Die Regiomed-Kliniken in Coburg und Lichtenfels sollen durch Sana übernommen werden. Der Gläubigerausschuss sprach sich einstimmig für Abschlussverhandlungen aus. Viele Beschäftigte sind tief verunsichert - in der Coburger Politik löste die Entscheidung Verwunderung aus.
Verwunderung und Wut in Coburg: Der private Krankenhaus-Konzern Sana könnte schon bald die Kliniken des Regiomed-Verbunds in der Vestestadt und in Lichtenfels übernehmen. Schon länger steckt das Unternehmen, das ursprünglich durch die Träger der vormals kommunalen Kliniken gegründet wurde, in der Krise. Daher hatten die Gesellschafter, unter ihnen der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner (CSU), den Plan, dass die Kommunen die Kliniken wieder selbst verantworten. Dies wurde allerdings im Dezember 2023 aufgrund zu erwartender Kosten von Stadt und Landkreis Coburg abgelehnt.
Am 2. Januar 2024 stellte der Regiomed-Verbund dann wegen finanzieller Schwierigkeiten einen Insolvenzantrag. Seitdem waren Insolvenzverwalter und Geschäftsführung auf der Suche nach einem Investor. Erneut machten alle Kommunen ein Angebot - diesmal auch der Krankenhausverband Coburg (KHV). Doch zur großen Überraschung von Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) und Landrat Sebastian Straubel (CSU) entschied sich der Gläubigerausschuss einstimmig gegen den KHV - und für abschließende Verhandlungen mit Sana. Im Vorfeld protestierten Mitarbeiter und Verdi-Vertreter heftig gegen die aus ihrer Sicht problematische Privatisierung der Klinik.
Regiomed-Gläubigerausschuss entscheidet sich für Verhandlungen mit Sana
Im Insolvenzverfahren für die Klinikgruppe Regiomed zeichnet sich aktuell eine zweigeteilte Lösung für Bayern und Thüringen ab. Wie Regiomed-Geschäftsführer Michael Musick und Sanierungsexperte Rainer Eckert am Dienstag (21. Mai 2024) in Coburg mitteilten, liegt für die fränkischen Standorte ein Angebot der Sana Kliniken AG vor. Das Angebot umfasst demnach auch die Zentralverwaltung und die Medical School. Der Gläubigerausschuss habe einstimmig dafür gestimmt, das Sana-Angebot zu Ende zu verhandeln, teilten die beiden mit.
Eine sonst wahrscheinliche Zerschlagung der Gruppe wäre in der Umsetzung deutlich schwieriger. Ob das Sana-Angebot auch umgesetzt werden kann, hänge dabei von den Verpächtern der betroffenen Gebäude ab - also den Kommunen selbst. Für die Thüringer Standorte sieht es den Angaben zufolge derzeit danach aus, dass es zu einer Übernahme durch die betroffenen Landkreise kommen könnte. Die kommunalen Angebote - auch in Franken - bestehen demnach weiter.
Wann es zu einer Einigung mit Sana kommen könnte, sei derzeit noch unklar, hieß es. Wie inFranken.de erfahren konnte, wurde bereits intern kommuniziert, dass die Übernahme durch den Konzern so gut wie sicher scheint. Am Montag und Dienstag, 27. und 28. Mai 2024, trifft auch die Gläubigerversammlung bei Regiomed eine Entscheidung. Die Klinikgruppe hat nach Eigenangaben rund 5000 Beschäftigte. Von der Insolvenz betroffen sind die Kliniken in Coburg, Lichtenfels, Neustadt (Bayern), Hildburghausen und Sonneberg (Thüringen) sowie medizinische Versorgungszentren, Seniorenzentren, Wohnheime und der Rettungsdienst.
"Würde Bieterverfahren sofort beenden": Verdi kritisiert Coburger Kommunalpolitik heftig
Zuvor hatten der Coburger Kreistag und Stadtrat in einer mehrstündigen, nicht-öffentlichen Sitzung und mit laut Stadt "eingehenden Diskussionen" dafür gestimmt, das Angebot für die Kliniken Coburg und Neustadt und das MVZ und die Medical School aufrechtzuerhalten. Doch der Gläubigerausschuss, der am Freitag (17. Mai 2024) tagte, entschied sich gegen das vom Krankenhausverband vorgelegte Angebot.
Am Dienstag (21. Mai 2024) protestierten Verdi-Vertreter und Beschäftigte während einer "aktiven Mittagspause" lautstark vor dem Rondel am Coburger Krankenhaus gegen die geplante Übernahme. Mit Schildern wie "Verraten und verkauft?" und "Wir lassen keine Privaten rein" verliehen sie ihrem Unmut Ausdruck. Trotz der klaren Positionierung der Belegschaft hätten sich die kommunalen Vertreter aus Stadt und Landkreis um eine klare Entscheidung für das Klinikum gedrückt, kritisiert die Gewerkschaft. "Ein Beschluss wie: 'Wir vermieten unser Klinikum nicht an private Klinikbetreiber' würde das Bieterverfahren sofort beenden und der kommunalen Verantwortung gerecht werden", erklärt Betriebsratsmitglied Tarik Birinci.