Skandale in der Fleischindustrie verunsichern die Verbraucher auch in Höchstadt. Wie kommt man noch an hochwertiges Fleisch? Metzgermeister Jürgen Schmitt kennt eine einfache Regel.
Sein Fleisch von einem großen Schlachthof zu beziehen, kommt für Metzgermeister Jürgen Schmitt aus Sterpersdorf nicht in Frage. "Wo passieren denn die ganzen Skandale? Doch nur bei den Großen, in den Fabriken", sagt er. Das sei nicht nur bei Fleischern so, sondern auch bei Bäckern.
Vor kurzem machte der städtische Schlachthof in Coburg deutschlandweit auf sich aufmerksam. Dort soll aussortiertes Fleisch an kleine Metzgereien und Gastronomiebetriebe weiterverkauft worden sein. Die Ermittlungen dauern noch an.
Weshalb die Metzger zu dem aussortierten Fleisch gegriffen haben, kann sich Schmitt nicht erklären. "Ich werde niemandem unterstellen, dass er das mit Absicht getan hat", sagt er. "Da muss sich jeder seine eigenen Gedanken dazu machen."
Sogenanntes K3-Fleisch sei im Grunde nicht zwangsläufig schlecht. Warum wird es aber aussortiert? "Es zuzuschneiden ist aufwändig und lohnt sich deshalb nicht", erklärt Schmitt. Er kann sich den Vorfall nur so erklären: Jemand könnte das Fleisch in der Nachtschicht unter der Hand verkauft und das Geld in die eigene Tasche gesteckt haben. "Manche kriegen den Hals eben nicht voll."
Waren unter Wert Das größte Problem für Fleischer und andere Lebensmittelhersteller sei aber der Preis. "Wir sind in Deutschland im Vergleich eines der billigsten Länder was Lebensmittel betrifft", sagt Schmitt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme einfach nicht mehr: Die Leute wollten für Lebensmittel nicht das bezahlen, was sie wirklich wert seien. Diese "Hauptsache-billig-Mentalität", wie es Schmitt formuliert, schlage sich zwangsläufig auf die Qualität nieder.
Als Beispiel nennt der Metzgermeister Fleisch, das bis zu 50 Prozent aus Wasser besteht. Früher habe es so etwas nicht gegeben. "Doch seit es die EU gibt darf man fast alles verkaufen - solange man es richtig deklariert."
Doch ist abgepacktes Fleisch aus dem Supermarkt wirklich billiger als beim Metzger? Jürgen Schmitt sagt: Nein. Er rät den Verbrauchern, zu vergleichen. "Kaufen Sie sich doch mal drei verschiedene Sorten Fleisch im Supermarkt und die gleiche Menge beim Metzger", sagt er, "da werden Sie nur einen kleinen Preisunterschied feststellen." Ist der Unterschied doch groß, könne es sich um ein Lockangebot handeln.
"Die Supermärkte haben eine Mischkalkulation. Das heißt, dass sie ein Produkt unter Wert verkaufen und es über ein anderes Produkt wieder ausgleichen können", erklärt Schmitt. Die Fleischtheke sei oft am Ende des Marktes. Bis der Kunde dort ankommt, ist sein Korb schon mit anderen Waren voll. "Würden die Verbraucher ausschließlich die Angebote kaufen, dann würde es wohl bald keine Supermärkte mehr geben."
Die Kleinen baden es aus Was bei den großen, industriellen Betrieben passiert, komme irgendwann natürlich auch bei den kleinen an. "Nach dem Pferdefleisch-Skandal kamen viele Kunden zu mir und haben gefragt, ob da auch wirklich kein Pferdefleisch im Hackfleisch ist", sagt Schmitt. Und gegen die Verunsicherung der Kunden könne man als Metzger letztlich auch wenig tun. Entgegen der landläufigen Meinung gebe es etwa keine eindeutigen Kriterien, an denen man gutes von schlechtem Fleisch unterscheiden könne.
Was können Verbraucher also tun? Metzgermeister Jürgen Schmitt hat einen einfachen Tipp: "Beim Fleisch hilft nur probieren. Und wenn man zufrieden ist, dann sollte man weiter dort kaufen." Vertrauen lautet also die Devise, auch wenn das immer schwerer fällt.