Die Königsstadt scheint beliebt - das spüren Mieter negativ auf dem Markt. Vier Experten erklären, warum das so ist und wieso die Mietpreisbremse nicht ausreicht.
Martina Hübner, Maklerin aus Forchheim
"In den letzten Jahren sind die Mietpreise in Forchheim und den Ortschaften mit S-Bahn-Anschluss kontinuierlich gestiegen. Viele, die gerade in Erlangen arbeiten, finden dort nichts bezahlbares. Mit der Bahn sind sie aber gleich in Eggolsheim. Wichtig ist vielen, dass sie so auf ein zweites Auto verzichten können." Hübners Kunden wollen sich allerdings nicht mehr so viel Wohnraum leisten wie noch vor ein paar Jahren. Sie empfiehlt, nicht mehr als ein Drittel des Einkommens für die Miete auszugeben. "Sollte der Arbeitsplatz unsicher werden, bleibt noch genug Luft nach oben."
Jan-Carl Mehles, Group Leader Market Research bei "Immowelt"
"In Forchheim sind die Mieten in den letzten fünf Jahren um ein Drittel gestiegen: Der mittlere Preis bei Neuvermietungen stieg von 6,90 Euro pro Quadratmeter auf derzeit 9,20 Euro. Wohnraum ist in Forchheim gefragt, nicht zuletzt durch die hier angesiedelten Unternehmen aus der Medizintechnik-Branche. Preistreibend wirkt auch die Nähe zum Städtedreieck Nürnberg-Fürth-Erlangen. In diesen Großstädten ist das Mietniveau seit 2015 zwar prozentual weniger gestiegen, aber zum Beispiel in Erlangen mit 10,70 Euro pro Quadratmeter höher als in Forchheim."
Alexander Dworschak,Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft GWS
"Wann immer wir bauen, bauen wir Sozialwohnungen." Wobei der Geschäftsführer lieber von "gefördertem Wohnungsbau" spricht. "Sozial" suggeriere "Feinripp-Hemd und Bier in der Hand. Es handelt sich eher um bezahlbaren Wohnraum für die Mitte der Gesellschaft." 16 solcher Wohnungen entstehen aktuell in der Mayer-Franken-Straße. Der Bedarf ist groß. "Die Anzahl der Wohnungsuchenden ist deutlich gestiegen. Die Bewerber sind auch weniger durchmischt. Fast alle kommen mittlerweile aus den unteren Einkommensschichten."
Monika Schmid-Balzert, Mieterbund Bayern
"Die Mietpreisbremse ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht genug. Der Mieter muss sich aktiv um diese Bremse bemühen. Da ist der psychologische Hemmschuh zu groß. Keiner, der gerade seinen Mietvertrag unterschrieben hat, will es sich gleich mit dem Vermieter verscherzen." Der größte Harken der Mietpreisbremse sei aber: Eine Neuvermietung darf danach höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Diese lässt sich nur mit einem Mietspiegel feststellen. Einen solchen haben die meisten Gemeinden - Forchheim eingeschlossen - nicht.