Radler werben in Höchstadt für Organspenden

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Jens Rikus aus Frankfurt am Main lebt seit acht Jahren mit einem Spenderherz. Fotos: Martin Kreklau
Jens Rikus aus Frankfurt am Main lebt seit acht Jahren mit einem Spenderherz.  Fotos: Martin Kreklau
 
 
 
 
 
 
 

Auf den ersten Blick wirkte die Radlergruppe, die gestern vor dem Höchstadter Kreiskrankenhaus rastete, ganz normal. Doch hinter den roten Trikots verbarg sich viel mehr.

Jens Rikus sieht aus wie ein ganz gewöhnlicher Radler: fit, mit Trikot, Sportbrille und natürlich mit Fahrrad. Doch etwas ist anders an ihm. Das Herz, das in seiner Brust schlägt, ist nicht sein eigenes. Es ist das Herz eines jungen Organspenders, dessen Tod Jens Rikus ein zweites Leben ermöglichte.

Gemeinsam mit einigen Mitstreitern - fast alle haben bereits eine Transplantation hinter sich - tourte Rikus sechs Tage lang durch Bayern. Gestern legte die Gruppe eine Rast am Kreiskrankenhaus St. Anna in Höchstadt ein. "Unser Ziel ist es, auf ein großes Problem in Deutschland aufmerksam zu machen", sagt Rikus. Außerdem wolle man zeigen, dass Transplantierte leistungsfähig sein können.

Deshalb fahren die außergewöhnlichen Sportler Krankenhäuser an und sprechen mit der Bevölkerung. Und sie wissen, wovon sie sprechen. Denn: Jeder einzelne ist mit dem Herz, der Lunge oder der Niere eines anderen Menschen unterwegs.

Spenderzahlen eingebrochen

Durch die Organspende-Skandale seien die ohnehin schon niedrigen Spenderzahlen weiter eingebrochen, sagt Rikus. Deshalb gehe es jetzt darum, die positiven Seiten ins Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Das sei notwendig, denn Organspenden retten Leben. Seines wurde vor acht Jahren gerettet. Damals bekam Jens Rikus ein neues Herz. Über den Spender weiß er nichts genaues, nur, dass er jung starb. An die Angehörigen hat er einen Dankesbrief geschrieben. "Das passiert alles anonym", erklärt Rikus. Manchmal bekommt man eine Antwort - ebenfalls anonym.

Mit der Radtour hoffen er und seine Mitstreiter auf die entsprechende Aufmerksamkeit. "Wir möchten aber auch den Mitarbeitern in den Krankenhäusern Danke sagen", so Rikus. Und wie könnte man das besser tun, als ihnen den Erfolg ihrer Arbeit vor Augen zu führen.

Organisiert wird die "Radtour pro Organspende" seit 2007 vom deutschlandweit aktiven Verein TransDia. Dieses Jahr wurde das erste Mal in Bayern geradelt. Start war am 7. Juli in München, gestern Abend erreichte die Gruppe Würzburg.

"Wir wurden angesprochen, ob die Radler hier auf ihrer letzten Etappe einen Zwischenstopp einlegen können", sagt Holger Herzing, Chefarzt der Chirurgie und Transplantationsbeauftragter am St.-Anna-Krankenhaus. Herzing hat zugesagt. "Wir freuen uns, dass wir die Martin-Bauer-Gruppe als Sponsor gewinnen konnten", sagt er. An einem Stand bot man den Radlern Tee und andere Getränke, sowie kleine Snacks zur Stärkung an. "Ich finde die Aktion sehr gelungen", so Herzing.

Man müsse in der Bevölkerung die Bereitschaft für Organspenden stärken. Auch im Bewusstsein der Mitarbeiter müsste das Thema präsent sein, "obwohl wir kein Entnahmekrankenhaus sind." Den meisten Teilnehmern sieht man die Transplantation nicht an. "Sie entwickeln ein besseres Gesundheitsbewusstsein, weil sie noch mehr auf sich achten müssen", erklärt Herzing. Alle wirken fit und gesund, doch sie müssen Medikamente nehmen, die den Körper belasten.

Neben den erklärten Zielen steht für Radler Jens Rikus noch etwas anderes im Vordergrund: Ganz einfach Spaß an der Bewegung. Und den sieht man dem Frankfurter auch an - trotz Transplantation.