Erlanger Planungsdesaster: Millionen im OP-Zentrum versenkt - wie geht es jetzt weiter?

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Eingezwängt zwischen bereits bestehender Bebauung entsteht derzeit das neue Operationszentrum der Erlanger Unikliniken. Der Rohbau ist fertiggestellt.uniklinik
Eingezwängt zwischen bereits bestehender Bebauung entsteht derzeit das neue Operationszentrum der Erlanger Unikliniken. Der Rohbau ist  fertiggestellt.uniklinik

Wegen Fehlplanung kann das im Bau befindliche neue Erlanger OP-Zentrum wohl erst zwei Jahre später in Betrieb gehen. Wie konnte es zu dem Desaster kommen?

Auf engstem Raum tickt mitten in Erlangen eine 165 Meter lange und 27 Meter hohe bauplanerische Zeitbombe. Wegen der mangelhaften Planung einer der am Projekt "OP-Zentrum" beteiligten Firmen.

Wie das Staatliche Bauamt Erlangen mitteilte, hat man sich im November von der mit der Planung des Heizungs-Lüftungs- und Sanitärbereichs (HLS) beauftragten Firma getrennt. Dabei geht es um keine Lappalie. Die Planung für Heizung, Lüftung und Klima stellt nach Klinikumssprecher Johannes Eissing das Herzstück des neuen Operativen Zentrums dar.

Kosten von annähernd 200 Millionen Euro

Der mitten in Erlangen gelegene neue OP-Trakt ist die derzeit größte Klinikbaustelle in Bayern. Veranschlagte Kosten: 194 Millionen Euro. In 20 Operationssälen sollen hier künftig Patienten versorgt werden können.

Dieter Maußner, Leiter des Bauamts, erklärte auf Nachfrage, der beauftragten Firma habe gekündigt werden müssen. Andernfalls wäre der Bau zum Stillstand gekommen. Fatal für die ganze Region, weil das neue Operationszentrum der Erlanger Uniklinik zur medizinischen Versorgung des gesamten mittel- und oberfränkischen Raums dringend benötigt wird. Hier sollen künftig Experten der Uni Transplantationen durchführen und Notfallmediziner Leben retten.

Verzögerung von etwa zwei Jahren

Umso ärgerlicher, dass die Planungsdefizite jetzt für eine Verzögerung der Fertigstellung um bis zu zwei Jahren sorgen. Zur Frage, warum ausgerechnet die jetzt gekündigte Firma mit der Planung beauftragt wurde, verwies Maußner darauf, dass es sich um eine renommierte Firma aus der Region handle, die einen guten Ruf genieße.

Andere sehen das anders. Zum Beispiel die technische Leiter des Uniklinikums des Saarlands in Homburg. Hier war auf Nachfrage zu erfahren, dass man sich im Februar just von der Planungsfirma getrennt habe, die auch für das Erlanger Planungsdesaster verantwortlich zeichnet. Das Urteil der Saarländer: die Firma verfüge über zu wenig Personal und zu wenig Fachkompetenz. Wohl geschuldet einer zu hohen Fluktuation im Personalbereich.

Die Verantwortlichen der Erlanger Unikliniken sind über die Entwicklung natürlich alles andere als beglückt. Insbesondere mit Blick auf die entstehenden Mehrkosten geht man davon aus, dass die wegen der Bauverzögerung zusätzlich benötigten Millionen nicht zu Lasten des Uniklinikums gehen. Bauherr sei schließlich der Freistaat Bayern, vor Ort vertreten durch das Staatliche Hochbauamt.

Neuvergabe bis April 2019

Dessen Chef Dieter Maußner will jetzt die HLS-Planung neu ausschreiben und nach Möglichkeit bis April 2019 vergeben haben. Nicht verhindert werden kann damit allerdings die Verzögerung des Projektverlaufs, wie Maußner einräumt. Zu möglichen Mehrkosten wollte er sich dagegen nicht äußern. Die könnten sicher im Millionenbereich liegen, aber genauer lasse sich das aufgrund der Komplexität des Projekts nicht beziffern.

In jedem Fall würden gegen die Planer rechtliche Schritte eingeleitet. Ein schwacher Trost für die Klinikverantwortlichen. Deren Bauspezialisten hätten nämlich schon in einer frühen Planungsphase auf die anspruchsvolle Aufgabe hingewiesen, bei den vorhandenen engen Verhältnissen den notwendigen Platz für die nötige Technik zu schaffen. Derlei Einwände stießen jedoch auf taube Ohren.

Wer übernimmt die Bauarbeiten?

Zudem müsse jetzt erst einmal eine Planungsfirma gefunden werden, die jenseits der vom Hochbauamt definierten Schnittstelle auf der alten Planung ansetze und am Ende auch noch die Gewährleistung übernehme. Insider wollten deshalb nicht ausschließen, dass man im schlimmsten Fall um einen Teilabriss des gerade fertiggestellten Rohbaus nicht umhinkomme.

Bei dem jetzt öffentlich gewordenen Planungsdesaster handelt es sich nicht um den ersten millionenschweren Erlanger Reinfall. Beim Neubau des Chemikums der Universität hat es ebenfalls schwere Planungsfehler gegeben. Da seien die Lüftungsanlagen für die Labore unterdimensioniert gewesen. Damaliges Ergebnis: Zwei Jahre Bauverzögerung und Mehrkosten in Höhe von 17 Millionen Euro. Würde man die damalige Kostensteigerung von 21 Prozent auf das OP-Zentrum hochrechnen, läge man fast bei 40 Millionen Euro für dieses neueste Planungsdesaster. Verbranntes Steuergeld wohlgemerkt. Der Eintrag ins Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler dürfte damit gesichert sein.