Coburg
"Ein Schlag ins Gesicht"

Stadt erwartet 3000 Teilnehmer zum Coburger Convent - Grünen-Politikerin mit schweren Vorwürfen

Von Freitag (26. Mai 2023) bis Montag findet der Coburger Convent 2023 statt. Wieder einmal gibt es im Vorfeld hitzige Diskussionen über den Pfingstkongress - eine Grünen-Politikerin erhebt heftige Vorwürfe - und kristisiert die Stadt.
Coburger Convent: Stadt erwartet 3000 Teilnehmer - Grünen-Politikerin mit schweren Vorwürfen
Von Freitag (26. Mai 2023) bis Montag findet der jährliche Coburger Convent statt - und wieder einmal gibt es hitzige Diskussionen um den Pfingstkongress. Foto: Coburger Convent
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  • Coburger Convent: Stadt erwartet 3000 Teilnehmer
  • OB erteilt Balkonverbot - Fackelzug "aus der Zeit gefallen"
  • "Schlag ins Gesicht": Grünen-Politikerin erhebt schwere Vorwürfe
  • Convent-Sprecher wehrt sich: "Sie mögen uns einfach nicht"

Am kommenden Freitag (26. Mai 2023) wird der jährliche Coburger Convent feierlich eröffnet. Zum zweiten Mal verbietet die Stadt den Verbindungsmitgliedern allerdings eine für sie wichtige symbolische Geste. Und zum wiederholten Male sorgt der Pfingstkongress der Landsmannschaften und Turnerschaften für kontroverse Diskussionen. 

Coburger Convent 2023: Oberbürgermeister verbietet Rede auf Rathausbalkon

"Es werden gut 3000 Teilnehmer des Convents erwartet, zudem haben einige Gruppen Gegendemonstrationen angekündigt", weiß Louay Yassin, Pressesprecher der Stadt Coburg. Am Freitag werde der Convent mit einem feierlichen Empfang und der Begrüßung durch den Coburger Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) offiziell eröffnet. Generell stehe Sauerteig den Feierlichkeiten offen gegenüber, einer Tradition werde sich der Oberbürgermeister allerdings wie bereits 2022 gezielt entsagen: "Am Tag des Fackelzugs am Montag wird er von seinem Hausrecht Gebrauch machen, und den Zutritt zum Rathausbalkon verbieten", so Yassin.

Die Anwesenheit der Oberen des Coburger Convent auf dem Balkon zum Anlass der Feierstunde habe zwar eine lange Tradition, der Oberbürgermeister halte den Fackelzug laut Yassin jedoch für "aus der Zeit gefallen". Wie der Pressesprecher anmerkt, habe der Coburger Convent "gutes Recht, das anders zu sehen", doch es gelte nun mal das Hausrecht. 

Für Helena Lakeman von den Coburger Grünen ist diese Maßnahme viel zu wenig. Als Teil der Vereins "Comun e.V." für Menschenrechte und Nachhaltigkeit organisiert sie zum Anlass des Pfingstkongresses eine Gegendemonstration. Gegenüber inFranken.de erhebt die Politikerin schwere Vorwürfe gegen den Coburger Convent und seine Teilnehmer.

Grünen-Politikerin kritisiert Stadt Coburg: "Klare Distanzierung notwendig"

"Unsere Kernvorwürfe umfassen Sexismus, Klassizismus sowie eine Assoziation des Convents mit dem NS-Regime". Da in Studentenverbindungen nur Männer mit akademischem Hintergrund eintreten können, sieht Lakemann in ihnen einen "elitären Charakter", der sich nur schwer mit freiheitlichen Grundwerten vereinigen lasse. Die Regelung, dass Frauen in den Verbindungen keine offiziellen Posten einnehmen dürfen, spreche ebenfalls eine "eindeutige Sprache".

Wie Lakemann zudem anmerkt, komme es um den Coburger Convent herum vermehrt zu "sexuellen Übergriffen" im Stadtgebiet. Am schwersten wiege jedoch die "eindeutige Assoziation mit dem Nationalsozialismus", welche vor allem im kontroversen Fackelzug erkennbar sei: "Durch die besondere Rolle der Stadt Coburg beim Aufstieg des Nationalsozialismus sollte man meinen, dass gerade hier eine klare Distanzierung notwendig sein müsste. Tatsächlich läuft der Coburger Convent genau dieselbe Route ab, welche im dritten Reich auch von der SS genutzt wurde", so Lakemann.

Für die Vorstandssprecherin der Coburger Grünen stellt der Coburger Convent alles in allem einen "Schlag ins Gesicht für Anhänger der freiheitlich demokratischen Ordnung" dar, bei dem ein Balkonverbot als einzige Distanzierung nicht ausreiche. 2022 hatten mehrere Vorfälle die Polizei während des Coburger Convents auf Trab gehalten

Sprecher des Convents weist Vorwürfe zurück: "Sie mögen uns einfach nicht"

Im Gespräch mit inFranken.de wehrte sich der Martin Vaupel, Pressesprecher des Coburger Convents, mit Nachdruck gegen die erhobenen Vorwürfe: "Ich wundere mich immer wieder, dass es so viele Leute immer noch nicht verstanden haben. Ich kann es verstehen, wenn jemand eine persönliche Abneigung gegen etwas hat oder es für aus der Zeit gefallen hält, aber man soll bitte aufhören, dem Coburger Convent etwas anzudichten".

Angesprochen auf den Fackelzug erklärt Vaupel: "Wir laufen diesen speziellen Weg nicht wegen der SS ab, und wir kommen auch ansonsten nicht wegen der Nationalsozialisten nach Coburg." Vielmehr sei ein Fackelzug dieser Art aus seiner Sicht in Coburg gar nicht anders durchführbar, da es dafür möglichst breite Straßen benötige. Auch andere Traditionen, in denen Kritiker eine Anlehnung an den Nationalsozialismus sehen, wie beispielsweise in der Kranzniederlegung am zweiten Ehrendenkmal im Hofgarten, hätten nichts mit der NS-Ideologie zu tun.

"Bei diesen Vorwürfen muss man teilweise schon von Geschichtsklitterung sprechen, es wird scheinbar händeringend nach Verbindungen zu den Nationalsozialisten gesucht, allerdings muss man da schon mit Fakten kommen", so der Pressesprecher. Ebenso weist Vaupel den Vorwurf des Sexismus zurück: "Ich lade jeden ein, mit uns zu leben. Für die Kritiker fürchte ich, alle ihre Klischees würden sich nicht erfüllen". Abschließend äußert der Pressesprecher seine eigene Erklärung für die heftige Kritik am Coburger Convent: "Sie mögen uns einfach nicht. Allerdings mag ich ja auch viele Dinge nicht, trotzdem will ich niemandem etwas verbieten."

Als Reaktion auf eine "schreckliche Gewalttat" hat die Stadt Coburg vor wenigen Tagen der Einführung einer Sicherheitswacht zugestimmt. Hintergrund für die Entscheidung ist der brutale Überfall auf einen 55-Jährigen, der sich kürzlich in Coburg ereignete. Unterdessen wurden mehrere Coburger Architekten bei einem internationalen Wettbewerb ausgezeichnet.