Tobias Kindermann "Operation Hinkelstein" haben die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter der Lokalzeitung Obermain-Tagblatt (Lichtenfels) eine Aktion ...
Tobias Kindermann
"Operation Hinkelstein" haben die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter der Lokalzeitung Obermain-Tagblatt (
Lichtenfels) eine Aktion im ehemaligen Deichmannhaus am Marktplatz getauft, mit der sie am Samstag auf die laufenden Verhandlungen über einen Haustarifvertrag aufmerksam machen wollten. Seit dem gestrigen Sonntag befindet sich ein Großteil zudem im Streik, der voraussichtlich bis Mittwoch andauert.
Das Obermain-Tagblatt war 2012 an die Main-Post mit Sitz in Würzburg verkauft worden. Die Mitarbeiter sind seitdem in der MPO Medien GmbH beschäftigt, einer Tochterfirma der Main-Post. Die übernahm auch die Arbeitsverträge. Seit neun Jahren hätten einige Mitarbeiter keine Gehaltserhöhung mehr bekommen, kritisieren die Gewerkschaften.
Erhöhungen seien nur noch zustande gekommen, wenn ein Redakteur in der sogenannten Berufsstaffel in eine bessere Gehaltsklasse kam. Mit elf Jahren sei in dem Gehaltstarifvertrag die höchste Stufe erreicht, sagt Justiziar Stefan Marx vom Bayerischen Journalistenverband (BJV). Aber auch diese Höherstufung nach Berufsjahren sei erst durch eine Gerichtsverhandlung, die über zwei Instanzen gelaufen sei, erreicht worden. Eine Gehaltserhöhung zum Inflationsausgleich, wie sie sonst üblich sei, habe es nicht mehr gegeben.
Ziel der Gewerkschaft ist es demnach, sich beim Haustarifvertrag möglichst nah am Flächentarifvertrag zu orientieren. Der BJV führte für die Redakteure mit der MPO drei Verhandlungen, die ohne Ergebnis verliefen. Für die Verlagsangestellten hat die Gewerkschaft Verdi die Gespräche übernommen, auch sie führten bisher zu keiner Einigung.
Man liege für einen Abschluss noch zu weit auseinander, kommentiert MPO-Geschäftsführer Peter Tischler den aktuellen Stand. Es sei das gute Recht der Mitarbeiter, solche Verhandlungen zu führen. "Die Gespräche verliefen konstruktiv und beide Seiten haben signalisiert, für weitere Verhandlungen offen zu sein."
Tischler lobte die Aktion, zu der auch ein Facebook-Auftritt und eine von den Gewerkschaften verantwortete Internetseite gehört, als "kreativ".
Die Gewerkschaften führen an, es würden weiter ordentliche Gewinne erwirtschaftet, an denen man die Arbeitnehmer auch angemessen beteiligen sollte. Die MPO sagt, man müsse erörtern, wie man es schaffe, "erfolgreich die Rahmenbedingungen für den Betrieb einer Lokalzeitung zu gestalten". Damit spielt Peter Tischler auch auf den Auflagenrückgang an, der schon länger alle Tageszeitungen erfasst hat.
Auflagen gehen zurück
Davon ist auch der Landkreis Lichtenfels betroffen, pro Jahr werden auch hier zwischen zwei und drei Prozent weniger Zeitungen verkauft. Im März hat die in Coburg ansässige "Neue Presse" ihre Lichtenfelser Ausgabe eingestellt.