Auf den 400-Zeilen-Brief von Ehlers antwortet Michael Stoschek nur indirekt: mit einem großen Interview in der Süddeutschen Zeitung. Unterdessen sind die Meinungen vor Ort geteilt. Die Mehrheit fürchtet laut einer Umfrage auf inFranken.de die Übermacht des Firmenlenkers. Bange Frage: "Was passiert, wenn er mal geht?"
Günter Kolb sieht den Streit zwischen den Sponsoren aus aus der Perspektive der meisten Baskeballanhänger in Bamberg: von außen. Als Besitzer einer Dauerkarte zahlt er 580 Euro in der Saison. Trotz dieses "stolzen Betrags", hat er keinen Zugang zu den Lounges im Obergeschoss, sagt der Rentner.
Das heißt nicht, dass dem 64-Jährigen die Sorgen der Kleinsponsoren egal wären. Ganz im Gegenteil. Wie viele der 934 Mitglieder im Fanclub Faszination Basketball Bamberg, dem größten seiner Art in Deutschland, weiß Kolb, dass der Spitzensport in Bamberg ein Gemeinschaftswerk vieler ist. Und deshalb ist er hin- und hergerissen - in Anbetracht der Veränderungen, die Freak City in den letzten Monaten erfahren hat und angesichts des Führungsstils von Michael Stoschek.
"Als Bamberger kann man froh sein, dass wir ihn haben", sagt Kolb mit Blick auf die explosionsartig wachsenden Budgets der Basketballteams. Einerseits. Doch andererseits ist ihm und vielen, die sich an unserer inFranken-Umfrage beteiligt haben, nicht wohl bei dem Gedanken, dass ein Mann so viel Macht hat und "alles bestimmen kann, was im Basketball geschieht". "Wir haben jetzt ein Werksteam" beschreibt Kolb den Übergang der früheren Betriebsgesellschaft Franken1st in die Bamberger Basketball GmbH, die zu 100 Prozent Brose gehört. Kolb sorgt sich, dass die Breite schwindet, bekanntlich eine Grundlage für die Basketball-Begeisterung. "Was ist, wenn er einmal abzieht?"
Heyder künftig Sportdirektor
Doch hört man Michael Stoschek, braucht man sich über ein nur kurzfristiges Engagement von Brose in Bamberg wohl keine Sorgen zu machen. In einem nahezu ganzseitigen Interview in der Süddeutschen Zeitung vom Dienstag breitet der Firmenlenker seine Sicht der Dinge aus.
Michael Ehlers offener Brief, der im FT am Montag als bezahlte Anzeige erschienen war, wird dabei kurz erwähnt.
Stoschek formuliert seine Verwunderung darüber, dass Ehlers nicht vor einer Veröffentlichung das interne Gespräch gesucht habe. Ein Gesprächsangebot unserer Zeitung hatte Stoschek am Montag abgelehnt.
Vieles von dem, was Stoschek nun im Interview sagt, ist bereits bekannt, wird aber in einer großen Tiefe beleuchtet. Zum Beispiel die "Langfristigkeit" seiner Ambitionen. "Wir sind ein Familienunternehmen, das in langen Zeiträumen denkt und operiert. Wir sind nicht börsengetrieben.
Das gilt auch für den Sport. Wir wollen nicht Euphorie entfachen und aussteigen, wenn wir mal verlieren", sagt Stoschek.
Oder zum Thema sportliche Ziele: "Ich habe vor kurzem einmal gesagt, was bringt uns eigentlich die siebte Deutsche Meisterschaft. Das wird irgendwann langweilig. Europa muss unser Ziel sein, unser Unternehmen ist ja auch weltweit aufgestellt." Stoschek bestätigt in dem Gespräch auch die Pläne, dem künftig als sportlichen Direktor fungierenden Wolfgang Heyder einen Kollegen für Finanzen und Marketing zur Seite zu stellen: "Wir sind der Meinung, weil auch die sportlichen Herausforderungen größer werden, dass er sich auf die Aufgaben des Sportdirektors konzentrieren soll."
Ein sichtbares Zeichen für die Umwälzungen, die Freak City unter dem neuen starken Mann erlebt, war gestern in der Arena zu bewundern.
Dort wurde der neue Videowürfel präsentiert, der schon bald in Betrieb genommen werden soll. 300.000 Euro hat das 3,8 Tonnen schwere Multivisionsgerät gekostet. Finanziert wird es aus dem Mehrerlös, den der fünfjährige Vertrag mit Brose über das Namensrecht erbrachte.
Für Horst Feulner ist der Videowürfel nur eine von vielen Verbesserungen, mit denen die Halle in den letzten Monaten gewonnen hat. Sie ist vor allem attraktiver geworden. Dem Werbefriedhof von einst, trauert der Geschäftsführer der Arena-Betriebsgesellschaft keine Sekunde nach: "Die sichtbare Überfrachtung mit Werbeplakaten war nicht optimal. Heute können wir die Halle für Firmenveranstaltungen viel besser vermarkten."
Den Konflikt zwischen Klein- und Großsponsoren betrachtet Hallenmanager Feulner aus der Nähe und der Ferne zugleich, denn die Stadt hat die Vertragsrechte mit Sponsoren an die Basketballgesellschaft
abgetreten. Für ihn ist außer Zweifel, dass Freak City den Spagat schaffen muss, wenn es auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Basketball spielen will. "Wir brauchen die die Community und damit die ,Kleinen´. Aber ohne die großen Sponsoren geht es auch nicht." Feulner hat keine Sorge, dass die Wogen sich wieder glätten werden: "Mit gutem Willen und Gesprächen lässt sich das wieder einrenken."
Reaktionen im Netz
Das
Umfrageergebnis auf inFranken.de spiegelt die Meinungen zum Konflikt zwischen den Sponsoren gut wider: Die User können die Sorgen der "Kleinen" nachvollziehen.
"SilkeZahn" befürchtet, dass es nicht mehr um Bamberg und die Fans gehen könnte, sondern rein um den Erfolg der Basketballer als Markenbotschafter für Brose. "Eine starke Position, wie Brose sie inne hat, braucht immer mindestens einen Gegenpart.
Vielleicht käme es dem ,Sportsgeist' von Herrn Stoschek sogar sehr entgegen, wenn sich weitere Hauptsponsoren einreihen würden", kommentierte User
"cheerup" im inFranken-Chat am Dienstag. Jedoch paart sich diese Meinung auch mit dem Wunsch, dass die Parteien endlich miteinander reden, also Business-Club und Michael Stoschek - und das am besten außerhalb der Medien.
machen wir es wie Olympiacos Piräus vor einigen Jahren, als deren Präsident, der soweit ich weiß Milliardär ist (zahlt ja wohl auch keine Steuern in Griechenland ??) und damit mal eben drei Leute aus der NBA eingekauft hat. Das war noch zu Bauermann-Zeiten.
Wenn der Bamberger Etat dank Hauptsponsor Brose mal bei 20 - 25 Millionen Euro liegt, dann brauchen wir uns weder vor dem FCBB zu fürchten noch vor vielen anderen Teams in Europa. Da kommt selbst der Wörschtles-Uli nimmer mit.
Ich hab nix dagegen. Aber verlieren Sie bitte nicht Ihren Spaß am Bamberger Basketball.
Es ist bekannt, was nach dem Rückzug von Herrn Steiner in Bayreuth passiert ist.
So etwas brauchen wir in Bamberg nicht, dann lieber ohne EL und stabil kompakt wie bisher.
Sie haben letztlich Ihre Wahl getroffen. Rückzug verboten !!!!