Das Ensemble Ernst von Leben testet die Fähigkeiten von Bambergs neusten Veranstaltungsort. Die Menschen stehen Schlange am Einlass.
Stellen Sie sich vor, ein Mann gießt seine Geranien. Drunter steht eine Frau, der tropft das Wasser in ihr Bier. Eine Diskussion keimt auf, bis eine zweite Frau vorbeikommt, die die erste darauf hinweist, dass sie doch eh kein Bier zu trinken habe, weil sie schwanger sei. Der Geranien-gießende Mann: "In Franken ist ein halbes okay."
Stellen Sie sich vor, Franz Kafka würde diese Szene schreiben. Oder es handle sich dabei eigentlich um ein Musikvideo der Band Abba. Oder um einen Ausschnitt aus einem Pferdefilm für kleine Mädchen. Der Geranien-gießende Mann wäre auch ein Mädchen. Das sagt: "Oh, jetzt habe ich deinen Schweif oder wie das heißt ganz nass gemacht!" Denn die biertrinkende Frau ist nun ein Pferd.
So schnell kann das gehen beim Impro-Theater. Das Ensemble Ernst von Leben ist wohl die derzeit aktivste der Bamberger Impro-Gruppen. Es besteht nicht nur aus den fünf Schauspielern, sondern auch aus einer ebenfalls improvisierenden Band. Wobei an diesem Abend im Krackhardt-Haus auch die Musiker schauspielern.
Traube bis auf den Maxplatz
Es ist eine der ersten Veranstaltungen in diesem neuen Bamberger Kulturort. Vor dem anberaumten Beginn hat sich eine Traube gebildet, die bis hinaus auf den Maxplatz quillt. Drin steht Jakob Fischer und bittet jene Gäste nach vorn, die schon eine Karte haben. Die drängen sich an den hoffnungsvoll Wartenden vorbei und gelangen in den Hinterhof. Hier führt eine Art hölzerner Laufsteg ins Hinterhaus.
Der Raum sieht herausgeputzt aus. Um die 100 Menschen finden hier Platz. Auch weil das Ensemble und die Veranstalter immer weiter nachbestuhlen. Felix Forsbach, der Zuschauer und Ensemble durch den Abend leitet, freut sich, "dass so viele den Weg zum Maxplatz gefunden haben." Und natürlich, dass sie heute hier sein dürfen.
Das Krackhardt-Haus soll nun beweisen, dass es tauglich ist als Veranstaltungsort. Und dass es seinen Beitrag leisten kann, um den öden Maxplatz endlich aus seinem Schlummer zu erwecken. Die Bedingungen sind toll, auch wenn der Raum etwas beengt ist. Die Musiker erfreuen sich am idealen Raumklang unter der gewölbeartigen Decke.
Steuerberater hofft auf Frühstück
Und die Schauspieler erdenken, unter Zuhilfenahme einer gewissen Routine, Szenen, die es so vorher nie gab, die es so nie wieder geben wird. Das Publikum liefert das Stichwort, die Ensemblemitglieder selbst übernehmen im Wechsel die Regie. Am Ende erwacht Thomas Paulmann als Steuerberater in der Wohnung von Nicole Heinemann, einer Modedesignerin, die nie ihre Steuern abgibt. "Wie schaut's denn aus mit Frühstück?", fragt Paulmann. Eine Zuschauerin ist ganz verzückt: "Och, süß!"