Die Errichtung eines Stromverteilers auf dem Festplatz in Pretzfeld sorgte für eine Diskussion im Gemeinderat. Von Erpressung war die Rede.
Völlig unerwartet diskutierten die Pretzfelder Marktgemeinderäte in ihrer Sitzung länger über den Punkt, einen Stromverteiler am Festplatz nahe der Sankt-Kilian-Kirche zu errichten. "Die bisherige Praxis, den Kasten einfach aufzumachen und das Kabel anzuschließen, ist nicht mehr möglich", sagte Bürgermeisterin Rose Stark (SPD/Ökol.). Sie gab an, dass dann an der Kirche auch keine gemeindlichen Veranstaltungen mehr abgehalten werden könnten. Die Stromversorgung für die Kiliani-Kirchweih und den Weihnachtsmarkt ist bisher provisorisch erfolgt. Korrekterweise muss die Stromversorgung über einen Festplatzverteiler erfolgen. Hierzu gab es eine Ortsbegehung mit Bürgermeisterin, Pfarrer Florian Stark und Vertretern der Stadtwerke Ebermannstadt. Von den Stadtwerken lag ein Angebot für die Errichtung eines Festplatzverteilers in Höhe von etwa 3800 Euro vor.
Karl-Ludwig Grodd (WPA) fragte nach, wo der Verteiler angebracht werden solle und ob dieser auch für kirchliche Feste genutzt werden wird. Rose Stark erklärte, dass der Verteiler an der Mauer beim Pfarrheim angebracht werden soll. Dies sei nach Aussage der Stadtwerke der beste Platz. Der Verteiler könne auch von der Kirchengemeinde genutzt werden. Grodd wies darauf hin, dass der neue Standort weiter weg von den Verbrauchern liegt.
Längere Leitung
Dritter Bürgermeister Gerhard Kraft (FW) fand es nicht gut, dass dadurch längere Kabel zu den Ständen verlegt werden müssten und somit Stolperfallen für die Besucher entstehen würden. "Ich denke, dass die von den Stadtwerken den besten Vorschlag machen. Stolperfallen kommen sowieso auf uns zu", entgegnete die Bürgermeisterin. Zweiter Bürgermeister Walther Metzner (WPA) und Hans-Jürgen Müller (SPD/Ökol.) schlugen vor, eine längere Leitung verlegen zu lassen, um einen besseren Standort - näher zum Verbraucher - für den Verteiler zu haben. Das koste etwas mehr, sei aber sicherer.
Gerhard Mühlhäußer (CSU/BB) wollte wissen, ob es sich hier um eine gesetzliche Vorschrift handelt und ob der Kasten auf Gemeindegrund angebracht wird. Rose Stark antwortete, dass es eine Anfrage der Kirchengemeinde gab, dass es aber auch gesetzliche Vorschrift sei und der Kasten auf kirchlichem Grund aufgestellt werden soll. "Wurde darüber gesprochen, ob sich die Kirche beteiligt", fragte Mühlhäußer nach. Stark gab an, dass es kein so großes kirchliches Fest gebe. Mühlhäußer wollte den Punkt vertagen lassen und "erst vernünftig klären, wo der beste Standort ist und was das kostet". Er wollte "keinen Pseudobeschluss" treffen. Dem entgegnete die Bürgermeisterin, dass dann die Kiliani-Kerwa ausfallen würde. "Die Kirche will das mit dem Strom so auch nicht mehr", gab sie an. Darauf sprachen einige Räte von "Erpressung". Rose Stark erklärte, dass auch die Stadtwerke auf eine Entscheidung drängten, um rechtzeitig fertig zu werden. Es sei schwer, mit deren Vertretern einen Termin zu vereinbaren, und mit Kirchenvertretern müsse auch gesprochen werden. Steffen Lipfert (FW) schlug vor, den Stadtwerken zu signalisieren, dass sie den Verteilerkasten bestellen können, dass aber die Länge für das Verlegen noch zu besprechen sei. Walther Metzner schlug vor, den Festplatzverteiler und mögliche Mehrkosten für einen anderen Standort zu beschließen. Dem stimmte die Mehrheit des Gremiums zu.
Sicherheit geht vor
Pfarrer Florian Stark sagte auf Anfrage, dass es der Kirche nicht um Finanzielles gehe, sondern um den Sicherheitsaspekt. Er erzählte, dass seit Jahren im Keller des Pfarrheims der Deckel am Sicherungskasten abgebaut werde und Starkstromanschlüsse angebracht werden. Die Kabel laufen dann einfach durch das Gebäude. Das Problem sei der Gemeinde auch seit Jahren bekannt. "So ein Festplatzverteiler scheint die sauberste Lösung, im Gegensatz zu einem offenen Stromkasten", meinte er. Auch sollte die Kiliani-Kirchweih nie entfallen. Pfarrer Stark freut sich, dass diese heuer vom Sportverein übernommen und sogar zwei Tage dauern wird.