Das obligatorische Trauerjahr, das habe es früher gegeben. Mittlerweile verschwinde es immer mehr aus den Köpfen. Schwarze Kleidung, typisch fürs Trauerjahr, wird heutzutage auch im Alltag getragen.
Das Problem sei vor allem ein gesellschaftliches, sagt Zepter. Verliert jemand einen geliebten Angehörigen, darf er trauern. Nach einer gewissen Zeit solle es dann aber auch wieder gut sein, im Beruf muss wieder Leistung gebracht werden, Freunde und Hobbys warten. "Wenn Trauer länger wird, versteht das die Gesellschaft nicht", sagt sie. Obwohl der Alltag oft schnell wieder einsetzt, bleibt "das Recht zu trauern".
Solche Gedanken machen sich viele, die zum Trauercafé kommen. "Wann darf man hierher kommen? Ist das jetzt zu spät?" Fragen, die sich auch der Witwer gestellt hat, der an diesem Montag zum ersten Mal dabei ist. Ein dreiviertel Jahr ist seit dem Tod seiner Frau vergangen. Bevor er sich ins Trauercafé gewagt hat, wusste er nicht, was auf ihn zukommt, eine Bekannte hat ihn schließlich überredet. "Eigentlich brauchst du das doch gar nicht", habe er sich immer gesagt. Bisher habe er doch auch so funktioniert.
Eine andere Trauernde musste kurz nacheinander zwei Sterbefälle verkraften. Seit vier Jahren ist sie bei den Treffen dabei, denn der Schmerz kann heute noch ebenso heftig zupacken wie damals. Manche ihrer Bekannten verstehen gut, dass sie nach vier Jahren noch das Trauercafé besucht, erzählt die Frau. Von ihrer Familie schlage ihr dagegen Unverständnis entgegen.
Es darf auch gelacht werden
Wer trauert, der durchlebt viele Emotionen. Zwischen die Momente der tiefen Trauer darf sich aber auch Hoffnung und Freude mischen. Ein Mensch, der den Verlust eines geliebten Menschen verarbeitet, muss nicht ständig traurig sein - es darf auch gelacht werden.
So ist es auch im Trauercafé, betonen Zepter und Kötter. Doch in der Gesellschaft ist das nicht immer so. "Es gibt welche, die verstehen nicht, wenn man fröhlich ist", sagt eine Dame. Manche Freunde hätten eine regelrechte Erwartungshaltung: Warum ist man heute nicht traurig? "Ich kann nicht nur traurig sein", sagt der Mann, der das erste Mal dabei ist.
Generell sollten Angehörige dem Trauernden das Gefühl geben, dass sie für ihn da sind, sagt Zepter. Der Satz "Ruf an, wenn du mich brauchst" bringe gar nichts, denn von sich aus werde sich der Trauernde nicht melden. Stattdessen helfe es, alltägliche Dinge zu unternehmen, gemeinsam zu kochen, spazieren zu gehen. "Einfach da sein." Vielen Trauernden helfe es außerdem, über den Verstorbenen zu sprechen, sagt Zepter. Der Tote sei schließlich weiterhin Teil des Lebens. "Es ist schön für den Trauernden, wenn jemand anderes auch Erinnerungen an den Verstorbenen hat."
Auf trauer.infranken.de können Sie Kerzen für Verstorbene anzünden
Das Höchstadter Trauercafé der Caritas
Inhalt Im offenen Trauercafé kann sich gemeinsam mit den Gefühlen der Trauer beschäftigt werden, über Trauer und deren Bewältigung gesprochen werden, gemeinsam nach Lösungsansätzen und neuen Wegen geschaut werden. Niemand muss etwas sagen, Besucher dürfen anonym bleiben.
Infos Verena Zepter, Leiterin Soziale Beratung der Caritas, beantwortet gerne Fragen und gibt weitere Informationen, Tel.: 09131/88 56 0. Mail: info@caritas-erlangen.de. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Das Angebot ist kostenlos.
Termine Jeden vierten Montag im Monat von 18 bis 20 Uhr im Haus der Caritas, Steinwegstraße 2, 91315 Höchstadt.red