Sie tanzen im Thieracher Wind

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Ob Bronze oder Holz, die Skulpturen von Beate Debus entwickeln ein intensives Eigenleben. Fotos: Carolin Herrmann
Ob Bronze oder Holz, die Skulpturen von Beate Debus entwickeln ein intensives Eigenleben.  Fotos: Carolin Herrmann
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Im Kunst-Garten sind derzeit die fast etwas unheimlich lebendigen Skulpturen der Thüringer Künstlerin Beate Debus zu erleben.

Leben Kunstwerke? - Aber natürlich. Kommt darauf an, was man unter "leben" versteht. Allerdings bekommt diese Frage - steht man vor den Schöpfungen von Beate Debus, geht man zwischen ihnen hindurch - eine viel weitergehende Brisanz: Die zwei da vor der Buchenhecke, haben die mir nachgeblickt? Die andere, sie muss weiblich sein, die hat doch gerade das Gewicht in den Hüften verlagert. - Sie hat doch gar keine Hüften, nur zwei lange, abgekerbte, leicht gedrehte - Beine. Eben. Man findet gar keine anderen Bezeichnungen als die für menschliche Gliedmaßen bei der Beschreibung der Bronzeplastiken, obwohl sie doch weit abstrahiert sind.
Mehr noch als sonst tut der Raum, in dem diese Skulpturen jetzt ausgestellt sind, das Seinige, um den drängenden Eindruck einer Welt hinter/über/inmitten der Welt zu verstärken, indem andere Bewegungsgesetze herrschen mögen. In dem Kunst-Werke ein bewegtes Leben leben.

Es ist der weite Raum, die Landschaft östlich über Rödental, in die sich der Thieracher Kunst-Garten von Carola Rückert in Jahrzehnten hineingeschoben hat. Unter dem weiten Himmel, den derzeit wieder übermächtig quellenden Wolken, tanzen die übermannsgroßen Figuren von Beate Debus. Kleinere beugen und biegen sich auf hohen Sockeln, reichen ihre - allenfalls angedeuteten - Wangen dem Wind.

Das ist Fantasy, was hier geschrieben ist? Strebt Bildende Kunst nicht viel öfter in "Fantasy", als dass sie sich binden lässt von der sogenannten Realität? Die weitgehend doch auch nur geschaffen ist, indem sie von uns definiert wurde?


Ein kleiner Sommerausflug

Durchatmen! Halten wir fest: Der Thieracher Kunst-Garten lädt auch heuer wieder ein zu einer Erfahrung, wie sie in unseren gewohnten Kunsträumen nicht zu haben ist. Man muss sich nur aufmachen zu einem kleinen Sommerausflug ins Coburger Land. Das mag allen voran auch die Künstlerin so gesehen haben. Denn sie lässt ihre Skulpturen über den eigentlichen Ausstellungszeitraum hinaus vorerst noch hier stehen, im Wind tanzen ...
Carola Rückert und Reinhard Heinritz haben in all den Jahren ihrer Ausstellungstätigkeit, die aus ihrem Empfinden für das Besondere des Ortes motiviert ist, ein Gespür entwickelt für die Magie, die bestimmte Kunstwerke hier - und vielleicht nur hier - entwickeln können. Ihre "Thüringen-Connections" lenken dabei unseren Blick auch immer wieder auf herausragende Künstler aus der Nachbarregion.


Eine produktive Künstlerin

Beate Debus, 1957 in Eisenach geboren, eröffnete bereits 1981 in Suhl ihr eigenes Atelier. 1995 zog sie nach Oberalba in der Rhön. Sie kann auf zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen verweisen und war an maßgeblichen nationalen und internationalen Bildhauersymposien beteiligt. Im Ausstellungscafé des Thieracher Gartens sind neben weiteren Plastiken, auch aus Holz, auch Zeichnungen und reliefartige Holzmasken zu sehen.

Der besondere Garten Carola Rückerts ist in über 30-jähriger Arbeit in dem zu Rödental gehörenden Dorf gewachsen. Der kleine "Verein Hyazinth. Schöne Künste im Garten" trägt seit über zehn Jahren die kulturellen Aktivitäten mit.

Hyazinth - Schöne Künste im Garten Beate Debus - Skulpturen und Papierarbeiten im Thieracher Kunstgarten. Offiziell bis 15. September jeweils mittwochs und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie nach Absprache unter Telefon 09563/3535. Weitere Informationen unter www.hyazinth.com

Die Künstlerin Beate Debus wurde 1957 in Eisenach geboren und erhielt ihre Ausbildung zur Holzbildhauerin von 1973 bis 1977 in Empfertshausen. 1976 bis 1980 Studium Holzgestaltung bei Hans Brockhage an der Fachschule für Angewandte Kunst Schneeberg. 1980 Aufnahme in den Verband Bildender Künstler der DDR. Freischaffend als Bildhauerin/Grafikerin. 1981 Bezug es ersten eigenen Ateliers in Suhl. 1983 bis 1988 Leiterin der Arbeitsgruppe "Junge Kunst" im Bezirk Suhl.

1995 Umzug nach Oberalba in der Rhön. Zahlreiche kulturelle Aktivitäten und Projekte. Stipendien und Auszeichnungen unterstützten ihre künstlerische Entwicklung. Zahlreiche Studienreisen sowie Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen.

Das weitere Programm Herbstausstellung im Café: Lisa Kischlat - Papier, Textil und Objekte. 17. September bis 27. Oktober.
Das im Juli geplante Konzert für die Nacht am Teich mit Birgit Förstner (Cello) und Anne Kox-Schindelin (Harfe) wurde witterungsbedingt abgesagt. Die "Musenküsse" soll es nun am Freitag, 8. September, geben.