Der Glanz des neuen Kupferbleches am Turm der Stadtpfarrkirche in Höchstadt ist weithin sichtbar. Für Spenglermeister Ronny Böhm und seine Kollegen war es allerdings nicht einfach, am "schiefen Turm von Höchstadt" zu arbeiten.
Für Spenglermeister Ronny Böhm war die Sanierung des Turmes der Höchstadter Stadtpfarrkirche ganz besonders außergewöhnlich. "Einen solchen Auftrag bekommt man nicht oft", sagt er. Alle Mitarbeiter der Firma Janko hätten sich darauf gefreut. Schließlich wechselt man nicht alle Tage die Kupferverkleidung eines Kirchturms.
Deshalb war die Freude der Belegschaft groß, als man vor einigen Wochen den Zuschlag nach der beschränkten Ausschreibung erhielt. Eigentlich, sagt Böhm, hätte die vorhandene Verblechung aus den 70er Jahren noch gehalten - doch der Schiefer war brüchig und musste getauscht werden. Dafür musste auch das Kupfer weichen und einmal ab, kann man das alte nicht mehr verwenden.
Schutz vor Wind und Wetter Die Verkleidung des Turms hat nicht nur optische Gründe, sondern dient vor allem dem Schutz des Holzes, das darunter liegt.
Als Ronny Böhm sich die Situation vor Ort angesehen und Rücksprache mit dem zuständigen Architekten gehalten hatte, war ihm klar, dass er und seine Firma sich da keinen einfachen Auftrag geangelt hatten.
"Der Turm ist in sich um elf Grad verdreht", erklärt Böhm. Im Normalfall sind bei der Verkleidung die Bleche, die ineinander verkantet werden, alle gleich groß. Man kann sie in der Werkstatt zurechtschneiden, mit der Kantmaschine biegen und vor Ort montieren. "Das war allerdings wegen der Drehung des Turms unmöglich", sagt Böhm. Denn: Da alles schief ist, mussten auch die Bleche schräg sein und den Gegebenheiten angepasst werden, jedes einzeln - und zwar nicht in der Werkstatt, sondern an Ort und Stelle, Stück für Stück.
Wäre der Turm gerade, dann hätten die Arbeiten nur halb so lange gedauert, wie Böhm erläutert.
Inhaberin Andrea Janko und ihre Mitarbeiter sahen das jedoch als Herausforderung. Es ging schließlich nicht um einen 08/15-Auftrag, sondern fast schon um ein "Prestigeobjekt", wie Andrea Janko es formuliert. Gerade für eine ortsansässige Firma sei es schön, ein Projekt wie die Kirchturmsanierung mitgestalten zu können.
Dass man sich wieder für Kupfer entschieden hat, liegt größtenteils daran, dass es aus Denkmalschutzgründen so vorgegeben ist. "Kupfer ist aber auch eines der teuersten und beständigsten Materialien", erklärt Ronny Böhm. Im Moment glänze das Metall noch, doch bereits seit einigen Tagen sieht man, dass es schon ein wenig dunkler wird. "In etwa einem halben Jahr ist es wieder dunkelbraun, da Kupfer im Lauf der Zeit oxidiert", sagt Böhm.
Schutzschicht der Natur Die Reaktion des Metalls mit dem Sauerstoff in der Luft sei aber nichts Schlechtes: "Dadurch bekommt das Kupfer eine weitere Schicht, die es zusätzlich vor der Witterung schützt." Polieren ist also tabu. Man hätte zwar wieder den güldenen Glanz, aber die wertvolle Schutzschicht würde verloren gehen.
Insgesamt benötigte die Firma Janko für die Verblechung des Kirchturmes rund 100 Quadratmeter Kupferblech. Vier Mann haben über einen Zeitraum von 14 Tagen daran gearbeitet. Und das in für manche schwindelerregenden Höhen. Doch gefährlich war es für die Arbeiter zu keinem Zeitpunkt. "Wir hatten ein hervorragendes Gerüst, das sogar mit einem Aufzug ausgestattet war", sagt Ronny Böhm.
Andrea Janko und ihre Mitarbeiter sind zufrieden mit ihrer Arbeit: "Es ist ein richtiger Blickfang." Und Ronny Böhm erklärt, warum das Projekt auch für ihn ein so besonderes war: "So etwas macht nur eine Generation." Wenn es nach ihm und dem Kupferblech geht, müsste am Kirchturm in den nächsten 100 Jahren nicht mehr gearbeitet werden.