Runde 2 für den Amtsinhaber in Strullendorf?

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Foto: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
Ergebnisse der Bürgermeisterwahl 2014. Grafik: Micho Haller
Ergebnisse der Bürgermeisterwahl 2014. Grafik: Micho Haller
 
Amtsinhaber Wolfgang Desel (CSU)
Amtsinhaber Wolfgang Desel (CSU)
 
Die parteilose SPD-Kandidatin Heike Bollwein
Die parteilose SPD-Kandidatin Heike Bollwein
 
Stefan Zahner (Neue Liste)
Stefan Zahner (Neue Liste)
 

Die Strullendorfer entscheiden, ob sie weiter CSU-Bürgermeister Wolfgang Desel wollen oder einen seiner Herausforderer: Stefan Zahner (Neue Liste) oder die parteilose SPD-Kandidatin Heike Bollwien.

An seine erste Amtszeit als (CSU-)Bürgermeister würde Wolfgang Desel gerne eine weitere hängen. Doch auf seinen "Job" sind auch Stefan Zahner von der Neuen Liste Strullendorf und die parteilose, von der SPD aufgestellte Heike Bollwien scharf.

Desel sieht sein größtes politisches Erfolgserlebnis in der Beilegung des jahrzehntelangen außergerichtlichen Streites mit dem Freistaat und den Bamberger Stadtwerken zum Wasserschutzgebiet. Dank eines Vergleichs können nun zuvor nicht nutzbare Flächen entwickelt und der Flächennutzungsplan fortgeschrieben werden.

Fokus auf Ökologie und Nachhaltigkeit

Anders als Desel würde Stefan Zahner die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit deutlich stärker gewichten als bisher. "Alle Möglichkeiten, die sich der Gemeinde bieten, etwas für den Klimaschutz zu tun, sollten ausgeschöpft werden, zum Beispiel bei der Entwicklung des Baugebietes Walderholungsstätte", lautet seine Forderung.

In Sachen Umwelt fordert auch Heike Bollwien einen verantwortungsvollen Umgang mit den wachsenden Klima- und Umwelt-Herausforderungen. Sie möchte aber auch mehr Kommunikation und Wertschätzung auf allen Ebenen. "Bedürfnisorientierte Projekte müssten gemeinsam erarbeitet und umgesetzt werden." Dabei kritisiert sie die bisherige Finanzplanung. Bei der Zukunftsgestaltung müssten die Mitbürger besser eingebunden werden.

So wären denn auch die Themen mit oberster Priorität, eine durchlässigere und transparentere Kommunikation, damit Vorhaben und Entscheidungen neu belebt werden und in die Zukunft geführt werden können. Es gelte, durch vorausschauende und verantwortungsvolle Haushaltspolitik finanzielle Handlungsspielräume zu öffnen. Bollwien fordert die generationenübergreifende Siedlungsentwicklung, immer mit dem Augenmerk auf den wert- und erhaltungsschätzenden Umgang mit der Umwelt.

Ähnlich sieht Stefan Zahner eine Priorität darin, das Gebiet der ehemaligen Walderholungsstätte als Baugebiet auszuweisen. "Ich setze mich dafür ein, "die einmalige Chance zu nutzen, eine ökologische und nachhaltige Siedlung zu entwickeln, die eine gewisse Strahlkraft auf den ganzen Landkreis haben kann."

Solide Finanzpolitik

Bedeutend ist für ihn überdies eine solide Finanzpolitik, damit die Gemeinde auch langfristig handlungsfähig bleibt. So müssen notwendige Investitionen mit Augenmaß angegangen und unangenehme Themen zur Kosteneinsparung offen angesprochen werden. Der Aufbau eines funktionierenden ÖPNV in der Gemeinde ist für ihn dringend erforderlich. Hier brauche es neue Ideen, um den ÖPNV effektiv und wirtschaftlich zu betreiben.

Handlungsbedarf sieht Wolfgang Desel indes bei der Schaffung von Wohnraum und der Aktivierung von noch vorhandenen, erschlossenen Grundstücken - im Einklang mit der Erfassung von sich anbahnenden Leerständen. Dazu gehöre es, Angebote und Nachfrage zusammen zu bringen. Entwickelt werden müsste die Industriebrache der ehemaligen Firma Hoffman-Garne - mit Wohnen, Kleinbetrieben, Startups.

Den ÖPNV nennt Desel ebenfalls bei seinen obersten Prioritäten. Hier brauche es Verbesserungen bei der Anbindung an Bamberg - mehr Fahrten am Abend und am Wochenende - , die Verbesserung von Mitfahrgelegenheiten, die Einrichtung einer Mitfahrzentrale. Schließlich müssten ausreichend Kita-Plätze geschaffen und die Belegung gesteuert werden - über Neu-/Umbauten, Grundstückserwerb und eine mögliche zentrale Vergabe analog zu Bamberg. Die Frage, wie er Strullendorf helfen könnte, sollte er nicht als Bürgermeister wiedergewählt werden, hat sich Wolfgang Desel als amtierendes Gemeindeoberhaupt noch nicht gestellt.

Seine Mitbewerber indes schon. So hofft Stefan Zahner, dass er für die Neue Liste wieder in den Gemeinderat gewählt wird, wo er sein Mandat dann genauso engagiert wahrnehmen würde wie bisher. Heike Bollwien meint "nach der Wahl ist vor der Wahl - ergo: mitgestalten, mitdenken, mitarbeiten für ein zukunftssicheres Strullendorf".

Kurzinterview mit Wolfgang Desel (CSU)

Wolfgang Desel ist seit sechs Jahren Strullendorfer Bürgermeister. Der ledige, seit 16 Jahren liierte Versicherungskaufmann/Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen nennt Helmut Schmidt als sein politisches Vorbild. Joggen und Trompete spielen sind die Hobbys des in Kassel Geborenen. Der 53-Jährige würde nun gerne in eine zweite Amtszeit als Bürgermeister gehen. Was motiviert Sie, sich in der Politik zu engagieren? Wolfgang Desel: Die unmittelbare Umsetzungsmöglichkeit von Anliegen der Bürger oder Vereine oder Betriebe; in Bereichen, in denen wir autark entscheiden können und für Entscheidungen oder Rahmenbedingungen die Ansprechpartner kennen, zu Gesprächen einladen. Runde Tische bilden und am Ende zum positiven Ergebnis kommen. Was hat Sie im vergangenen Jahr im Bezug auf Ihre Gemeinde am meisten geärgert und wieso? Der zweimalige Einbruch ins Rathaus innerhalb von drei Tagen und dass der Täter nicht verurteilt wurde, sondern der Staatsanwalt zur Therapie rät. Warum sind Sie der richtige Bürgermeister für Ihre Gemeinde? Weil ich aktiv zuhöre, mich aktiv in allen Generationen aufhalte und an Aktivitäten beteilige, so leiten sich über alle Generationen die richtigen Entscheidungen ab. Ich habe Entscheidungsfreude und bin offen für Visionen im ländlichen Raum wie autonomen Pendelverkehr zwischen Ortsteilen und Bahnhof oder Ortsteilen und Arztpraxen.

Kurzinterview mit Heike Bollwein (parteilos/SPD)

Auf der SPD-Liste tritt die parteilose Heike Bollwien als Bürgermeisterkandidatin an. Die 51-Jährige ist Unternehmerin, verheiratet und hat ein Kind. Als Hobbys nennt sie leben, lieben, lachen. Politisch engagiert ist sie ihr Leben lang, zielorientierte, engagierte und authentische Politiker sind dabei ihre Vorbilder. Was motiviert Sie, sich in der Politik zu engagieren? Heike Bollwien: Es ist für mich an der Zeit, neue Herausforderungen anzugehen, weil es für Strullendorf und den Landkreis Bamberg Zeit wird, mehr Frauen in der Führung zu haben. Was hat Sie im vergangenen Jahr im Bezug auf Ihre Gemeinde am meisten geärgert und wieso? Die Gefährdung der Finanzlage durch "Leuchtturmprojekte". Handlungsdefizite bei der Schaffung von Gewerbe- und Industrieflächen. Klima- und Umweltveränderungen werden nicht ernst genommen. Zu wenig Kommunikation und Transparenz gegenüber Bürgerinnen und Bürgern. Warum sind Sie die richtige Bürgermeisterin für Ihre Gemeinde? Ich haben einen motivierenden und kommunikativen Führungsstil, bei dem ich die Bürgerinnen und Bürger bei Entscheidungsprozessen mit einbeziehen möchte; für eine lebendig gelebte Demokratie. Ich bin eine Frau mit Gespür für Menschen und will eine Politik gestalten, die den Herausforderungen der neuen Zeit gerecht wird.

Kurzinterview mit Stefan Zahner (Neue Liste Strullendorf)

Die Neue Liste Strullendorf tritt mit Stefan Zahner als Bürgermeisterkandidat an. Der 55-jährige kaufmännische Serviceleiter ist verheiratet und hat drei erwachsene Töchter. Seine Hobbys sind Wandern, Tanzen, Chorgesang und Mountainbike. Seit 14 Jahren ist er kommunalpolitisch engagiert, explizite politische Vorbilder hat er nicht. Was motiviert Sie, sich in der Politik zu engagieren? Stefan Zahner: Unsere Demokratie und unser Gemeinwesen leben vom Engagement ihrer Bürger. Dazu möchte ich meinen Beitrag leisten und in der Gemeinde mitgestalten und etwas bewegen. Eine große Motivation ist die von Vertrauen und Respekt geprägte Arbeit in unserer Fraktion, das macht einfach Spaß. Was hat Sie im vergangenen Jahr im Bezug auf Ihre Gemeinde am meisten geärgert und wieso? Ich ärgere mich dann, wenn ich merke, dass inhaltlich gute Anträge im Gemeinderat nur deshalb abgelehnt werden, weil sie von einer anderen Fraktion kommen. Diese "schlechte Angewohnheit" finde ich extrem schade, weil es egal ist, aus welcher Ecke eine gute Idee kommt. Warum sind Sie der richtige Bürgermeister für Ihre Gemeinde? Durch meine berufliche Tätigkeit als kaufmännischer Serviceleiter bei Siemens Healthineers bringe ich vielfältige Kompetenzen und Erfahrungen in den Bereichen Organisation, Verwaltung und Management mit. Als gestandene Führungspersönlichkeit freue ich mich auf die Herausforderung, die das Bürgermeisteramt mit sich bringt.