Der Bamberger Weltkulturerbelauf 2023 hat am Sonntag tausende Menschen in die Innenstadt gelockt. Die Veranstalter werten den Tag als Erfolg. Aber kann man daraus auch etwas für anderen 364 Tage im Jahr lernen? Man kann, meint unser Autor.
Tausende Menschen pilgern durch die Stadt, am Streckenrand jubeln die Zuschauer den Läufern und Läuferinnen zu. Stimmungsmäßig war der Bamberger Weltkulturerbelauf2023 nach drei Jahren Corona-Abstinenz ein großer Erfolg. In Erinnerung ist mir aber vor allem der Wunsch eines Kindes geblieben: Ein Junge, um die 8 Jahre alt, erzählte seinem Vater, wie toll er den Tag fand - und wie "cool" es war, dass in der Innenstadt keine Autos fuhren. "Kann das nicht immer so sein?", fragte er seinen Vater.
Ja, kann das nicht immer so sein? Eher nicht, sagt die Stadt. Über die (Neu-)Gestaltung der Langen Straße und der Kapuzinerstraße, wird schon seit vielen Jahren, ja Jahrzehnten diskutiert. Verschiedene Maßnahmen wurden ergriffen, um die Aufenthaltsqualität in Bambergs fragiler Hauptverkehrsader in der Innenstadt zu erhöhen. Genutzt hat das bisher nur bedingt. Noch immer zieht sich der Verkehr wie ein zähes Kaugummi durch die Innenstadt, Stoßstange an Stoßstange. Zum Flanieren lädt dies kaum ein.
Bamberg an allen Tagen ohne Weltkulturerbelauf- eine geteilte Stadt
Der Weltkulturerbelauf zeigte einmal mehr, wie sehr Bamberg profitieren könnte, wenn man hier eine bessere Lösung findet. Bisher wird die Bamberger Innenstadt durch Lange Straße und Kapuzinerstraße faktisch geteilt. Auf der einen Seite steht die berühmte Bamberger Altstadt, mit Berggebiet, Sandstraße, Oberer und Unterer Brücke. Auf der anderen Seite Bambergs "Zentrum" mit zahlreichen Geschäften am Grünen Markt und am Maxplatz. Und dazwischen der zäh dahinfließende, niemals versiegende Verkehr.
Eine einfache Lösung dieses Dilemmas ist sicher nicht möglich. Allerdings könnte man schon erwarten, dass eine so von Tourismus abhängige Stadt mehr tut, um die Attraktivität der Innenstadt zu erhöhen. Eine angepasste Verkehrspolitik könnte hier schon viel erreichen. Doch es tut sich wenig.
Eine generelle Sperrung der Langen Straße und der Kapuzinerstraße ist zwar praktisch kaum umsetzbar, da die Strecke für Zulieferer, Rettungskräfte und öffentlichen Nahverkehr immens wichtig ist. Aber: Was spricht gegen angepasste Durchfahrtsrechte? Warum kann man hier beispielsweise nicht über eine abendliche und nächtliche Sperrung der Straße für Nicht-Anlieger diskutieren?
Ein anderes Modell, welches zumindest ausprobiert werden könnte, wären autofreie Wochenenden oder zumindest verkehrsberuhigte Sonntage. Hier könnte man austesten, ob Tagesgäste tatsächlich ausbleiben, wenn sie mit ihrem Auto nicht direkt in die Innenstadt fahren können - oder ob die positiven Effekte einer autofreien Innenstadt dies nicht sogar mehr als ausgleichen. Es wäre zumindest wünschenswert, wenn die Stadt Bamberg an Tagen ohne Weltkulturerbelauf mutiger und innovativer agieren würde.
Was für ein Unsinn. Gibt es jetzt schon kaum mehr Geschäfte in Bamberg. Alles wandert aus in den Hafen weil man da bequem mit dem Auto hin kommt und überall parken kann und zwar kostenfrei.
Normalbürger
Was den Städtern nicht alles so einfällt, wie es gehen könnte. Mein Stiefsohn lebt in Hamburg, besitzt den Führerschein - Auto hat er keines. Er träumt genauso von fahrerlosen Taxis, die ihre Kundschaft auflesen und ans Ziel bringen. Die Großstädter sind verwöhnt, weil sie S- und U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen quasi vor der Haustür haben.
Klar, man kann den Autoverkehr auch aus der Bamberg Innenstadt verbannen, damit schließt man allerdings die Landbevölkerung aus. Es gibt in Bamberg derzeit 2 P&R-Plätze, die allerdings besonders am Vormittag völlig überfüllt sind. Ich hatte kürzlich früh um 8.30 Uhr einen Arzttermin in Bamberg, am Heinrichsdamm war die Bude quasi voll, am Oberdeck erwischte ich die letzte freie Lücke; das war Stress pur.
Wenn man die Ideen von @Ferenc aufgreift, dann müssen mehr solcher Parkmöglichkeiten geschaffen werden, wenn man den Individualverkehr aus der Stadt zu verbannen. Was jetzt schon vorbildlich in Bamberg ist, es ist das kostenlose Parkticket auf beiden P&R-Plätzen sowie der kostenlose Busshuttle zum ZOB und zurück. Doch, zwei P&R reichen nicht.
Solche Ideen funktionieren aber nur in der Stadt. Was ist denn, wenn man von Dorf A ins Dorf B möchte - und eine Baustelle eine Vollsperrung über mehrere Wochen nötig macht ? Kürzlich geschehen, weils in Appendorf nicht weiterging in Richtung Baunach, das sind etwa 4 km Strecke. Also man folgt dem Umleitungsschild über Lauter, Deusdorf, Leppelsdorf, Rudendorf, Priegendorf und Dorgendorf, um dann zwischen Reckenneusig und Baunach wieder auf der B 279 zu "landen". Ich geb zu, landschaftlich war diese Fahrt äußerst reizvoll gewesen. Aber ohne Auto kann man sowas getrost vergessen, sicherlich auch noch in naher Zukunft.
Ferenc
Selbstverständlich gewänne die Stadt deutlich an Attraktivität, ginge der Autoverkehr spürbar zurück. Nur: Restriktive Maßnahmen träfen zuvorderst die, welche aus vielerlei Gründen keine zumutbare Alternative haben.
Und genau hier liegt der Ansatz zur Problemlösung: Die Menschen benötigen attraktive Alternativen bei der Verkehrsmittelwahl, das erlaubte dann auch die allmähliche Rückführung der Infrastruktur fürs Auto - hier aber hat sich in Bamberg auch in den letzten Jahren nichts wirklich bewegt. Zudem muß, das wirkt aber nicht kurzfristig, die Siedlungsplanung auf die Erschließung mit umwelt- und stadtverträglichen Verkehrsmitteln Rücksicht nehmen. Das ist bislang noch immer ein blinder Fleck in den zuständigen Behörden.
Was für ein Unsinn. Gibt es jetzt schon kaum mehr Geschäfte in Bamberg. Alles wandert aus in den Hafen weil man da bequem mit dem Auto hin kommt und überall parken kann und zwar kostenfrei.
Was den Städtern nicht alles so einfällt, wie es gehen könnte. Mein Stiefsohn lebt in Hamburg, besitzt den Führerschein - Auto hat er keines. Er träumt genauso von fahrerlosen Taxis, die ihre Kundschaft auflesen und ans Ziel bringen. Die Großstädter sind verwöhnt, weil sie S- und U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen quasi vor der Haustür haben.
Klar, man kann den Autoverkehr auch aus der Bamberg Innenstadt verbannen, damit schließt man allerdings die Landbevölkerung aus. Es gibt in Bamberg derzeit 2 P&R-Plätze, die allerdings besonders am Vormittag völlig überfüllt sind. Ich hatte kürzlich früh um 8.30 Uhr einen Arzttermin in Bamberg, am Heinrichsdamm war die Bude quasi voll, am Oberdeck erwischte ich die letzte freie Lücke; das war Stress pur.
Wenn man die Ideen von @Ferenc aufgreift, dann müssen mehr solcher Parkmöglichkeiten geschaffen werden, wenn man den Individualverkehr aus der Stadt zu verbannen. Was jetzt schon vorbildlich in Bamberg ist, es ist das kostenlose Parkticket auf beiden P&R-Plätzen sowie der kostenlose Busshuttle zum ZOB und zurück. Doch, zwei P&R reichen nicht.
Solche Ideen funktionieren aber nur in der Stadt. Was ist denn, wenn man von Dorf A ins Dorf B möchte - und eine Baustelle eine Vollsperrung über mehrere Wochen nötig macht ? Kürzlich geschehen, weils in Appendorf nicht weiterging in Richtung Baunach, das sind etwa 4 km Strecke. Also man folgt dem Umleitungsschild über Lauter, Deusdorf, Leppelsdorf, Rudendorf, Priegendorf und Dorgendorf, um dann zwischen Reckenneusig und Baunach wieder auf der B 279 zu "landen". Ich geb zu, landschaftlich war diese Fahrt äußerst reizvoll gewesen. Aber ohne Auto kann man sowas getrost vergessen, sicherlich auch noch in naher Zukunft.
Selbstverständlich gewänne die Stadt deutlich an Attraktivität, ginge der Autoverkehr spürbar zurück. Nur: Restriktive Maßnahmen träfen zuvorderst die, welche aus vielerlei Gründen keine zumutbare Alternative haben.
Und genau hier liegt der Ansatz zur Problemlösung: Die Menschen benötigen attraktive Alternativen bei der Verkehrsmittelwahl, das erlaubte dann auch die allmähliche Rückführung der Infrastruktur fürs Auto - hier aber hat sich in Bamberg auch in den letzten Jahren nichts wirklich bewegt. Zudem muß, das wirkt aber nicht kurzfristig, die Siedlungsplanung auf die Erschließung mit umwelt- und stadtverträglichen Verkehrsmitteln Rücksicht nehmen. Das ist bislang noch immer ein blinder Fleck in den zuständigen Behörden.