Bamberg
Ein Kommentar

Bamberger Weltkulturerbelauf zeigt, was die Stadt jetzt endlich umsetzen muss

Ein Artikel von Robert Wagner
Der Bamberger Weltkulturerbelauf 2023 hat am Sonntag tausende Menschen in die Innenstadt gelockt. Die Veranstalter werten den Tag als Erfolg. Aber kann man daraus auch etwas für anderen 364 Tage im Jahr lernen? Man kann, meint unser Autor.

Tausende Menschen pilgern durch die Stadt, am Streckenrand jubeln die Zuschauer den Läufern und Läuferinnen zu. Stimmungsmäßig war der Bamberger Weltkulturerbelauf2023  nach drei Jahren Corona-Abstinenz ein großer Erfolg. In Erinnerung ist mir aber vor allem der Wunsch eines Kindes geblieben: Ein Junge, um die 8 Jahre alt, erzählte seinem Vater, wie toll er den Tag fand - und wie "cool" es war, dass in der Innenstadt keine Autos fuhren. "Kann das nicht immer so sein?", fragte er seinen Vater.

Ja, kann das nicht immer so sein? Eher nicht, sagt die Stadt. Über die (Neu-)Gestaltung der Langen Straße und der Kapuzinerstraße, wird schon seit vielen Jahren, ja Jahrzehnten diskutiert. Verschiedene Maßnahmen wurden ergriffen, um die Aufenthaltsqualität in Bambergs fragiler Hauptverkehrsader in der Innenstadt zu erhöhen. Genutzt hat das bisher nur bedingt. Noch immer zieht sich der Verkehr wie ein zähes Kaugummi durch die Innenstadt, Stoßstange an Stoßstange. Zum Flanieren lädt dies kaum ein.

Bamberg an allen Tagen ohne Weltkulturerbelauf- eine geteilte Stadt

Der Weltkulturerbelauf zeigte einmal mehr, wie sehr Bamberg profitieren könnte, wenn man hier eine bessere Lösung findet. Bisher wird die Bamberger Innenstadt durch Lange Straße und Kapuzinerstraße faktisch geteilt. Auf der einen Seite steht die berühmte Bamberger Altstadt, mit Berggebiet, Sandstraße, Oberer und Unterer Brücke. Auf der anderen Seite Bambergs "Zentrum" mit zahlreichen Geschäften am Grünen Markt und am Maxplatz. Und dazwischen der zäh dahinfließende, niemals versiegende Verkehr.

Eine einfache Lösung dieses Dilemmas ist sicher nicht möglich. Allerdings könnte man schon erwarten, dass eine so von Tourismus abhängige Stadt mehr tut, um die Attraktivität der Innenstadt zu erhöhen. Eine angepasste Verkehrspolitik könnte hier schon viel erreichen. Doch es tut sich wenig.

So wurde beispielsweise einiges unternommen und ausprobiert, um die Lärmbelästigung durch nächtliche Feiern auf der Unteren Brücke zu reduzieren. Gegen Autoposer, die die Anwohner*innen mit ihren nächtlichen Touren durch die Stadt mindestens genauso nerven, wurden hingegen wenig Maßnahmen ergriffen.

Wenig Mut bei alternativen Verkehrskonzepten

Eine generelle Sperrung der Langen Straße und der Kapuzinerstraße ist zwar praktisch kaum umsetzbar, da die Strecke für Zulieferer, Rettungskräfte und öffentlichen Nahverkehr immens wichtig ist. Aber: Was spricht gegen angepasste Durchfahrtsrechte? Warum kann man hier beispielsweise nicht über eine abendliche und nächtliche Sperrung der Straße für Nicht-Anlieger diskutieren? 

Ein anderes Modell, welches zumindest ausprobiert werden könnte, wären autofreie Wochenenden oder zumindest verkehrsberuhigte Sonntage. Hier könnte man austesten, ob Tagesgäste tatsächlich ausbleiben, wenn sie mit ihrem Auto nicht direkt in die Innenstadt fahren können - oder ob die positiven Effekte einer autofreien Innenstadt dies nicht sogar mehr als ausgleichen. Es wäre zumindest wünschenswert, wenn die Stadt Bamberg an Tagen ohne Weltkulturerbelauf mutiger und innovativer agieren würde.

Vorschaubild: © Julia Gebhardt/Ralf Welz