Die Zwischenmeldung zum Geschäftsjahr 2016/17 klang zurückhaltend. Der Versandhändler war mit dem Geschäft nicht zufrieden.
Tobias Kindermann
Es sind Nachrichten, die ist man aus dem Unternehmen nicht gewohnt. Nach Jahren stabilen Wachstums hat Baur für die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2016/17 einen Rückgang gemeldet. Mit einem Gesamtumsatz von 323 Millionen Euro blieb man rund drei Prozent unter dem Vorjahreswert von 334 Millionen Euro - und vor allem unter den eigenen Zielen.
Doch ist das nun - nach den vielen Erfolgsmeldungen - ein Signal für eine Trendwende im Unternehmen? Muss man grundsätzlich den Kurs ändern? Nein. Manfred Gawlas, Sprecher im Unternehmen, weist auf einige Besonderheiten hin. Baur ist ja längst nicht mehr der klassische Versandhändler mit Sitz am Obermain.
Zwar macht der klassische Versandhandel immer noch über die Hälfte im Umsatz aus, aber inzwischen tragen auch Baur Fulfillment Solution (BFS), ein Dienstleister für den Bereich E-Commerce, sowie etwa die österreichische Tochter Unito kräftig zum Umsatz bei. Unito betreut die ehemalige Konkurrenzmarke Quelle, deren Markenrechte vom Otto-Konzern übernommen wurden, in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dazu kommen Firmen wie Octobo, ein Spezialist für Online-Marketing, oder der E-Commerce-Dienstleister Empiriecom.
Vor allem außerhalb der Kernmarke Baur läuft es gut, besonders bei BFS. Doch anders sieht es bei Baur selbst aus: "Die Geschäftsführung mit Albert Klein hat ja darauf hingewiesen, dass wir da nicht zufrieden sind." Baur weist keine detaillierten Zahlen für die einzelnen Bereiche aus, aber man lässt erkennen: Der Rückgang beim Gesamtumsatz ist vor allem auf das Textilgeschäft bei Baur
zurückzuführen. "Der Bereich Möbel läuft weiter gut."
Zwei Punkte hebt Gawlas hervor: "Man darf zum einen nicht vergessen: Baur hat einige richtig gute Geschäftsjahre hinter sich, März und September waren heuer branchenweit schwache Monate." Der Oktober, gibt Gawlas einen Ausblick, sei schon wieder deutlich besser gelaufen - und in den umsatzstarken Monaten um das Weihnachtsgeschäft hoffe man, wieder Boden gut machen zu können. Dazu sollen auch zusätzliche Verkaufsaktionen beitragen.
Neuer Bereich kommt hinzu
Im kommenden Jahr will Baur zudem den Bereich "Lifestyle" entwickeln, mit dem man neue Kundinnen mit wechselnden und saisonal abgestimmten Themen ansprechen will.
Dazu hat man sich auch intern neu strukturiert. Es gab aber im Vorstand Differenzen, wie man das angehen sollte.
Deshalb verließ Ende September Jens Kranz, Geschäftsführer "Marke und Vertrieb", das Unternehmen. Baur ist noch auf der Suche nach einem Nachfolger.
Mit 3800 Mitarbeitern beschäftigte Baur im Frühjahr auch deutlich weniger Mitarbeiter als noch vor einem Jahr, als man 4200 Personen im Unternehmen hatte. "Das ist noch die Delle durch den Wegfall des Kunden Fressnapf bei BFS", ruft Gawlas in Erinnerung. Dadurch gingen 280 Arbeitsplätze verloren, 138 Mitarbeiter konnte Baur nicht weiter beschäftigten. "Die hätten wir auch gerne behalten. Mittlerweile suchen wir wieder in dem Bereich Personal und finden keines." Inzwischen bewegt man sich wieder bei 3900 Beschäftigten in der Baur-Gruppe. Die Schwankungen bei den Mitarbeiterzahlen kommen vor allem durch den Logistik-Bereich, sagt Manfred Gawlas, wo man flexibel auf den Bedarf der Kunden reagieren müsse. "In den anderen Bereichen des Unternehmen sind die Zahlen stabil."