Im Innenhof der Neuen Residenz Bamberg finden derzeit archäologische Ausgrabungen statt, deren Ergebnisse sogar die Fachleute überraschen. Die Funde reichen bis ins 7. Jahrhundert und geben Aufschluss über das damalige Leben und Bauweisen.
Weil die Hofpflasterung der Bamberger Neuen Residenz erneuert werden und neue Parkplätze entstehen sollen, finden seit dem 22. November 2022 auf einer Fläche von circa 800 Quadratmetern archäologische Ausgrabungen statt. Der Domberg ist "für Bambergs Geschichte eine der herausragenden Gebiete", erklärt Archäologe Anrdeas Pross von der beauftragten Grabungsfirma inFranken.de. Deshalb seien die Untersuchungen notwendig, die baubegleitend mit den Pflasterarbeiten begannen.
Tatsächlich erwies sich die Fläche als äußerst spannende Fundgrube, die vom Leben und errichteten Bauten vergangener Jahrhunderte erzählt. "Sogar die Fachleute sind von der guten Erhaltung und der Dichte der Befunde überrascht. Bisher sind 380 Befunde dokumentiert", so Pross.
Öfen, Brunnen, Keramik - Archäologen untersuchen Hof der Bamberger Neuen Residenz
Die Neue Residenz war laut der Bayerischen Schlösserverwaltung für lange Zeit nicht nur der größte Profanbau, sondern auch das politische Zentrum der Stadt und bildet bis heute zusammen mit dem Dom "die städtebauliche Krone Bambergs". Ihren Anfang hat sie im Jahr 1603, als mehrere benachbarte Domherrenhöfe durch einen Neubau in der Formensprache der Renaissance ersetzt wurden, klärt die Schlösserverwaltung auf. Bebaut wurde die Fläche schon weitaus früher, wie die Grabungen demnach beweisen.
Auf der gesamten aufgedeckten Fläche gebe es laut Pross zahlreiche Befunde und Funde des 7./8. bis 17. Jahrhunderts nach Christus. "In dem leicht tonigen Sandboden zeichnen sich die archäologischen Befunde als dunkle Verfärbungen ab", erklärt Pross. Zum Teil lägen die Befunde direkt unter der alten Hofpflasterung. Die Siedlungsbefunde umfassten Reste von Holzhäusern, die sich im Form von Pfostenlöchern abzeichnen, sowie zahlreiche Mauerreste der abgebrochenen Vorgängerbebauung. "Daneben ließen sich Brunnen und Öfen zur Metallverarbeitung aufdecken."
Bilder zeigen unter anderem eine Kellergrube, einen sogenannten Fassbrunnen und einen Fundamentrest des Treppenturmes in der Südwestecke des Innenhofes. Gebrauchskeramik, Tierknochen auch einzelne Metallfunde seien zudem zutage getreten. Die Grabungen an der Neuen Residenz sollen in dieser Woche fortgeführt werden. Andreas Pross zeigt sich neugierig, "ob noch spannende Befunde zutage" kommen werden. Unterdessen geht das Rätselraten um den neuen Bamberger Erzbischof nach dem Rücktritt Ludwick Schicks weiter. Nach einem halben Jahr ohne Erzbischof wächst auch hier die Spannung.