Der Verfall des Ölpreises macht alle Bemühungen zur Farce, die Mobilität neu zu erfinden.
Rein statistisch verbringt jeder Bundesbürger jedes Jahr zweieinhalb Tage im Stau. Eine Zahl, über die viele Franken nur müde lächeln können, denn sie stehen ja alleine auf dem Frankenschnellweg zwischen Bamberg und Nürnberg gefühlt jeden Tag einen halben Tag in der Blechschlange.
Auf wen schimpft man am besten, wenn es wieder mal nur im Schritttempo oder gar nicht vorangeht? Ein Schuldiger ist schwer zu finden, denn auch dieser Stau ist "hausgemacht" wie die allermeisten, die den Autofahrer in Deutschland nerven.
Die Scheichs pokern
Die Blechlawine auf den deutschen Straßen ist ein unübersehbares Zeichen dafür, dass die Mobilität, wie sie vor 130 Jahren von Carl Benz erfunden wurde, in eine Sackgasse fährt.
Das spüren auch die großen Ölstaaten, deren Förderpolitik einen kalkulierten Preisverfall mit sich bringt - und auch gegen die weltweit in Gang kommende Energiewende gerichtet ist. Obwohl Straßen und Städte verstopft sind und der Investitionsstau bei der Verkehrsinfrastruktur noch länger ist als der reale Stau auf den Straßen, obwohl Umwelt- und Wirtschaftsverbände vor dem Kollaps warnen und die Abgase der Autos und Lastwagen zu den schlimmsten Umweltsünden zählen: Es gibt keinen Richtungswechsel.
Das belegen die Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes, wonach die Zahl der in Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeuge weiter steigt: Anfang 2014 rollten 61,5 Millionen Pkw, Lkw und sonstige Kraftfahrzeuge über Deutschlands Straßen, im Januar 2015 waren es 900 000 mehr. Mit 62,4 Millionen erreichte der Fahrzeugbestand in Deutschland am 1. Januar 2015 einen neuen Höchststand.
44,4 Millionen Fahrzeuge sind Pkw, 550 pro 1000 Einwohner, sodass das ganze Land heute schon in Zweisitzern unterwegs sein könnte. Trotzdem gehen die Autoren diverser Studien (etwa im Auftrag von Shell) davon aus, dass der Automobilität noch lange nicht der Schwung ausgeht.
Auch in Franken. Anders als in den Großstädten gehört das Auto in ländlichen Regionen zum Leben, und in vielen Familien ist selbst die Doppelgarage längst zu klein. Daher auch der "hausgemachte" Stau: Oberfranken liegt mit einer Fahrzeugdichte von 610 pro 1000 Einwohner weit über dem bayerischen Durchschnitt und auf einem Spitzenplatz im Bundesgebiet; mehr Autos als in Bayern gib es nur noch in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Unterfranken ist mit 612 Pkw pro 1000 Einwohner sogar noch "mobiler", während Mittelfranken mit 559 Fahrzeugen sogar hinter dem bayerischen Durchschnitt zurückbleibt (589 Pkw pro 1000 Einwohner); in Mittelfranken drückt die Großstadt Nürnberg der Fahrzeugstatistik ihren Stempel auf. Die zunehmende Verkehrsdichte ist der Hauptgrund für die "Republik im Stau", die der ADAC mit einer aktuellen Statistik beschreibt: Laut Automobilclub erreichte 2015 nicht nur die Zahl der Fahrzeuge in Deutschland ein neues Allzeithoch, sondern auch die Zahl der Staus, in denen sie standen: 2015 zählten die Verkehrsexperten 568 000 Staus, so viele wie nie zuvor in Deutschland.
Auch wenn solche Zahlen - nicht nur, wenn sie vom ADAC kommen - mit gewisser Vorsicht zu genießen sind und heute weitaus mehr Staus als früher in die Statistik eingehen, weil Autofahrer selbst den kleinsten Stillstand per Handy an den Verkehrsfunk melden: Die Überforderung des Straßensystems ist unbestritten.
Der Stau aus dem Nichts
Die meisten Staus entstehen aus dem Nichts wegen der Verkehrsdichte. "Unfälle und Baustellen sind nur für etwa 40 Prozent der Staus auf den deutschen Straßen verantwortlich", sagt der Stauforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen.
Die Rezepte gegen den Stau stammen von "anno dazumal": Die Länder fordern mehr Geld für die Straßen, das Bundesverkehrsministerium stockt die Mittel auf und denkt über neue Wege zur Finanzierung nach.
Die wenigsten Verkehrsforscher gehen das Übel an der Wurzel an, wollen den Verkehr nicht ausbremsen, sondern ihn mit intelligenten Leitsystemen bis hin zum autonomen Fahren flüssiger und am Ende noch dichter machen. So fährt die Mobilität in eine Sackgasse, nicht nur in den Städten, wo selbst für stehende Fahrzeuge kaum noch Platz ist. Auch das Leben auf dem Land ist nur bezahlbar, so lange der Sprit billig ist. Und das könnte bald vorbei sein.
... der Herr Flegel hat wieder ein großes Problem entdeckt. Mit " Vollgas fahren wir in die Sackgasse", das weiß er ganz genau. Dachte schon, er hat Vorschläge auf die noch niemand gekommen ist. Der Ausweg aus dieser "Sackgasse", wären " neue Wege der Mobilität". Was schlägt er vor? : " Modelle wie Carsharing oder einen attraktiven Nahverkehr". Habe ich etwas nicht mitgekriegt ? Das gibts doch alles schon. Vielleicht ganz einfach mal erkundigen, was Stadt und Landkreis Bamberg für den ÖPNV ausgeben. Und dann Vorschläge machen. Wäre das zuviel verlangt ?
neben den Mehrkosten eines e-Auto's, die Ladekonzepte europaweit nicht vernünftig gelöst sind, ist es für mich keine Alternative. Wir sind oft in Frankreich und Italien unterwegs, und da sind Ladestationen komplette Fehlanzeige...
nämlich dass jeder Autofahrer ständig einen Sessel, ein Sofa und eine Truhe meist unbenutzt mit sich rumschleppt und damit Massen an Platz verbraucht wird wahrscheinlich so schnell nicht angegangen werden.