahnsinn, denn es nahmen über 10 000 Menschen daran teil. Dabei waren elf Bischöfe und zwei Kardinäle, und allein 350 Priester zogen ein, auch aus anderen Ländern wie Mali - und sogar die Muslims waren eingeladen. Wir spürten hier die lebendige Kirche von Afrika, denn man feierte drei Tage lang. Dazu waren natürlich die Schulen geschlossen, zumal dort die Gäste übernachteten. Schließlich übertrug auch das Fernsehen die Bischofsweihe live.
Die Ernennung von Andre Gueye zum Bischof von Thies haben Sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge aufgenommen. Warum?
Alle befürchten natürlich, dass diese intensiven Kontakte durch sein neues Amt leiden und geringer werden. Aber wir sind trotzdem stolz auf die Ernennung unseres früheren Urlaubspriesters zum Bischof und werden ihn und unsere Partner- und Patenschaften weiterhin aktiv unterstützen. Dies wird seiner Diözese mit den 55 000 Katholiken zugute kommen. Natürlich wird er als Bischof keine Urlaubshilfe mehr sein können, aber auch er braucht ja einmal Urlaub, und dabei steht die Adresse des Frankenlandes sicher immer oben an.