Auf dem Bamberger Maxplatz dürften einige Menschen am Dienstag nicht schlecht gestaunt haben, als sie dort eine gemeinsam tanzende Menschenmasse antrafen. Das Szenario mag auf den ersten Blick wie eine ausgelassene Party erscheinen - hat allerdings einen ernsten Hintergrund.
Am Dienstagnachmittag (14. Februar 2023) versammelte sich um 14.23 Uhr ein großer Flashmob auf dem Bamberger Maxplatz. Hintergrund ist die weltweite Protestaktion "One Billion Rising", die in Bamberg nach drei Jahren Corona-Pause einmal mehr ein Zeichen gegen Gewalt am weiblichen Geschlecht setzte.
Im Gespräch mit inFranken.de erklärt eine der Veranstalterinnen den Zweck und die Ziele der spektakulären Aktion.
Aufsehenerregende Protestaktion in Bamberg - das hat es mit "One Billion Rising" auf sich
Im Jahr 2012 hatte die Künstlerin und Aktivistin Eve Ensler am Valentinstag die Protestaktion "One Billion Rising" ins Leben gerufen, die sich gegen Gewalt an Frauen und Mädchen richtet: "Damals überlegte man sich eine Protestaktion, deren Sprache mehr Macht als Worte hat. Tanzen verstehen alle Menschen weltweit, es ist eine Sprache jenseits der manchmal starren Gesprächsstrukturen der Gesellschaft", erklärt Petra Müller-Trunk, einer der Veranstalterinnen der Aktion in Bamberg.
Müller-Trunk war 2013 schon beim ersten Bamberger Flashmob dabei: "Zu Beginn waren wir nur drei Frauen - alle aus dem Bereich Frauen- und Mädchenarbeit sowie Tanzen", so Müller-Trunk. Gemeinsam mit anderen Unterstützern seien die drei auch heute wieder vor Ort.
Auch wenn die Aufmerksamkeit für die Gewalt gegen Frauen weltweit gestiegen sei, mache sie sich Sorgen, ob die Botschaft wirklich ankomme: "Das Problem ist, dass es viele Leute nicht mehr hören können, der eigentliche Zweck der Diskussion wird nicht erkannt oder verdrängt". Die Thematik sei in der Gesellschaft angekommen, grundlegende Veränderungen gebe es jedoch nicht, beklagt Müller-Trunk.
Veranstalterin freut sich über junge Menschen - und vermisst die Erwachsenen
Während der diesjährigen Aktion, die pandemiebedingt erstmals seit 2019 wieder stattfand, versammelten sich zahlreiche Menschen aller Altersstufen und tanzten gemeinsam - darunter viele Schülerinnen und Schüler. Auch wenn sich Petra Müller-Trunk laut Eigenaussage über die Teilnahme von jungen Menschen freut, fehlt es nach ihrer Auffassung dafür an anderer Stelle: "Ich persönlich bedaure den Rückgang der Erwachsenen in den vergangenen Jahren sehr".
Unterstützt wurde die Veranstaltung, deren Datum nicht zufällig mit dem "Tag der Liebe" zusammenfällt, von mehreren Einrichtungen und Organisationen, unter anderem von den Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Bamberg und des Landkreises Bamberg. Zwischen den Tanzeinlagen wurden auch einige Ansprachen gehalten, unter anderem über die katastrophale Lage der Frauen in Afghanistan.
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Schöne Aktion.
Bitte auch den vielen Männern gedenken, die momentan auch in der Ukraine im Krieg sterben.
Wie kann das nur sein, dass zur besten Arbeitszeit fast keine Erwachsenen da sind? Da hätte man eigentlich schon vorher drauf kommen können.