Auf die Welt kam er als Bianca Körner. Als Frau hat Rene aus Münchaurach sich aber nie gefühlt. In einer achtstündigen geschlechtsangleichenden Operation wurde der 30-Jährige nun endgültig zum Mann.
Rene hat viele Tattoos. Jedes hat seinen Platz. Überall auf seinem Körper. Als er sich vor fünf Jahren Sterne auf den Unterarm stechen ließ, hätte er bestimmt nicht gedacht, dass er diese auch mal an anderer Stelle tragen würde. Auf einem Körperteil, das er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht hatte, auf dass er aber schon sein Leben lang wartete.
Denn vor zwei Jahren war Rene noch Bianca. Eine junge Frau aus Münchaurach, die nur einen einzigen Wunsch hatte: ein Mann zu sein. Im Oktober 2013 traf sie deshalb nach vielen Jahren im Zwiespalt die Entscheidung ihres Lebens - eine Geschlechtsumwandlung.
Keine Sache von heute auf morgen. Rene (30) traf sich zunächst regelmäßig mit einer Psychologin und begann schließlich Hormone zu nehmen. Sie sorgten für die ersten sichtbaren und hörbaren Veränderungen in Richtung Mann. Renes Stimme wurde tiefer, sein Bart begann zu wachsen, die Schultern wurden breiter. Im August 2014 war mit der Namensänderung die erste Hürde genommen.
Acht Stunden, acht Ärzteteams
Der große, entscheidende Tag kam dann am 14. Oktober letzten Jahres. Eine achtstündige Operation in der Klink Sanssouci in Potsdam machten ihn endgültig zum Mann. Nach langem Hin und Her mit der Krankenkasse, war es endlich so weit und er lag endlich auf dem OP-Tisch. "Man hätte die Angleichung auch auf mehrere einzelne Operationen aufteilen können. Doch ich wollte lieber alles auf einmal", erzählt Rene.
Acht Ärzteteams sind mit ihm beschäftigt. Teilweise gleichzeitig, teilweise nacheinander. Sie entfernen Renes Brüste, entnehmen die Eierstöcke und die Gebärmutter und verschließen die Scheide. Für den Aufbau des Penis wird die Klitoris gestreckt, die Harnröhre verlängert und Haut einschließlich Nerven vom Unterarm genommen. Inklusive vier Zacken der tätowierten Sterne. Sie haben nun auf Renes neuem Körperteil einen neuen Platz gefunden. "Wer kann das schon von sich behaupten, dass ein Tattoo von einer auf die andere Körperstelle wandert", scherzt er.
Nach der Operation fühlt Rene sich befreit
Die Operation verläuft ohne Komplikationen. Als Rene aufwacht, ist Bianca endgültig passé. Er ist erleichtert. Fühlt sich befreit. Alle weiblichen Geschlechtsmerkmale wurden entfernt. "Aber ich bleibe natürlich trotzdem derselbe Mensch. Sowas ändert sich ja nicht", betont er.
14 Tage lang musste Rene im Krankenhaus bleiben. Schmerzen hatte er anfangs vor allem im Unterleib, doch die vergingen. Sechs Tage durfte er nicht aufstehen. Musste nur liegen. Seine Frau Angelina wich ihm nicht von der Seite. Seit über zwei Jahren sind sie ein Paar. Sie kannte ihn auch schon, als er noch eine Frau war. Im Juni vergangenen Jahres haben sie geheiratet. Getraut wurden sie von Aurachtals Bürgermeister Klaus Schumann im Standesamt und von Pfarrer Peter Söder in der Klosterkirche.
In Renes Umfeld haben alle verständnisvoll auf seine Geschlechtsangleichung reagiert. Familie und Freunde stehen hinter ihm. Auch seine Mutter. "Ihr rutscht nur noch selten Bianca raus", schmunzelt Rene. Lediglich Angelinas Eltern können ihn bis heute nicht als ihren Schwiegersohn akzeptieren. Der Kontakt ist abgebrochen. Selbst zur Hochzeit ihrer eigenen Tochter sind sie nicht gekommen. "Für mich war klar, ich will ihn ganz oder gar nicht", sagt Angelina entschlossen und hofft dennoch, dass es noch eine Chance für eine Versöhnung mit ihren Eltern gibt.
Kein Verzicht auf Kinder
Rene bekommt weiterhin alle drei Wochen eine Hormonspritze von seinem Hausarzt Dr. Deistler in Münchaurach. Zweimal im Jahr muss er in die Endokrinologie nach Erlangen, um seine Werte zu kontrollieren. Auch eine zweite Operation steht Rene noch bevor. Die Hodensäcke werden aus den Schamlippen geformt, die mit Silikonbällen gefüllt werden. Zuerst muss sich allerdings noch alles regenerieren. "Im Moment fühlt sich alles noch ein bisschen an wie eingeschlafen."
Rene kann keine Kinder zeugen
Die sexuelle Erregbarkeit ist gewährleistet. Kinder zeugen kann Rene aber nicht. Auf Kinder verzichten wollen er und seine Frau aber nicht. "Möglichkeiten, die im Raum stehen, sind künstliche Befruchtung oder Adoption", erklärt Rene, während er fest Angelinas Hand hält.
Bilder von früher zu sehen, als er noch Bianca war, machen Rene nichts aus. "Ich denke nicht groß darüber nach. Es gehört zu meinem Leben dazu. Es ist ein Teil von mir."
Wer Kontakt mit Rene Körner aufnehmen möchte, weil er selbst über eine Geschlechtsangleichung nachdenkt oder diese bereits gemacht hat, kann dies per E-Mail tun:
Bifi85@gmx.de
viel Glück für die Zukunft. Bitte nicht entmutigen lassen. Ich bewundere Rene, dass er seine Geschichte in dieser Form an die Öffentlichkeit getragen hat, seiner Frau wünsche ich, dass die Eltern wieder Kontakt aufnehmen. Ich könnte mir nie vorstellen, meine Tochter aus so einem Grund aus meinem Leben zu verbannen.