"Dass man den Oberbürgermeister dann als 'Azubi' betitelt hat, was soll man dazu noch sagen?", spielt er auf die Rede eines Convent-Mitglieds am Freitag (3. Juni 2022) im Beisein von OB Sauerteig an. Die Entscheidung der Verwaltung hatte beim Convent spürbar für Unmut gesorgt. Lauser selbst hofft nun, dass der Fackelzug selbst aus Coburg verschwindet. "Da muss sich was tun."
"Es war kein Balkon-Verbot": Stadt verteidigt Vorgehen bei Fackelzug der Verbindungen
Bei der Stadtverwaltung gibt man sich nach dem Convent und der Hebebühnen-Aktion gelassen. "Wir sind sehr zufrieden mit dem CC und sehen das nicht im Mindesten als Provokation", erklärt Sprecher Louay Yassin. "Es war ja kein Balkon-Verbot, wir haben ihn nur für diese Rede nicht zur Verfügung gestellt. Das Ganze war doch sehr beeindruckend", so Yassin weiter. Zum Thema Fackelzug wolle man weiterhin im Gespräch bleiben, heißt es aus dem Rathaus in Coburg.
"Der Fackelzug ist aus historischer Sicht einfach ein falsches Symbol in dieser Stadt, in der der erste OB in Deutschland braun war", so der Sprecher. "Woanders kann man die Fackelzüge gerne machen", sagt er. Doch diese seien "eben von den Nazis nachhaltig umgedeutet" worden. Es sei Sauerteig daher "ein Anliegen, den Fackelzug neu zu denken". Darüber, dass er von einem Convent-Mitglied als "Azubi" bezeichnet wurde, habe er "herzlich gelacht". Der Redner übe die Funktion "seit 50 Jahren aus und ist berühmt-berüchtigt für seine kernigen Ansagen".
"Es gibt immer Späße mit den Bürgermeistern", sagt Convent-Sprecher Vaupel. Die Verbindungen wollen in Coburg unbedingt auch weiter am Fackelzug festhalten, sagt er. "Zur besseren Einordnung könnte ich mir zum Beispiel Schautafeln mit historischen Fakten vorstellen", so Vaupel. Er strebe nun auch ein zeitnahes persönliches Gespräch mit Oberbürgermeister Sauerteig an. "Wir sind immer dafür offen, wenn man mit uns reden möchte."
"War nicht an der Tagesordnung": Coburger Covent reagiert in Feierrede auf Vorwürfe
"In den siebziger Jahren war es nicht an der Tagesordnung, dass ausländische Studenten einem Bund des Coburger Conventes angehörten, und erst recht nicht Studenten aus dem nicht europäischen Ausland", so das Manuskript der betroffenen Rede auf dem "hohen Podest", das von Alexander Kliesch aus Brandenburg gehalten wurde.
"Zum einen gab es damals weitaus weniger ausländische Studenten in Deutschland als heutzutage, zum anderen mag es für viele Bünde des Coburger Conventes zu dieser Zeit noch undenkbar gewesen sein, Studenten in ihre Reihen aufzunehmen, welche ihre Wurzeln nicht in Deutschland hatten", hieß es. Eine "hohe Anzahl an Bundesbrüdern nicht deutscher Herkunft sowie die Vielzahl deren unterschiedlicher Herkunftsländer" sei "kein Zufall, sondern sie zeigt die Weltoffenheit der Bünde und damit auch die Weltoffenheit des Coburger Conventes", so Kliesch.
"Deutschland ist internationaler, und so auch vielfältiger geworden, und der Coburger Convent hat sich dementsprechend auch verändert und weiterentwickelt", so der Burschenschaftler. Und sparte nicht mit Kritik: "Es ist daher auch nicht erforderlich, dass man uns ständig zu irgendetwas auffordert oder uns gar belehren möchte." Der Pfingstkongress des Convents - er wird in Coburg weiter Diskussionsthema bleiben.
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Der Coburger Convent besteht aus Landsmannschaften und Turnerschaften. Burschenschafter dürften nur als Gäste anwesend gewesen sein. Soviel zum Thema journalistische Sorgfalt.
Als Convent würde ich für meinen Teil der Stadt Coburg ein Abschiedslied pfeifen, dann können sich die Gastronomen (nicht nur der Stadt, sondern der Region) freuen.