Was taugt das Krackhardt-Haus?

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Das Ensemble Ernst von Leben gibt alles beim Auftritt im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
Das Ensemble Ernst von Leben gibt alles beim Auftritt im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
 
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
 
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
 
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
 
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
 
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
 
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
Szenen vom Improvisationstheater im Krackhardt-Haus. Foto: Matthias Hoch
 

Das Ensemble Ernst von Leben testet die Fähigkeiten von Bambergs neusten Veranstaltungsort. Die Menschen stehen Schlange am Einlass.

Stellen Sie sich vor, ein Mann gießt seine Geranien. Drunter steht eine Frau, der tropft das Wasser in ihr Bier. Eine Diskussion keimt auf, bis eine zweite Frau vorbeikommt, die die erste darauf hinweist, dass sie doch eh kein Bier zu trinken habe, weil sie schwanger sei. Der Geranien-gießende Mann: "In Franken ist ein halbes okay."

Stellen Sie sich vor, Franz Kafka würde diese Szene schreiben. Oder es handle sich dabei eigentlich um ein Musikvideo der Band Abba. Oder um einen Ausschnitt aus einem Pferdefilm für kleine Mädchen. Der Geranien-gießende Mann wäre auch ein Mädchen. Das sagt: "Oh, jetzt habe ich deinen Schweif oder wie das heißt ganz nass gemacht!" Denn die biertrinkende Frau ist nun ein Pferd.

So schnell kann das gehen beim Impro-Theater. Das Ensemble Ernst von Leben ist wohl die derzeit aktivste der Bamberger Impro-Gruppen. Es besteht nicht nur aus den fünf Schauspielern, sondern auch aus einer ebenfalls improvisierenden Band. Wobei an diesem Abend im Krackhardt-Haus auch die Musiker schauspielern.

Traube bis auf den Maxplatz

Es ist eine der ersten Veranstaltungen in diesem neuen Bamberger Kulturort. Vor dem anberaumten Beginn hat sich eine Traube gebildet, die bis hinaus auf den Maxplatz quillt. Drin steht Jakob Fischer und bittet jene Gäste nach vorn, die schon eine Karte haben. Die drängen sich an den hoffnungsvoll Wartenden vorbei und gelangen in den Hinterhof. Hier führt eine Art hölzerner Laufsteg ins Hinterhaus.

Der Raum sieht herausgeputzt aus. Um die 100 Menschen finden hier Platz. Auch weil das Ensemble und die Veranstalter immer weiter nachbestuhlen. Felix Forsbach, der Zuschauer und Ensemble durch den Abend leitet, freut sich, "dass so viele den Weg zum Maxplatz gefunden haben." Und natürlich, dass sie heute hier sein dürfen.

Das Krackhardt-Haus soll nun beweisen, dass es tauglich ist als Veranstaltungsort. Und dass es seinen Beitrag leisten kann, um den öden Maxplatz endlich aus seinem Schlummer zu erwecken. Die Bedingungen sind toll, auch wenn der Raum etwas beengt ist. Die Musiker erfreuen sich am idealen Raumklang unter der gewölbeartigen Decke.

Steuerberater hofft auf Frühstück

Und die Schauspieler erdenken, unter Zuhilfenahme einer gewissen Routine, Szenen, die es so vorher nie gab, die es so nie wieder geben wird. Das Publikum liefert das Stichwort, die Ensemblemitglieder selbst übernehmen im Wechsel die Regie. Am Ende erwacht Thomas Paulmann als Steuerberater in der Wohnung von Nicole Heinemann, einer Modedesignerin, die nie ihre Steuern abgibt. "Wie schaut's denn aus mit Frühstück?", fragt Paulmann. Eine Zuschauerin ist ganz verzückt: "Och, süß!"

Auch darin besteht der Reiz: Dass das Publikum durch ständigen Einbezug, die Scham verliert, und zum Teil des Ganzen wird. Der Zuschauer soll mitgestalten und ist, so Forsbach, letztlich auch selber schuld, wenn es kein guter Abend würde. Das stimmt natürlich nicht. Aber das Ensemble ist offenbar geschult darin, mit der Gefahr der Leere im Gehirn umzugehen und jede Situation zu überwinden, ohne in allzu impro-mäßiges Gehampel zu verfallen.

Oder wie Gast Maria es in der Pause ausdrückt: "Auch wenn sie scheitern, schaffen sie es irgendwie, noch etwas daraus zu machen." Während der erste Teil inhaltlich stark von Albanien und dortigen Blutrachetürmen sowie dem Thema Steuern geprägt ist, geht es im zweiten viel um Paul Klee. Denn der ist der Lieblingskünstler einer Kunsterzieherin aus der zweiten Reihe, die die Pensionierung erreicht hat. Forsbach singt: "Ich habe es geschafft. Ich bin in Rente gegangen. Die Kinder sind mir inzwischen egal."

Baby wie ein Schlenkerla-Logo

Im weiteren Verlauf fliegt Thomas Paulmann von einem Ballon gezogen durch die Luft und wird von Felix Forsbach sechs Monate lang in den Keller gesperrt. Johanna Waldhoff erkennt auf dem Ultraschall, dass ihr werdendes Kind dem Schlenkerla-Logo ähnelt. Peter Florian Berndt und Dominik Tremel streiten und versöhnen sich auf Fantasie-Spanisch. Und Olga Seehafer traut Bambergs erstes schwules Paar. Was einem nicht alles einfällt, wenn man muss.

Und jetzt stellen Sie sich mal vor, Franz Kafka hätte das geschrieben.