Die Bamberger Sozialdemokraten feiern ihre 150 Jahre zurückreichende Geschichte in der Domstadt. Die kommissarische Bundeschefin Malu Dreyer will ihren Genossen wieder mehr Selbstbewusstsein einhauchen.
Auf Bundesebene läuft es nicht gerade rosig für die Sozialdemokraten. Doch die Partei kann auf eine lange Geschichte zurückblicken - auch in Bamberg. Aus diesem Anlass hatte man ein abwechslungsreiches Festprogramm zusammengestellt.
Einen Blick in die Vergangenheit ermöglichte Professor Andreas Dornheim vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Bamberg. Er referierte über die Geschichte der Bamberger SPD von der Gründungsphase bis zum Ende der Weimarer Republik.
Bei der Gründung der Bamberger SPD vor 150 Jahre kam hoher Besuch. Damals war es August Bebel, einer der SPD-Gründungsväter, der am 7. November 1869 in die Domstadt reiste. Die Mission: Im Saal der Gaststätte "Schwarzer Adler" in der Königsstraße 1 bei der Geburtsstunde der Bamberger SPD mit dabei sein und zu sprechen. Es gründete sich damals ein Arbeiterbildungsverein, der sich als Lokalinstitution der sozialdemokratischen Arbeiterpartei verstand. Erst 1873, unter dem Einfluss der Nürnberger SPD, kam es in der Brauerei "Mondschein" zur konstituierenden Sitzung eines sozialdemokratischen Arbeitervereins unter dem Vorsitz des Bürstenmachers August Memme.
So viel Geschichte - der Bamberger SPD-Kreisvorsitzende Felix Holland sprach im voll besetzten Saal der VHS Bamberg davon, dass man stolz darauf sein könne, "der ältesten demokratischen Partei in Bamberg anzugehören". Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität hätten nichts von ihrer Aktualität verloren.
Werte noch immer aktuell
Das sah auch Malu Dreyer so, die als prominente Festrednerin sprach. Die kommissarische Parteivorsitzende der SPD und Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz erinnerte an die Geschichte der SPD: "Eine Geschichte von Mut und gemeinsamen Werten". Sie sprach explizit von Genossen und Genossinnen, einer Anrede, die für manche antiquiert erscheint, für sie dagegen zeigt, "dass wir trotz aller Unterschiede durch gemeinsame Werte miteinander verbunden sind, zeitlose Werte: Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität".
Die kommissarische Parteivorsitzende forderte die Zuhörer auf, selbstbewusst darauf hinzuweisen, was die SPD in der Großen Koalition für die Menschen, insbesondere für Familien und Arbeitnehmer bewirkt habe. Gleichzeitig müsse man jeglichen Formen von Rassismus, Rechtsradikalismus und Ausgrenzung widersprechen und klar Stellung beziehen.
Vertrauen zurückgewinnen
Dreyer zeigte sich sicher, dass man verlorenes Vertrauen zurückgewinnen könne, und dass "die SPD in einer Zeit des Wandels gebraucht wird". Dafür habe man sich programmatisch neu aufgestellt, um passende Antworten auf aktuelle Fragen in Staat und Gesellschaft zu finden. Ökologie ohne den sozialen Aspekt sei für sie nicht vorstellbar.