Rückkehr in die Heimat des Vaters

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Benjamin Seeberger, Stefan Kügel und Nando Seeberger (v. l.) sind die Darsteller. Foto: Andreas Riedel
Benjamin Seeberger, Stefan Kügel und Nando Seeberger (v. l.) sind die Darsteller.  Foto: Andreas Riedel
Karl-Ludwig und Roswitha Grodd besuchen Stefan Kügel in Heppstädt, um den Ablauf des Theaterabends zu besprechen. Foto: Carmen Schwind
Karl-Ludwig und Roswitha Grodd besuchen Stefan Kügel in Heppstädt, um den Ablauf des Theaterabends zu besprechen.  Foto: Carmen Schwind
 

Der Fränkische-Schweiz-Verein Pretzfeld hat sich zu seiner 60-Jahr-Feier das Theater "Kuckucksheim" eingeladen. Es gibt eine besondere Beziehung.

Im Mai 1959 war der Fränkische-Schweiz-Verein Pretzfeld gegründet und Franz Och zum ersten Vorsitzenden gewählt worden. Der Ort sollte verschönert, neue Wanderwege erschlossen und der Fremdenverkehr gefördert werden. Das 60-jährige Bestehen wird in diesem Jahr mit besonderen Veranstaltungen gefeiert.

"Wir hatten einem Vorstandsmitglied zum Geburtstag einen Besuch in Heppstädt im Theater ‚Kuckucksheim‘ geschenkt und haben ihn begleitet", erzählt Schriftführerin Roswitha Grodd und schwärmt, dass alle ausgesprochen begeistert von der Aufführung gewesen waren. Deshalb kamen sie auf die Idee, das Puppentheater nach Pretzfeld einzuladen.

"Mich hat es gefreut, dass sich jemand aus der Heimat meines Vaters meldet", verrät der Chef des Theaters, Stefan Kügel, dessen Vater aus Pretzfeld stammt und der dort noch Cousins und Cousinen hat. Weiter führt er aus, dass er in den ersten zehn Jahren als freischaffender Künstler ohnehin mobil unterwegs war. In den 80er Jahren war er erst als Schreiner tätig und besuchte immer wieder die Figurentheater-Festivals in Erlangen, Nürnberg, Fürth und Schwabach. "Ich finde, das ist eine spannende Theaterform", sagt Kügel. Da seine Eltern ebenfalls Künstler gewesen sind, hatte er das quasi im Blut und entschied sich 1990, Theater zu seinem Beruf zu machen.

"Eine Aufgabe unseres Vereins ist ja auch, Kultur in die Gemeinde zu bringen, deshalb kam uns die Idee einer Theateraufführung in der Turnhalle", erläutert der Vorsitzende des Fränkische-Schweiz-Vereins Pretzfeld, Karl-Ludwig Grodd. Er wurde 1991 zum Vorsitzenden gewählt und widmet sich der Brauchtums- und Trachtenpflege, aber auch der Einbeziehung der Jugend.

Auch für Erwachsene

"Seit 1992 gibt es eine Aufführung der Kinder an der Adventsfeier, seit 1994 eine Nachmittagswanderung mit Familien, und auch beim Johannisfeuer sind die Kinder beim Anzünden des Feuers und mit einem Fackelzug dabei", informiert Roswitha Grodd. Sie stellt aber gleich klar, dass die Aufführung des Puppentheaters nicht nur für Kinder ist, sondern auch für Erwachsene.

"In der Psychologie kann man mit Märchen viel aufarbeiten", ergänzt Stefan Kügel. Er freut sich, denn nach seiner Ansicht muss Kunst auch auf dem Land gepflegt werden, nicht nur in der Stadt. In diesem Fall wird es die Aufführung "We are the Champions - Mir sin die Größdn" in Anlehnung an die "Bremer Stadtmusikanten" geben. "Das ist eine fränkische Viecherei mit saustarken Songs", fasst Kügel zusammen. Die Hauptdarsteller sind Stefan Kügel, Benjamin Seeberger, Nando Seeberger und die tierischen Puppen. Dazu werden live Rock-Oldies gesungen. Drei Pechvögel treffen sich in diesem Stück auf der Bühne und spielen ein Märchen aus ihren Kindertagen: Tiere, die das Weite suchen, weil es ihnen sonst an den Kragen geht. Um weiterzukommen, müssen sie aber erst Räuber besiegen. Und während sie das Stück der Stadtmusikanten spielen - die wollen übrigens nicht nach Bremen, sondern nach Bamberg - finden sie sich selbst. Sie erkennen zum Beispiel die nackte Wahrheit, dass man sich abschuften muss, bis es einem an den Kragen geht oder einem das Fell über die Ohren gezogen wird.

"Märchen sprechen so viele universelle Themen an, weil sich in ihnen menschliche Erfahrungen, dargestellt in Symbolen, verdichtet haben", erklärt Kügel. Auch hier geht es am Anfang um Konflikte und Krisen. Im Laufe der Geschichte kommt jedoch ein Lösungsprozess in Gang und die Tiere machen eine Wandlung durch. Am Ende erkennen sie, dass man nur dann Großes erschaffen kann, wenn man zusammenhält. "Das ist wirklich sehenswert", schwärmt Karl-Heinz Grodd und verrät, dass es nur eine Vorstellung geben wird und schon viele Karten verkauft wurden.