Kurios ist es schon: Nur kurz nach dem direkten Wiederabstieg in die 2. Liga vermeldet der HC Erlangen seinen Königstransfer in der Vereinsgeschichte. Pavel Horák kommt von den Füchsen Berlin und soll das Team wieder ins Oberhaus führen.
Eine gewisse Portion Selbstbewusstsein gehört schon dazu, nur wenige Tage nach dem direkten Wiederabstieg aus der Handball-Bundesliga eine solche Pressemeldung aufzusetzen. "Weltklasse im Anflug" hatte der HC Erlangen am Montag in die Betreffzeile seiner E-Mail geschrieben und für den gestrigen Mittwoch die Vorstellung eines "außergewöhnlichen, hochkarätigen Spielers" angekündigt. Es klang, als hätte der Klub den Abstieg aus dem Oberhaus gar nicht wahrgenommen.
Dass der HC Erlangen in seiner Mitteilung zu dick aufgetragen hätte, konnte man tatsächlich nicht sagen, als der Neue - flankiert von Geschäftsführer Stefan Adam - mit seinem Rollköfferchen am Nürnberger Flughafen eintraf, dort, wo auch gleich seine Vorstellung stattfand. Pavel Horák, 32 Jahre alt und 1,98 Meter groß, ist in der Tat ein handballerisches Schwergewicht, nicht nur aufgrund seiner imposanten Erscheinung.
Seit 2013 spielt der Tscheche im Trikot der Füchse Berlin, holte jüngst mit dem Hauptstadt-Klub den EHF-Cup und vergangene Saison den DHB-Pokal. Zuvor war er jahrelang bei FA Göppingen aktiv und galt schon damals als einer der besten Rückraumspieler der Bundesliga. Auch für sein Heimatland trug er bereits 73 Mal das Nationaltrikot. Trotz laufenden Vertrags bei den Füchsen (bis 2016) schafften es Adam & Co., dem 32-Jährigen die Vorzüge des HC Erlangen schmackhaft zu machen und auch andere Interessenten aus der Bundesliga auszustechen. "Mehr Signal dafür, dass wir ohne wenn und aber direkt wieder aufsteigen wollen, gibt es wohl nicht. Pavel ist für uns eine neue Qualitätsstufe", sagte der HC-Geschäftsführer.
Und so jemand entscheidet sich für den Gang in die 2.
Liga? Gewisse Zweifel seien schon vorhanden gewesen als die Anfrage hereinflatterte, sagte Horák: "Ich habe mit den Verantwortlichen lange gesprochen, mich auch bei vielen anderen Personen über den HC Erlangen erkundigt. Nirgends habe ich irgendetwas Negatives gehört. Dass Spieler wie Martin Stranovsky oder Ole Rahmel diesen Weg auch nach dem Abstieg mitgehen, hat mir zusätzliche Sicherheit gegeben. In einem Jahr wollen wir zurück in der Bundesliga sein. Ich bin überzeugt, mit dem Wechsel keinen Fehler gemacht zu haben."
In Berlin kam Horák in den vergangenen Wochen aufgrund von Kniebeschwerden zwar nur noch selten zum Einsatz, diese sollen aber spätestens bis zur Saisonvorbereitung wieder abgeklungen sein: "Mein Körper ist vertragstauglich", scherzte der 113-Kilo-Koloss mit der sanften Stimme. Auch seine Rolle wird künftig eine andere sein als in Berlin, wo er in erster Linie als Abwehrchef agierte.
"Pavel wird bei uns vermehrt ins Angriffsspiel mit eingebunden", sagte Adam über den Neuzugang, der für zwei Jahre bis 2017 unterschrieben hat. Auch Trainer Robert Andersson weiß, was er an seinem neuen Schützling hat: "Er ist variabel, besitzt viel Routine und ist ein absoluter Führungscharakter."