Wer das Herrenhaus des Gutes gekannt hat, musste sich wundern, wie dort 50 ältere Personen beiderlei Geschlechts untergebracht werden konnten. Dies war tatsächlich nicht ganz einfach. Ein Brief des Heimleiters Schabsky an den katholischen Ortspfarrer Felix Seufert, der sich wohl veranlasst sah, darüber Beschwerde zu führen, dass ein Heimbewohner unverheirateterweise mit seiner früheren Wirtschafterin in einem Zimmer untergebracht war, gibt einen Einblick in die dortigen Wohnverhältnisse.
Ungefähr zwei Jahre nach dem Ende der ersten Typhus- Epidemie im Altersheim wurde dort im Mai 1949 erneut ein Typhusfall festgestellt, dem schnell weitere folgten, so dass bis Juli 1949 insgesamt 16 Typhusfälle in Thundorf vorlagen, von denen elf allein auf das Hofgut entfielen. Einer davon verlief tödlich.
Schlossgut betroffen
Da die Fälle im Schlossgut besonders stark auftraten und da dort mit dem Altersheim besonders viele gefährdete Personen wohnten, mussten die Gesundheitsbehörden schnell handeln. Die Gemeinde ist aber nicht wie erwartet sofort aktiv geworden, sondern hat ein Schreiben an das Landratsamt geschickt, in dem sie eine schnelle Beseitigung beantragte. Falls dies nicht erfolge, wolle man sich bei der Regierung beschweren.
Dieser Brief kam aber gar nicht gut in Bad Kissingen an. Das Landratsamt forderte die Beseitigung der Missstände durch die Gemeinde, was dann auch bald geschah. Mit Wirkung vom 1. Oktober 1949 wurde das Altersheim in Thundorf aufgelassen. Die frei gewordenen Räume wurden lediglich noch von drei früheren Insassen bewohnt, da sie vom Wohnungsamt des Landkreises Bad Kissingen eine entsprechende Zuweisung erhalten hatten. Eine Erbengemeinschaft kündigte diesen Bewohnern jedoch schon einen Monat später, da man plante, in dem Gebäude ein Erholungsheim unterzubringen. Dagegen hatte sich jedoch die Gemeindeverwaltung ausgesprochen, da viele Wohnhäuser mit Flüchtlingen belegt waren und keinerlei freier Wohnraum für Familienzusammenführungen zur Verfügung stand.
Da der Brunnen der Wasserversorgungsanlage des Schlossguts Thundorf Anfang 1950 wieder durch Bakterien verunreinigt war, drängten die Gesundheitsbehörden, möglichst schnell eine zentrale Wasserversorgung im Ort einzurichten. Aus finanziellen Gründen war die Gemeinde jedoch damals nicht in der Lage, ein derartig aufwendiges Projekt zu stemmen.
Es dauerte deshalb bis Mitte 1952 bis eine zentrale Wasserversorgung in Betrieb genommen wurde.