In der durch Nationalismus und revolutionären Geist geprägten ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Franken dann auch eine eigene Identität, die die bestehenden starken regionalen Unterschiede zwischen Mittel-, Unter- und Oberfranken übertünchte. Wie häufig in der Geschichte entwickelte sich die Identität Frankens demnach mehr gegen etwas - nämlich die bayerische Vorherrschaft - als dass sie auf innere Gemeinsamkeiten fußte.
Entwicklung nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs
Doch spätestens mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 hatten diese harten Frontlinien ihre Bedeutung schon wieder teilweise verloren: Bayern war nun Teil Deutschlands - und die fortschreitende Zentralisierung des neuen Kaiserreichs ließ alte Konflikte in den Hintergrund treten.
Aus der Feindschaft wurde dadurch immer mehr die kulturelle Rivalität, die bis heute das Verhältnis von Süd- und Nordbayern prägt. Eine Abspaltung Frankens, wie sie noch im 19. Jahrhundert Ziel war, fordert heute niemand mehr ernsthaft. Dennoch bleiben kulturelle, politische und wirtschaftliche Unterschiede bis heute bestehen.
So ist bis heute ein wirtschaftliches Gefälle zwischen Südbayern und Franken zu beobachten, die insbesondere noch durch die über 40 Jahre dauernde Teilung Deutschlands herrührt: Franken, insbesondere Oberfranken war über Jahrzehnte Grenzregion zum Ostblock und lag deshalb weit weniger zentral in Deutschland, als dies nach dem Fall der Mauer der Fall war. Bis heute ist beispielsweise die Arbeitslosenquote in Franken höher, als vielerorts im Süden Bayerns.
Rivalität mit Bayern - trotz fränkischer Ministerpräsidenten
Auch politisch fühlt sich Franken bis heute häufig von München übervorteilt - auch wenn mit Günther Beckstein (2007-2008) und Markus Söder (seit 2018) gleich zwei der letzten drei bayerischen Ministerpräsidenten aus Franken, genauer Mittelfranken, stammen.
Dass sich die vor allem von fränkischer Seite gelebte Rivalität zwischen Franken und Bayern in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten auflösen wird, ist deshalb äußerst unwahrscheinlich - auch wenn heute kaum noch jemand weiß, woher sie eigentlich rührt.
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