Sind Senioren an einem Unfall beteiligt, dann haben sie diesen laut Statistik in zwei von drei Fällen selbst verursacht. Abhelfen könnten medizinische Eignungstests und Sicherheitstrainings. Sollten sie zur Pflicht werden?
Der Aufprall ist so heftig, dass das Auto auf der Gegenfahrbahn einige Meter durch die Luft fliegt. Die Insassen, eine Frau und ein fünfjähriges Kind, müssen schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ein 75-Jähriger war aus bisher ungeklärter Ursache in den Gegenverkehr geraten. So geschehen am Dienstag im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld. Derlei Meldungen über spektakuläre Unfälle mit Senioren am Steuer häufen sich - zumindest gefühlt - in den vergangenen Wochen. Und zwar nicht nur in Franken. Sind Senioren im Straßenverkehr wirklich gefährlicher als andere?
Tatsächlich steigt in der Region die Zahl von Unfällen, an denen Senioren beteiligt sind. Das ist angesichts der demografischen Entwicklung vor allem im nordbayerischen Raum wenig verwunderlich. Wie aus den Verkehrsunfallstatistiken der fränkischen Polizeipräsidien hervorgeht, hat es im vergangenen Jahr auf hiesigen Straßen beinahe 128 000 Mal gekracht - in 10 000 Fällen waren Fahrer ab 65 Jahren beteiligt. Zwar sind andere Risikogruppen wie Fahranfänger zwischen 18 und 24 Jahren häufiger in Kollisionen (11 000 Unfälle) verwickelt. Entscheidender ist aber die Schuldfrage, denn dort fallen Senioren auf: Zwei von drei ihrer Unfälle verursachen sie selbst verursacht. Was tun?
Seit Jahren schon diskutieren Verkehrsexperten die Frage, ob verbindliche Eignungstests für Senioren am Steuer sinnvoll sind. Josef Metzner vom Bayerischen Fahrlehrerverband plädiert für verpflichtende Seh- und Hörtests - spätestens ab dem 60. Lebensjahr. "Selten merken es die Menschen selbst, dass es nicht mehr geht", sagt er. Daher seien auch Angehörige in der Pflicht. Oder die Behörden. Solche Untersuchungen ließen sich etwa als Voraussetzung zur Verlängerung des Führerscheins erklären, meint Metzner.
Verkehrsverbände sprechen sich vehement gegen eine gesetzliche Lösung aus, auch weil sie ältere Verkehrsteilnehmer nicht als Problemgruppe sehen. "Wir lehnen verpflichtende Eignungstests ab", sagt der Verkehrsexperte des ADAC Nordbayern, Wolfgang Lieberth. "Eine unfallfreie Teilnahme am Straßenverkehr ist nicht an ein bestimmtes Alter geknüpft", meint er. Zwar seien regelmäßige medizinische Untersuchungen zu empfehlen. Jedoch lediglich auf freiwilliger Basis.
Außerdem gebe es eine Reihe weiterer Möglichkeiten, die eigene Fahrtüchtigkeit zu stärken beziehungsweise zu erhalten. Ein Fahrsicherheitstraining zum Beispiel kann sinnvoll sein - und zwar unabhängig vom Alter. Beim Fahr-Fitness-Check können Senioren mit speziell geschulten Fahrlehrern zu einer Probefahrt antreten. Der spricht anschließend Empfehlungen aus und gibt Verbesserungsvorschläge. Im vergangenen Jahr haben jedoch lediglich 100 Leute eine solche Feedback-Fahrt in Anspruch genommen.
Das könnte daran liegen, dass es nicht des Menschen Stärke ist, eigene Fähigkeiten richtig einzuschätzen. "Das ist ein typisches Verhalten, was sich auch auf die Straße überträgt", erklärt die Bayreuther Verkehrspsychologin Susanne Erdmann. Zumal es nicht immer nur körperliche oder geistige Beeinträchtigungen betrifft. Weil Führerscheinprüfungen oft lange zurückliegen, fehle es oft an wichtigen Regeländerungen.
Die Politik hält sich zurück. Nur vereinzelt gibt es Konzepte, Senioren den Abschied vom geliebten "Papp" leichter zu machen. In Ahorn (Kreis Coburg) dürfen Menschen, die ihren Schein aus Altersgründen abgeben, im Gegenzug ein halbes Jahr lang kostenlos Bus fahren. Solange der ÖPNV jedoch nicht flächendeckend klappt, wird das keine Patentlösung sein können.
An nicht mal knapp 17% aller Unfälle sind die Altersklassen 18-24 Jahre und über 65 Jahre beteiligt, an einem gemäß Artikel nicht exakt definierbarem Teil (unter zwei Drittel) schuld.
An den restlichen 83% aller Unfälle ist die Altersklasse 25-64 Jahre beteiligt und nicht nur an diesen schuld, sondern auch ein gut einem Drittel der ersten 17%.
Vielleicht sollte man anhand dieser Zahlen bei letzterer Altersklasse ansetzen und deren Fahrtauglichkeit überprüfen?
Gefühlt häufen sich gerade die Unfälle mit Senioren …
Derlei Meldungen über spektakuläre Unfälle mit Senioren am Steuer häufen sich - zumindest gefühlt - in den vergangenen Wochen.
Wie aus den Verkehrsunfallstatistiken der fränkischen Polizeipräsidien hervorgeht, hat es im vergangenen Jahr auf hiesigen Straßen beinahe 128 000 Mal gekracht - in 10 000 Fällen waren Fahrer ab 65 Jahren beteiligt. Zwar sind andere Risikogruppen wie Fahranfänger zwischen 18 und 24 Jahren häufiger in Kollisionen (11 000 Unfälle) verwickelt. Entscheidender ist aber die Schuldfrage, denn dort fallen Senioren auf: Zwei von drei ihrer Unfälle verursachen sie selbst verursacht.
Wie viele Autofahrer (Führerscheininhaber) gibt es in der Altersgruppe ab 65 Jahre?
Wie viel Prozent sind hiervon 10.000 Fälle?
Wie viele Autofahrer (Führerscheininhaber) gibt es in der Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren?
Wie viel Prozent sind hiervon 11.000 Fälle?
Ohne die Beantwortung der Fragen abzuwarten, behaupte ich, dass alle, die von Senioren die Fahrtauglichkeit verpflichtend verlangen, gefühlt einen Schuss haben.
Altersangabe an der Heckscheibe, so sorgt der Greis für den nötigen Sicherheitsabstand...
KlarRa, sind 60jährige für Sie Greise ? Solche Kommentare sind einfach nur beleidigend. Auch Sie kommen vielleicht in dieses Alter .
Zum einen ist die Statistik mit Vorsicht zu genießen. Es ist beispielsweise bekannt, daß die Polizei bei Unfällen mit Fahrradbeteiligung vielfach zu Unrecht die Hauptschuld dem Radler zuordnet, was dann vor Gericht korrigiert wird. Denn zum einen stehen bei der Unfallaufnahme, ist der Radfahrer verletzungsbedingt nicht vernehmensfähig, oft nur die Aussagen des Unfallgegners zur Verfügung. Zum anderen sind viele Polizeibeamte Radfahrern gegenüber voreingenommen.
In die offiziellen Statistiken aber fließt nur die Erstaufnahme des Unfalls ein. Spätere Korrekturen werden nicht übernommen, es entsteht daher ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Ich kann mir gut vorstellen, daß dies bei Seniorenunfällen nicht anders ist.
Zum anderen wäre das Verantwortungsbewußtsein der Menschen durchaus in der Lage, sie zu befähigen, ihre Fahrtüchtigkeit zu beurteilen. Nur wären dazu zwei Bedingungen zu erfüllen: Die Verkehrspolitik muß endlich darauf hinwirken, daß es flächendeckend brauchbare Alternativen zum individuellen Kraftfahrzeug gibt. Und Verkehrserziehung sowie Fahrausbildung dürfen nicht länger vom Kindergarten an den Eindruck vermitteln, der Mensch wäre nur am Autosteuer ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft. Dann hätte der eigene Pkw als Statussymbol ausgedient.