"Liste der Schande": Bobbycar-Hersteller hat mit Beschwerde Erfolg - US-Uni stuft Spielzeug-Giganten neu ein

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In Fürth bei Simba-Dickie hatte man sich heftig gegen die Nennung auf der Liste der Yale-Universität gewehrt.
Fürth: Simba-Dickie wehrt sich gegen "Liste der Schande" - Spielzeug-Gigant bestreitet Russland-Geschäfte
Simba-Dickie-Group GmbH

Der fränkische Spielzeug-Gigant, die Simba-Dickie-Gruppe, tauchte auf einer "Liste der Schande" der Yale-Universität auf, die Unternehmen und ihre Russland-Beziehungen öffentlich machen soll. Doch der Konzern wehrte sich heftig gegen die Nennung - mit Erfolg.

  • Fürth: Spielwaren-Gigant Simba-Dickie tauchte auf "Liste der Schande" auf
  • Geschäfte in Russland: Yale-Universität will Beziehungen von Konzernen öffentlich machen
  • "Weder Werke noch Geschäftsräume": Spielzeugunternehmen wehrte sich gegen Nennung
  • Neue Einstufung: US-Uni führt Simba-Dickie jetzt in Kategorie B

Der fränkische Spielwaren-Gigant, die Simba-Dickie-Gruppe (SDG) mit Hauptsitz in Fürth, wurde mit ganz oben auf der als "Liste der Schande" bekanntgewordenen Übersicht der amerikanischen Yale-Universität genannt. Der dortige Wirtschafts-Professor Jeffrey Sonnenfeld hat mit einem Team eine Übersicht weltweit bedeutender Unternehmen und ihrer aktuellen geschäftlichen Russland-Beziehungen zusammengestellt, die öffentlich einsehbar ist - und bereits zu zahlreichen Boykott-Aufrufen geführt hat. Simba-Dickie hatte sich heftig gegen die Nennung gewehrt - und verbucht nun einen großen Erfolg: Denn die US-Uni hat das Unternehmen neu eingestuft

Update vom 28.04.2022, 17.30 Uhr: Simba-Dickie wird neu eingestuft - US-Uni korrigiert Fehler 

Das für die "Liste der Schande" verantwortliche Team der US-amerikanischen Yale-Universität hat auf eine Beschwerde des fränkischen Spielzeug-Herstellers Simba-Dickie reagiert. Vergangene Woche war Simba-Dickie in der Liste noch unter der Kategorie F genannt worden - und damit als Unternehmen, das trotz Ukraine-Krieg vermeintlich "business as usual" in Russland betreibe.

Das Unternehmen selbst, das zu den größten Spielwarenherstellern weltweit gehört und unter anderem die berühmten Bobbycars herstellt, hatte betont, man habe "weder Werke noch Geschäftsräume in Russland". Eine russische Vertriebsgesellschaft mit einem ähnlichen Namen gehöre schon seit Jahren nicht mehr zum Konzern - man betreibe seit Kriegsbeginn auch keine weiteren Geschäfte mit dieser.

Es handle sich um einen Fehler, der offenbar durch falsche Recherche von Studierenden der Uni zustande gekommen sei, hatte eine Sprecherin von Simba-Dickie gegenüber inFranken.de erklärt. Nachdem der Name noch einige Tage in der Kategorie zu finden gewesen war, hat die Yale-Universität sich selbst nun korrigiert

Simba-Dickie, Adidas und Puma jetzt in Kategorie B - "alle Geschäfte in Russland ausgesetzt"

Simba-Dickie wird jetzt - ebenso wie Adidas und Puma - in der Kategorie B gelistet. Dabei handle es sich um Unternehmen, die laut der US-Uni "vorübergehend die meisten oder fast alle Aktivitäten einschränken, sich aber die Möglichkeit der Rückkehr offen halten".

Simba-Dickie habe "alle Geschäfte in Russland ausgesetzt, einschließlich der Geschäfte mit einem unabhängigen Händler vor Ort", heißt es mittlerweile. Das Unternehmen selbst wolle sich nicht mehr mit einem Statement zu der neuen Einstufung öffentlich äußern, so die Sprecherin auf Anfrage von inFranken.de.

Der Fall hatte nach der Berichterstattung von inFranken.de deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt und die Debatte um die Liste erneut angefacht. Viele der genannten Unternehmen fühlen sich an den Pranger gestellt, während Befürworter und Befürworterinnen darin einen Beitrag zur Transparenz sehen. 

Erstmeldung vom 21.04. 2022: Fränkischer Spielwaren-Gigant auf "Liste der Schande" - "weder Werke noch Geschäftsräume in Russland"

Simba-Dickie wird dort unter der Kategorie F genannt. Das sind laut Yale-Universität  "Unternehmen, die in Russland einfach so weitermachen wie bisher" und dies "trotz Forderungen nach Beendigung oder Reduzierung der Aktivitäten". Eine Einstufung, die man beim Unternehmen in Fürth absolut nicht nachvollziehen kann, wie eine Sprecherin gegenüber inFranken.de erklärt. "Wir sind dort nicht korrekterweise darauf und haben bereits Kontakt mit der Universität aufgenommen", so die Sprecherin.

Der Grund: "Wir haben weder Werke noch Geschäftsräume in Russland. Die Simba Dickie Group ist nicht mehr selbst in Russland tätig", sagt sie. Früher habe es zwar ein Tochterunternehmen des fränkischen Spielzeug-Konzerns in Russland gegeben. Doch dort sei man bereits seit dem 1. Oktober 2018 nicht mehr Gesellschafter, erklärt die Sprecherin. Wie es sein könne, dass das Unternehmen auf der "Liste der Schande" auftauche, darüber könne man nur Vermutungen anstellen, heißt es. Ob es am Namen liegt? "Die Vertriebsgesellschaft existiert noch als 'Symba Toys Rus'", so die Sprecherin. Allerdings sei das Unternehmen seitdem "reiner Distributor" und nicht mehr Teil des fränkischen Konzerns.

"Seit Kriegsbeginn haben wir zudem keine Geschäfte mehr mit diesem Distributor getätigt", betont sie. Man stehe "aktuell weiterhin in Kontakt mit der Universität von Yale" und fordere, "dass sie uns von der Liste entfernen". Das Anliegen sei zur Überprüfung auch an die verantwortlichen Studierenden weitergegeben worden, noch warte man auf Rückmeldung. Eigentlich befürworte der Konzern aus Fürth das Projekt aber. "Grundsätzlich ist die Liste der Studenten gut. Allerdings ist sie schlecht recherchiert, weil die SDG keine Geschäfte mehr mit Russland betreibt", sagt die Sprecherin.

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