Bis zu 65 Mitarbeiter jeden Tag: Security im Bamberger Ankerzentrum kostet alleine heuer rund 10 Millionen Euro

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Konflikte zwischen Asylsuchenden und Security-Personal forderten im Bamberger Ankerzentrum in diesem Jahr bislang 19 Verletzte.
Bamberger Ankerzentrum
Daniel Krüger/inFranken.de (Archivbild)

Allein im Bamberger Ankerzentrum wird 2023 mit Ausgaben von rund zehn Millionen Euro gerechnet. Dort sind pro Tag bis zu 65 Security-Leute im Einsatz.

Die Flüchtlingskrise bereitet vielen Kommunen immense Sorgen. In vielen Regionen gibt es kaum noch geeigneten Wohnraum für Geflüchtete und Migranten. Im mittelfränkischen Zirndorf ging daher unlängst eine neue Einrichtung in Betrieb. Im oberfränkischen Lichtenfels muss die bestehende Notunterkunft für Flüchtlinge ausgebaut werden. Der hohe Zustrom an Asylbewerbern macht sich derweil auch in finanzieller Hinsicht bemerkbar. So gibt Bayern gibt pro Jahr mehr als 100 Millionen Euro für Sicherheitsmitarbeiter in seinen Ankerzentren aus. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bei den sieben Bezirksregierungen des Freistaats.

Demnach lagen die Kosten für Security im Jahr 2022 bei rund 111 Millionen Euro. In diesem Jahr fallen voraussichtlich allein für das Bamberger Ankerzentrum Ausgaben zwischen neun und elf Millionen Euro an. Die "ANKER-Einrichtung Oberfranken" (AEO) - so die offizielle Bezeichnung - fungiert seit 2015 als erste Anlaufstelle für Asylsuchende in Oberfranken. Von dort aus werden die Bewerber auf die Landkreise und kreisfreien Städte des Regierungsbezirks verteilt. Täglich sind in der Bamberger Einrichtung dem dpa-Bericht zufolge 45 bis 65 Security-Mitarbeiter im Einsatz. In den vergangenen Wochen sorgten immer wieder Gewalt-Vorfälle im Ankerzentrum für Aufsehen. 

Security in Bayerns Ankerzentren: 2023 Kosten in Höhe von rund 128 Millionen Euro erwartet

In Bayern sind der dpa zufolge Hunderte Migranten in teils überfüllten Kasernen und Zelten untergebracht. Bayerns Ankerzentren ächzen unter hohen Flüchtlingszahlen. Das macht sich unter anderem beim Bedarf für Sicherheitsmitarbeiter bemerkbar - in manchen Regionen besonders. Für das laufende Jahr rechnen die Bezirksregierungen mit einem Anstieg der Security-Kosten auf rund 128 Millionen Euro - unter anderem wegen der Eröffnung weiterer Unterkünfte für eine steigende Zahl von Geflüchteten. Wie viel in den Regierungsbezirken für Sicherheitsdienste in Ankerzentren ausgegeben wird, ist vor allem von der Zahl der Standorte und der eingesetzten Mitarbeiter abhängig.

Spitzenreiter bei den Kosten ist Oberbayern als größter Regierungsbezirk mit insgesamt neun Einrichtungen, rund 300 Mitarbeitern pro Tag und voraussichtlichen Kosten von etwa 42 Millionen Euro im laufenden Jahr. Dahinter folgt Schwaben mit ebenfalls neun Einrichtungen, bis zu 167 Mitarbeitern am Tag und fast 34 Millionen Euro. Deutlich weniger geben Regierungsbezirke mit einer zentralen Einrichtung aus - wie etwa im Fall des Bamberger Ankerzentrums für Oberfranken.

Dort wird - wie in Unterfranken, der Oberpfalz und Niederbayern auch - heuer mit Ausgaben zwischen neun und elf Millionen Euro gerechnet - "unter anderem, weil nur etwa 45 bis 65 Mitarbeiter pro Tag im Einsatz sind", heißt es im dpa-Bericht. Ein Sonderfall ist demnach Mittelfranken: Dort geht man von rund 10,3 Millionen Euro Kosten dieses Jahr aus - obwohl es dort neben dem Hauptstandort in Zirndorf (Landkreis Fürth) sechs weitere Einrichtungen gibt, wo für Sicherheit gesorgt werden muss. Im Einsatz sind aber insgesamt nur bis zu 65 Mitarbeiter pro Tag.

Bamberger Ankerzentrum: Streit zwischen Bewohnern und Security fordert bislang 19 Verletzte

Viele der Anker-Unterkünfte sind seit einiger Zeit entweder am Rande ihrer Kapazitäten oder deutlich überbelegt. So waren im Ankerzentrum in Unterfranken Anfang November 1794 Menschen untergebracht - fast 300 mehr als die reguläre Kapazität erlaubt. In Niederbayern lebten fast 100 Menschen mehr in der Ankereinrichtung als vorgesehen. In Oberfranken war das Bamberger Ankerzentrum nach Angaben der Bezirksregierung voll ausgelastet. Oberbayern meldete eine Auslastung von 97 Prozent.

Obwohl die Gebäude teils so voll sind, dass zusätzlich Zelte aufgestellt werden müssen, haben die Regierungsbezirke nur wenige körperliche Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitsmitarbeitern und Bewohnern erfasst. Ausnahme ist Oberfranken mit 19 Verletzten im laufenden Jahr. So waren allein bei einer Schlägerei Mitte September sieben Menschen in der Einrichtung in Bamberg verletzt worden. In der Asyleinrichtung gab es auch zuvor regelmäßig Polizeieinsätze. Die Beamten müssten durchschnittlich "ungefähr einmal pro Tag" zum Ankerzentrum ausrücken, berichtete die Polizei inFranken.de bereits Mitte 2021.

Zuletzt ermittelte die Polizei zudem wegen eines versuchten Tötungsdelikts nach einem Streit zwischen zwei Bewohnern und einem Security-Mitarbeiter einer Anker-Einrichtung in Regensburg. Die beiden Männer sollen am Mittwoch mit schweren Gegenständen auf den Mann geworfen haben, sodass dieser zu Boden ging.  Genaue Übersichten zu Vorfällen mit Verletzten führen aber die meisten Bezirksregierungen nicht und verweisen stattdessen auf die Polizei. Das Landeskriminalamt konnte laut einer Sprecherin jedoch keine bayernweite Auswertung für Körperverletzungen in Ankerzentren vornehmen. In Unterfranken monierte zuletzt aber der Bezirkschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Thomas Grimm, eine Überlastung der Beamten durch Einsätze in der Anker-Einrichtung in Schweinfurt - wegen "einer Vielzahl von Einsätzen" pro Tag.

Spezielle Schulungen für Security-Mitarbeiter in Ankerzentren 

Das Sicherheitspersonal in sämtlichen Ankerzentren wird nach Angaben der Bezirksregierungen von Behörden auf seine Zuverlässigkeit überprüft. In mehreren Regierungsbezirken werden die Mitarbeiter zudem zu speziellen Themen wie Deeskalation, interkulturelle Kompetenz und Umgang mit Drogenmissbrauch geschult - entweder in Regie der beauftragten Firmen oder durch die Ankereinrichtungen selbst.

In Ankerzentren werden in Bayern neu angekommene Flüchtlinge untergebracht. Dort sollen die Arbeit des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, der Bundesagentur für Arbeit, der Jugendämter, Justiz- und Ausländerbehörden gebündelt werden. Das soll Asylverfahren und die Abschiebung derjenigen beschleunigen, die kein Bleiberecht bekommen.

Um in den Einrichtungen immer wieder Platz zu schaffen, werden Menschen nach einem bestimmten Schlüssel auf die Kommunen verteilt - und entweder in Gemeinschaftsunterkünften oder dezentral in Wohnungen untergebracht. In Bamberg soll eine leerstehende Immobilie als Notfall-Reserveunterkunft für Flüchtlinge dienen. Stadträte verweisen gleichwohl auf das schon überfüllte Ankerzentrum und stellen eine Forderung.