Michael Busch München hat einen, Nürnberg auch. Ebenso Leipzig und Hamburg. Und jetzt auch Erlangen. Diese Städte und noch ein paar mehr, haben sogenannte Pop-Up-Radwege. Erlangen besitzt einen solchen temporären Radweg ab heute.

Gemeinsam und dennoch getrennt

In der Juli-Sitzung haben die Mitglieder des Verkehrsausschusses der Stadt Erlangen beschlossen, am Kosbacher Damm dieses Experiment zu wagen. Zwischen der Odenwaldallee und der Möhrendorfer Straße wird die vierspurige Kanalüberquerung auf zwei Fahrstreifen reduziert. In jede Fahrtrichtung steht nunmehr eine Spur den Radlern zur Verfügung.

Der Pop-Up-Radweg ist in der Coronazeit populär geworden. Mit diesem kurzfristig eingerichteten Radweg soll auf akute Gefahren- oder Krisensituationen reagiert werden. Dazu zählen die sich verändernden Rahmenbedingungen, die solch einen Schritt erforderlich machen. Die Covid-19-Pandemie habe genau zu dieser Änderung der Rahmenbedingungen geführt, wurde den Ausschussmitgliedern erklärt. Denn diese angeordneten Radwege sollen letztlich dazu beitragen, dass die Radfahrer die vorgegebenen Abstände untereinander einhalten können.

Aber auch die Entlastung des Nahverkehrs spiele eine wichtige Rolle. Dort bestehe eine erhöhte Ansteckungsgefahr, die beim Radfahren so nicht gegeben sei. Zumal der Mobilitätsreport des Bundesbildungsministeriums erklärt, dass 20 Prozent der üblichen Fahrgäste im öffentlichen Personennahverkehr auf das Rad umgestiegen seien. Dass nebenbei die körperliche Bewegung verstärkt wird und das Radfahren an sich der Gesundheit und damit auch der Stärkung des Immunsystems diene, werde "so nebenbei mitgenommen".

Planungs- und Baureferent Josef Weber erklärte: "Diesen Radweg an dieser Stelle einzurichten ist für die Radfahrenden, die von der Steinforstgraben-Sperrung betroffen sind, eine große Erleichterung. Uns versetzt es gleichzeitig in die Lage, eigene Erfahrungen mit dieser Art der Radwegeführung zu sammeln." Denn auch an anderen Stellen könne man sich diese Verkehrsregelung durchaus vorstellen. Unter anderem könne Am Europakanal oder in der Frauenauracher Straße diese Straßengestaltung umgesetzt werden.

Die Arbeiter vor Ort schauten am Dienstag immer wieder skeptisch in Richtung Himmel. Denn um die Strecke entsprechend für den Mittwoch aufzurüsten, musste es trocken bleiben. "Die gelben Linien und Fahrbahnmarkierungen lassen sich sonst nicht aufbringen", erklärt Andreas Pfeil, Leiter des Erlanger Tiefbauamtes. Die Sicherheit aller Verkehrsbeteiligten müsse natürlich gewährleistet werden. Drei Bushaltestellen, die Abfahrt zur Straße Am Europakanal respektive die von dort kommende Auffahrt machen die Planungen nicht einfacher. "Wenn wir fertig sind, stehen hier 300 Baken und entlang der zwei mal 1,5 Kilometer langen Strecke sind entsprechende Markierungen angebracht."

Zunächst bleibt diese Sonderform des Radweges bis September bestehen. Das liege an der parallel stattfindenden Baustelle in der Steinforststraße, erklärt der Tiefbauchef. In dieser Zeit werde man die beiden Fahrstreifen genau beobachten und auch zählen, wie diese genutzt werden.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) ist jedenfalls begeistert. In einer Mitteilung zu den Spuren ist zu lesen: "Die Pop-Up-Radspur ist ein Kurzzeit-Experiment. Sie zeigt für wenige Stunden und jenseits aller Planfeststellungsverfahren, wie eine fahrradfreundliche Infrastruktur aussehen und welchen Einfluss sie auf den Verkehr ausüben kann. Zumindest für ein paar Stunden kann ein geschützter Radfahrstreifen Realität werden."