Rente mit 63: So reagieren große Franken-Unternehmen wie Siemens und DATEV

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inFranken.de hat bei Firmen in Franken nachgeforscht, um herauszufinden, wie sie mit Frührente umgehen.

Es scheint unvermeidlich, dass Deutschlands Rentensystem Veränderungen erfahren wird. In den letzten Wochen gab es reichlich Diskussionen über Reformen und Einsparungen. Insbesondere die Rente mit 63 war ein heiß diskutiertes Thema.

Zuletzt hat sich ein Finanz-Experte für die Abschaffung der Frührente ausgesprochen – er würde so Milliarden an Euro sparen. Doch wie gehen die großen Unternehmen in Franken mit dem Thema um? infranken.de hat nachgefragt. 

Rente mit 63 Jahren: Bei der VAG in Nürnberg bleibt man flexibel bei dem Thema

Nach der Haushaltssperre und den Plänen der Bundesregierung gerade auch bei der Rente massiv zu sparen, hat es von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) bereits im Dezember 2023 gegenüber unserer Redaktion klare Aussagen zur Frührente gegeben. Es wurden Fakten genannt, die gegen die Abschaffung sprechen sollten. Und die großen Unternehmen in Franken, wie sehen sie das Thema? Sie haben ganz unterschiedliche Ansätze, mit der Rente mit 63 Jahren umzugehen. 

Bei der Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg (VAG) geht man sehr flexibel an das Thema heran. Hier heißt es dazu: "Wir stellen sowohl während des Arbeitslebens als auch beim Übergang in den Ruhestand den Wunsch nach einer erhöhten Arbeitszeitflexibilisierung der Mitarbeitenden fest." 

Daher sind die Möglichkeiten für Mitarbeiter der VAG auch variabel: "Neben Teilzeitmodellen oder Sabbatvereinbarungen bieten wir auch für den Übergang in den Ruhestand eine Vielzahl von Möglichkeiten an. Diese reichen von Altersteilzeit zum früheren Renteneintritt bis hin zur Verlängerung der Arbeitszeit während des schrittweisen Übergangs in den Ruhestand." Und es gibt noch mehr Maßnahmen: "Darüber hinaus ergreifen wir innerbetriebliche Maßnahmen, die den demografischen Wandel antizipieren und zusätzliche Potenziale nutzen. Dazu gehört auch die Erhaltung und Verbesserung der Arbeitsfähigkeit der Arbeitnehmer*innen sowie die Bereitstellung von Angeboten zur Qualifizierung und Gesundheitsförderung der Beschäftigten."

Umgang mit Frührente: Europäischer Top-IT-Dienstleister aus Franken setzt auf Sabbatical 

Auch bei der DATEV kommt ein sogenanntes Sabbatical zum Einsatz, wenn es um Frührente geht. Das Unternehmen, mit Hauptsitz in Nürnberg, ist laut eigener Angaben der drittgrößte Anbieter für Business-Software in Deutschland und einer der großen europäischen IT-Dienstleister. Alleine in Mittelfranken arbeiten fast 8000 Menschen für das Unternehmen. 

Gegenüber inFranken.de erklärt eine Sprecherin: "Bei uns haben die Mitarbeitenden die Möglichkeit, während ihres Berufslebens ein sogenanntes Sabbatical in Anspruch zu nehmen. Sie können sich also eine Auszeit, im Zeitrahmen von einem Monat, bis zu 3 Jahren, vom Berufsleben nehmen, etwa im Falle einer Pflegesituation, um auf Reisen zu gehen oder sich fortzubilden."

Und weiter wird erklärt: "Mitarbeitende können das Sabbatical auch als frühzeitigen Übergang in die Rente nutzen. Sie befinden sie somit in dieser Zeit in einer Freistellungsphase. Diese Freistellungsphase (und den damit verbundenen früheren Renteneintritt) können sich die Mitarbeitenden über einen Teilverzicht auf ihr Gehalt vorfinanzieren."

Vorruhestand bei der DATEV: Leichte Veränderungen in den letzten Jahren

In den vergangenen Monaten wurde auch häufig über einen Anstieg der Anträge auf eine Frührente berichtet. Bei der DATEV in Nürnberg hat man beim Blick auf die Entwicklungen in den zurückliegenden Jahren nur leichte Veränderungen feststellen können.

Bei dem IT-Dienstleister hat man insgesamt "von 2020 auf 2021 einen leichten Rückgang der Personen verzeichnet, die in den Vorruhestand gegangen sind. 2022 hat sich dieses Niveau zum Jahr 2021 gehalten."

Und weiter heißt es dazu: "Im vergangenen Jahr, also 2023, haben sich die Vorruhestandszahlen wieder auf das Ursprungsniveau von 2020 eingependelt. Mit Vorruhestand sind die Personen gemeint, die entweder früher als vorgesehen (sprich u. a. das gesetzliche Renteneintrittsalter noch nicht erreicht haben) in Rente gegangen sind oder unsere Sabbatical-Regelung genutzt haben. 

Siemens setzt auf lange Zusammenarbeit mit den Angestellten

Bei Siemens, einem weltweit agierenden Unternehmen, hat man, so heißt es auf unsere Anfrage, "derzeit keinen ausgesprochenen Trend zur Frührente wahrgenommen".

Zum Umgang mit der Rente mit 63 Jahren erklärt ein Sprecher von Siemens: "Eines unserer Ziele im Unternehmen ist es, die Beschäftigungsfähigkeit unserer Mitarbeitenden aufrechtzuerhalten und zu stärken. Dazu möchten wir unsere Mitarbeitende befähigen, in einem sich ständig verändernden Umfeld, resilient und relevant zu bleiben."

Der Blick auf das Alter eines Angestellten soll laut Konzern, für seinen Job im Unternehmen nicht entscheidend sein: "Die Beschäftigungsfähigkeit ist keine Frage des Alters und wir möchten unsere Mitarbeitenden möglichst lange beschäftigungsfähig halten." 

Rente mit 63 Jahren: MAN und Universität Erlangen-Nürnberg

Eine Anfrage bei der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) brachte keine Erkenntnisse für die Frage, wie es hier bei den rund 5.900 Mitarbeitern (inklusive der Universitätsklinik), um das Thema Rente mit 63 bestellt ist. 

Gegenüber der Redaktion äußerte sich eine Sprecherin der FAU nur so weit, dass dazu "keine belastbaren Zahlen vorliegen" würden, die man "entsprechend aufbereiten könnte". Man könnte bestenfalls ein Stimmungsbild liefern, das aber keinen Anspruch auf Korrektheit hat. Daher gab es keine Antwort auf unsere Anfrage.

Und auch bei MAN fällt die Antwort gegenüber unserer Redaktion knapp aus. Der Nutzfahrzeughersteller mit seinem Motorenkompetenzzentrum in Nürnberg erklärt zum Thema "Rente mit 63" kurz: "Das Angebot der Altersteilzeit – verbunden mit einem Eintritt in die Rente mit 63 - wird von den Beschäftigten von MAN Truck & Bus unverändert häufig nachgefragt und genutzt." 

Vorschaubild: © Siemens (Symbolbild)