Vision: Kammermusik in der alten Reithalle

1 Min
Klangdesigner Yasuhisa Toyota in der alten Reithalle Foto: Stadt Bamberg
Klangdesigner Yasuhisa Toyota in der alten Reithalle  Foto: Stadt Bamberg

Bamberg — Der Streit um eine neue Konzerthalle in München ist in vollem Gange und noch lange nicht zu Ende - mit Häme blickt diese Zeitung gewiss nicht auf die Landeshauptstadt, eh...

Bamberg — Der Streit um eine neue Konzerthalle in München ist in vollem Gange und noch lange nicht zu Ende - mit Häme blickt diese Zeitung gewiss nicht auf die Landeshauptstadt, eher von Freude erfüllt, dass es die Oberfranken ausnahmsweise einmal besser haben. Da strecken die Bamberger Symphoniker, gesegnet mit dem allseits gelobten Joseph-Keilberth-Saal, bereits die Fühler aus, um eine weitere Heimstatt speziell für Kammermusik zu finden. Diese Konzerte finden zurzeit ebenfalls in der "Sinfonie an der Regnitz" statt, eine eher unbefriedigende Situation.
Nun wurde die ehemalige Reithalle auf dem Konversionsgelände - ein Backsteinbau diesseits des Berliner Rings - als Standort für einen solchen Kammermusiksaal geprüft. Der Intendant der Bamberger Symphoniker, Marcus Rudolf Axt, begutachtete den Bau in der Lagarde-Kaserne gemeinsam mit dem weltweit renommierten Akustik-Spezialisten Yasuhisa Toyota aus Japan. Toyota wurde durch seine Arbeiten in Konzertsälen der ganzen Welt bekannt. Der Klangdesigner hat unter anderem in den Jahren 2008/09 die Konzert- und Kongresshalle in Bamberg akustisch getunt. Die Handschrift Toyotas wird künftig auch der Neubau der Elbphilharmonie in Hamburg tragen, wie der Starakustiker auch die neue Pariser Philharmonie (mit)gestaltet hat.
Axt war angetan von dem historischen Gebäude. "Die Proportionen des Gebäudes sind für einen Kammermusiksaal nahezu ideal, und die Vorstellung, in dieser wertvollen historischen Hülle etwas Neues schaffen zu dürfen, das aus der Welterbestadt Bamberg international in die Musikwelt ausstrahlen kann, hat uns in große Begeisterung versetzt", sagte er.
Nun müsse man eine Realisierung sowohl finanziell als auch baulich ganz genau untersuchen etwa hinsichtlich Abmessungen, Raumvolumen etc. Denn damit eine alte Reithalle in einen Weltklasse-Konzertsaal verwandelt werden kann, ist naturgemäß einiger Aufwand nötig.
Nicht zuletzt das Ergebnis des Gutachterverfahrens zum Konversionsgelände hat die Stadt Bamberg darin bestärkt, in der ehemaligen Lagarde-Kaserne ein Zentrum für Kunst und Kultur zu schaffen. Allerdings sei dafür die finanzielle Unterstützung des Freistaats nötig. Das habe die Stadtspitze in einem Schreiben der Stadtspitze im Einvernehmen mit den Symphonikern an Ministerpräsident Seehofer (CSU) formuliert.
Die denkmalgeschützte Reithalle wurde im Jahr 1890 als Exerzierhalle der damaligen Infanteriekaserne erbaut und später als Reithalle genutzt. Es handelt sich um eine eingeschossige Halle mit Satteldach, Sandsteinsockel und Backsteinmauerwerk und einer Grundfläche von ca. 1350 Quadratmetern. Die US-Garnison nutzte das Gebäude über die Jahre zu verschiedenen Zwecken, wie z. B. als Möbellager oder als Veranstaltungsraum. rg/red