Zwischen Frauenaurach und Höchstadt-Ost kommen die Bauarbeiten zum sechsspurigen Ausbau der Autobahn immer mehr in Gang. Eine besondere Herausforderung für die Rettungskräfte entlang der Autobahn.
Michael Busch Thomas Heideloff schaut ernst. Vor ihm liegen die Pläne der A 3. Großbaustelle zwischen Frauenaurach und Höchstadt-Ost. Knapp 14 Kilometer in jede Fahrtrichtung, die für die nächsten Jahre den Rettungsdienstleiter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) beschäftigen werden.
1800 Unfälle gab es 2019 bundesweit in Baustellenbereichen auf Autobahnen. Eine Zahl, die in der Gesamtstatistik nicht auffällt. Doch wer in einer Baustelle in einen Unfall verwickelt ist, dem ist die Statistik zumeist egal, schnelle Hilfe ist angefragt. Und darum schaut Heideloff ernst auf die Pläne. "Wir werden in der Baustelle oft Zeit verlieren." Eigentlich sollten die Hilfseinheiten spätestens zwölf Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort sein. "Diese Hilfsfrist werden wir aber in den Baustellen nicht einhalten können", erklärt der Experte.
Theorie und Praxis
Im Vorfeld solch einer Baustelle gibt es zwar Treffen zwischen den Beteiligten, also "Autobahnbauern", den Verkehrsabsicherern und den Rettungskräften sowie der Polizei, doch Theorie und Praxis klaffen dann ein Stück weit auseinander. "Die Baustellen selber anzufahren, ist oft kein Problem", sagt Heideloff. Also den Menschen zu helfen, die auf der Baustelle arbeiten. Anfahrten von außen, Lotsenpunkte und entsprechend geschultes Personal decken diesen Bereich gut ab. Sollte es im Verkehr aber zu einem Unfall kommen, sehe das ein wenig anders aus.
Die Unfallforscher der Versicherer schauen sich Baustellen und die dortigen Gefahren gut an. Die Forscher sagen: "Autobahnen sind die qualitativ hochwertigsten und sichersten Straßen in Deutschland. Schwachstellen sind neben den Anschlussstellen vor allem Baustellenbereiche, die zu Störungen im Verkehrsablauf und immer wieder zu schweren Unfällen führen."
Im eigentlichen Baustellenbereich komme es nicht einmal zu den schweren Unfällen, weil die Geschwindigkeit verringert ist. Bei der Ein- und Ausfahrt in die Baustelle sowie bei den Verschwenkungen gebe es aber ein erhöhtes Risiko, auch mit Unfällen, bei denen die Rettungskräfte schnell gefordert sind.
Der BRKler ist grundsätzlich ja schon froh, dass die Rettungsgasse auf der Autobahn immer besser funktioniere, außerhalb der Baustellen. "Das haben die Fahrer begriffen." Nicht zuletzt durch die aufwendige Aufklärungsarbeit, die seit Jahren läuft. Aber in den Baustellen sieht es anders aus. "Die Fahrer sollen versetzt fahren. So dass die Rettungskräfte im Zick-Zack-Kurs sich bis zur Unfallstelle bewegen können." Doch die Realität zeigt: Dicht auf dicht, Autos neben Sattelzügen und nichts geht mehr. Manchmal zählen Minuten, in diesen Staus bleiben diese auf der Strecke. "Das ist auch nicht einfach für die Fahrer", erläutert der einsatzerfahrene Heideloff. "Sie wollen helfen und stecken fest." Und wenn dann die Einsatzstichworte noch eingeklemmte Person, Brand oder ähnliche sind, heißt es: "Tief durchatmen und ruhig bleiben!" Heideloff selber sei erst kürzlich bei einem Unfall rund 700 Meter bis zum Unfallort gelaufen, weil eben nichts mehr ging.
Die Feuerwehren nutzen zum Teil, je nach Meldung, auch die Gegenseite zum Anfahren - im Notfall. Denn die Risiken, die damit verbunden sind, seien nicht zu unterschätzen.