Die Emotionen kochen über: Bauern fällen alte Obstbäume, Naturschützer schimpfen und klagen. Vieles ist in der Diskussion um die Streuobstwiesen im Landkreis Forchheim schief gelaufen. Aber wer sachlich bleibt, findet versöhnliche und zukunftsfähige Ideen.
Der Streit um die Streuobstwiesen droht zu eskalieren, die Bevölkerung scheint gespalten. Anfang des Jahres hätte sich wohl kaum einer vorstellen können, dass der Obstbau im Landkreis Forchheim zu einem so großen Zankapfel heranwächst. Vielerorts liegen nun alte Obstbäume am Boden. Landwirte und Naturschutzverbände stehen sich unversöhnlicher denn je gegenüber. Von beiden Seiten hagelt es in Leserbriefen und Kommentarspalten Vorwürfe, wenn nicht sogar Beschimpfungen.
FT setzt Themenschwerpunkt
Dabei ist komplett in Vergessenheit geraten: Alle, wirklich alle, im Landkreis Forchheim wollen, dass unsere von Obstbau geprägte Kultur- und Naturlandschaft in der Fränkischen Schweiz erhalten bleibt. Der Fränkische Tag Forchheim wird das Thema Obstbau in den kommenden Tagen in mehreren Geschichten beleuchten und möchte damit einen Beitrag leisten, Klarheit in den hoch emotionalen Streit zu bringen.
Denn wer sich sachlich mit dem Obstbau in der Region auseinandersetzt und sich von den Schattenkämpfen der Politik und Interessensverbänden nicht ablenken lässt, erkennt: Es gibt Ideen für eine versöhnliche Lösung.
Woher rührt der Streit?
Auf der Suche nach einer Ursache des Streits in diesem Frühjahr landet man bei der Biotopkartierung des bayerischen Landesamtes für Umweltschutz. Der Knackpunkt: Behördenmitarbeiter haben Fehler gemacht. Als die Karte im Januar veröffentlicht wurde, stellten Landwirte plötzlich fest, dass vielerorts normale Obstanlagen (zum Beispiel Kirschenintensivanlagen) als Streuobstwiesen markiert wurden. Das Umweltamt hat die Fehler eingeräumt und die falsche Kartierung zurückgezogen. Doch die fehlerhafte Kartierung hatte weitreichende Folgen.
Das liegt auch an zwei Missverständnissen: Erstens ist die Biotopkartierung kein politisches Instrument. Grob gesagt, ist sie eine Art Inventur. Und zweitens sind nicht alle Flächen, die das bayerische Landesamt für Umweltschutz dort kartiert, gesetzlich geschützte Biotope.
Sorgen der Obstbauern
Doch die Karte weckte unter den Obstbauern in der Fränkischen Schweiz Ängste, sie könnten nicht mehr über ihre Felder bestimmen. Die Sorgen waren beim Infoabend am 10. April im Sportheim in Weingarts deutlich zu spüren, der Andrang war riesig, die Empörung enorm.