Der Dauerregen der vergangenen Wochen hat auch bei Störchen Spuren hinterlassen. Regional sind bis zu 70 Prozent der Jungtiere verendet - auch in Höchstadt.
Auch bei Familie Storch läuft bei Dauerregen die Wohnung voll - und das, obwohl sie sich meistens auf Dächern oder Türmen befindet. Staunässe nennt das der Fachmann. Der Horst eines Storches ist wasserundurchlässig. Wenn es von oben also unablässig tropft, dann kann das dazu führen, dass das Nest geflutet wird.
Und das kann besonders den Storcheneiern, aber auch bereits geschlüpften Jungtieren gefährlich werden, wie Storchenvater Edmund Lenz erklärt: "Wasser leitet Wärme besonders gut. Wenn Eier oder Jungtiere also im Wasser liegen, geht sehr schnell sehr viel Wärme verloren." Die Folgen sind klar: das Küken stirbt.
Schwierigkeiten bei Futtersuche Ein weiteres Problem: Bei schlechtem Wetter tun sich die Störche schwer bei der Futtersuche.
"Bei ungünstiger Witterung kommen die Bauern nicht zum Mähen, die Vegetation ist zu hoch und der Storch findet kein Futter", erklärt Lenz. Und das obwohl die Tiere eigentlich fast alles fressen - von Fröschen über Würmer und Insekten bis zu Mäusen, Schnecken und Schlangen.
Die Jungtiere wachsen in den ersten Wochen rasant - aber eben nur, wenn sie genug Nahrung bekommen. Während sich ein ausgewachsener Storch mit etwa 500 Gramm Nahrung am Tag begnügt, braucht ein Jungtier bis zu einem Kilo.
Doch nicht nur Staunässe, auch die Dauerberieselung mit kaltem Wasser von oben stellt eine Gefahr für die Tiere dar, so Lenz. "Ein Tag Dauerregen kann schon viel kaputt machen. Wenn sie zäh sind, dann halten sie es aus.
Aber nicht im Alter von ein bis zwei Wochen."
Vorübergehend aushorsten Deswegen hat es sich der Storchenvater zur Aufgabe gemacht, Jungtieren in Not zu Hilfe zu eilen. "Man hat zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt die Natur machen, wie es der Landesbund für Vogelschutz will, oder man horstet vorübergehend aus", sagt Lenz.
Aushorsten heißt: Die Feuerwehr rückt gemeinsam mit Edmund Lenz an und fährt die Leiter aus, damit der Storchenvater hinaufklettern und die Jungtiere herunterholen kann. "Das funktioniert aber nur mit viel Erfahrung und Vertrauen", sagt Lenz. In Höchstadt gebe es da kein Problem, da er die Störche bereits lange kenne. Wenn er Eier aushorstet, dann lässt er manchmal Hühnereier als Ersatz da. "Sonst kann es passieren, dass der Storch die Brut aufgibt und wegfliegt."
Im Anschluss werden die Tiere trocken gefönt.
Dennoch gibt ist es keine Überlebensgarantie. Manchmal sind die jungen Störche so krank oder schwach, dass sie trotzdem sterben. "Es ist deshalb sinnvoll, frühzeitig etwas zu unternehmen", sagt Lenz.
Staunässe kein Problem Aus diesem Grund haben er und sein Kollege Michael Zimmermann aus Erlangen dieses Jahr Holzpellets in die Nester eingebracht - "damit das Wasser schneller ablaufen kann", so Lenz. Staunässe war dann diesmal kein Problem, vielmehr war die Dauer der Regenfälle ursächlich für das Sterben der Tiere - regional sind bis zu 70 Prozent der Jungtiere während der letzten Wochen verendet. "Der Tod kam heuer von oben. Vor Ort haben wir aber immerhin 18 Vögel vor dem sicheren Tod bewahrt", sagt Lenz.
Ihm ist klar, dass die Art dadurch nicht gerettet werden kann: "Aber die lokalen Bestände werden stabilisiert."
Geht es nach Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschutz (LBV), dann sollte man die Kirche im Dorf, respektive den Storch im Horst lassen. "Natur ist Natur", sagt sie. Und: Der Storch ist kein Haus-, sondern ein Wildtier. "Die hohe Sterberate ist natürlich eine Katastrophe für die diesjährige Brut. Aber der Bestand wird sich schon im nächsten Jahr davon erholen."
Den Lebensraum des Storches zu erhalten, so, dass er genügend Nahrung zur Verfügung hat, sei wichtiger als einzelne Küken zu retten. Hilfe zur Selbsthilfe lautet das Stichwort, sagt Wieding.
Mit dem Nestzustand hätten die Verluste außerdem in aller Regel wenig zu tun. "Storchennester sind keine Badewannen, sondern meist sogar in der Mitte etwas erhöht ausgepolstert", erklärt Wieding.
Doch bei massivem Dauerregen helfe auch das nichts.
Sie warnt davor, sich zu sehr auf den Weißstorch zu konzentrieren. Denn auch anderen Tieren, wie verschiedenen Wiesenbrütern oder auch dem Schwarzstorch, haben die langanhaltenden Regenfälle der vergangenen Wochen zugesetzt.
Großflächig denken "Wir müssen, was den Naturschutz betrifft, großflächig denken und dürfen nicht nur an einzelnen Rädchen drehen", so Wieding. Dass Menschen sich entscheiden, in das Netzwerk der Natur einzugreifen, sei blanke Willkür.
Trotz einer gewissen Emotionalität, die dieses Thema offenbar hervorruft, sind beide Seiten um Annäherung bemüht: "Wir sollten an einem Strang ziehen, denn wir wollen für Tiere und Menschen ein Optimum erzielen", sagt Lenz.