Das Abc der Schauspielerei lernen Kinder und Erwachsene an Bambergs Theaterschule. Kreativ zeigen sich die kleinen Mimen auch, indem sie eigene Geschichten erfinden und auf der Bühne nacherzählen. Gerade steht Shakespeare auf dem Programm. Videos zur Theaterschule gibt's anbei.
"Los geht's, Ladies": Ila Stuckenberg klatscht in die Hände. Schon springen sieben Mädchen auf, um wie Frösche herumzuhüpfen. "Jetzt werden alle Frösche zu Hunden", ruft die Theaterschulleiterin. Eine freche Kröte quakt noch, um sie herum aber toben kläffende Welpen durch den Raum. Die jüngsten Bühnenfans, die in der Nürnberger Straße 109 das Einmaleins des Theaterspielens lernen, sind noch im Grundschulalter. Und werden sich dennoch neben Erwachsenen am 9. Mai vor großem Publikum präsentieren: bei Shakespeare-Szenen, die im Spiegelsaal der Harmonie gezeigt werden.
Die Liebesboten schwirren aus
Shakespeare für Kinder? Aber ja! "Liebesboten schwirret aus", proklamiert die elfjährige Julia, die am 9. Mai eine Moderatorin mimt. "Liebe oder Tod?", ruft Enya, die ihren ersten Pfeil abschießt und prompt ins Schwarze trifft. Dabei spielt die Neunjährige den einzigen kurzsichtigen Amor der Truppe. "Das war meine Idee, ich mache gerne verrückte Sachen", sagt die Grundschülerin, die später Schauspielerin werden möchte.
"Ich mag es, andere Menschen darzustellen und Gefühle auszuprobieren", sagt Julia. An einem "Tag der offenen Tür" besuchte sie im vergangenen Jahr die Theaterschule mit einer Freundin erstmals. Und wie sie nimmt die Elfjährige hier seither ebenfalls Unterricht. Wobei die Gymnasiastin zu den improvisierten Shakespeare-Szenen einen besonderen Bezug hat: Als Julia, die mit Romeo-Scherzen aufwuchs. "Dabei wusste ich anfangs gar nicht, wer Shakespeare war."
Eine Matheprobe?
"Alle mal herkommen": Die Theaterleiterin legt Zeichnungen aus, zu denen die Nachwuchsmimen greifen. "Sucht Euch eine Szene aus und überlegt, was sie darstellen könnte!" Enya mag das Bild zweier tuschelnder Mädchen, die mit fragendem Blick nebeneinander sitzen. "Die haben sicher 'ne Matheprobe." Und die gilt's nun nachzuspielen ebenso wie andere Geschichten, die sich die Kinder einfallen lassen.
"Meine jüngsten Theaterschüler sind fünf Jahre alt, meine ältesten weit über 50", sagt Ila Stuckenberg, die ihr Schauspieldiplom an der Stuttgarter Hochschule für Musik und darstellende Kunst machte. An diversen Bühnen profilierte sich die gebürtige Kölnerin anschließend, die ab 2005 auch als Dozentin, Trainerin und Coach für die Bereiche Körpersprache/Stimme tätig war. Darüber hinaus sammelte Stuckenberg an der Kinderschauspielschule Task Erfahrungen, die ihr bei der Arbeit mit den Kleinen nun zugute kommen.
"Erst mein Umzug nach Bamberg aber brachte mich auf die Idee, eine Theaterschule zu gründen", sagt die Akteurin. "In fast jeder größeren Stadt gibt es schließlich Schauspielschulen für Kinder und Jugendliche." In der Nürnbergerstraße 109 lernen seit vergangenem Jahr auch Erwachsene die Grundlagen des Theaterspielens. Dafür sorgt ein Dozententeam, dem neben Stuckenberg Heike Bauer-Banzhaf, Dirk Bayer, Julia Flachmann, Iris Hochberger, Cornelia Morgenroth und Doro Schreiber angehören.
Fürs Leben lernen
Und nicht nur für Bühnenzwecke erweitern Schüler ihren Horizont. "Ich selbst habe das erste Studienjahr meiner Schauspielausbildung besonders genossen, weil es fast ausschließlich der Selbstfindung mit theaterpädagogischen Methoden diente", berichtet Ila Stuckenberg. Auch darum geht's in ihrer Theaterschule. So können sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene in vielerlei Hinsicht ausprobieren und weiterentwickeln, um dann ebenso den schulischen oder beruflichen Alltag souveräner zu meistern.
So weit denken Enya, Julia und all die anderen Kinder vermutlich nicht, die bald im Spiegelsaal der Harmonie über die Bühne fegen. "Ich spiele Theater, weil es mir Spaß macht", sagt Simone, die ab der ersten Klasse die Bretter, die vielen Menschen die Welt bedeuten, zu schätzen lernte: "Wir traten in Stücken auf, die unsere Grundschullehrerin schrieb", sagt die elfjährige Gymnasiastin. In einer Geschichte zur Zahngesundheit sorgten Zahnmonster für Karies. "Mit einer Freundin spielte ich dann zu Hause eigene Geschichten, die wir vor unseren Eltern aufführten." Da war's nur logisch, dass Simone wie die anderen Mädchen zur neu eröffneten Bamberger Theaterschule fand. Und nun dem ersten großen Auftritt im Spiegelsaal der Harmonie vor großem Publikum entgegenfiebert: Am 9. Mai, wenn sich die Mimen in den Harmoniesälen im Rahmen des Britannia-Festivals zusammen mit der Musikschule präsentieren.