Einen ganz anderen Geburtstag als geplant feierte Carolin Wolf in Bad Kissingen.
Ihren 23. Geburtstag hatte sich Carolin Wolf anders vorgestellt. Mit den WG-Mitbewohnern und Freunden wollte sie in Bamberg feiern und es am besten bis zum Morgengrauen richtig krachen lassen. Reinfeiern lautete das Motto der jungen Frau, denn ihr Geburtstag fiel auf einen Samstag - und nach Mitternacht, so lautete der Plan, wollten alle noch die Clubs und Diskotheken unsicher machen. Die Corona-Krise machte diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Gefeiert hat die Grundschullehramtsstudentin, die seit Ausbruch der Krise bei ihrem Freund in Bad Kissingen wohnt und somit mit ihm eine Hausgemeinschaft bildet, trotzdem. Sogar mit Freunden und vielen Geschenken. Nur, die Party fand nicht in der großen WG und auch nicht in Tanztempeln statt, sondern am Küchentisch.
"Diesen Geburtstag werde ich sicher nie vergessen", sagt Carolin Wolf im Nachhinein. Sie war sich sicher: Es wird sehr, sehr ruhig. Von ihrer Überraschungsparty per Laptop und dem Paket, das die Freundinnen an die Adresse des Freundes geschickt hatten, ahnte die Studentin im Vorfeld nichts. Dabei hatte der Postbote genau dieses Päckchen vor die Türe gelegt , und sie hatte es mit in die Wohnung genommen. "Ich dachte, da sind Autoteile drinnen, die mein Freund bestellt hatte", lacht sie, wenn sie daran zurückdenkt.
Weiter ging es mit der Geheimniskrämerei: Ganz harmlos hatten sich ihre Freundinnen zu einem Spieleabend per Videokonferenz bei ihr angemeldet. Alle sagten im Vorfeld, sie seien schon ein bisschen müde, aber ja, bis Mitternacht würde man schon durchhalten, dann schnell gratulieren und ab ins Bett. "Ich habe mich ja schon gefreut, dass alle Zeit zum Spielen hatten, aber was dann kam, war schon cool", beschreibt sie den Abend. Um Mitternacht knallten die Sektkorken in der Küche und auf der anderen Seite der Rechner, an denen die Freundinnen zur virtuellen Party eingestöpselt waren. Wolf pustete die Kerzen am Geburtstagskuchen aus, den die Oma ihres Freundes gebacken hatte, dann ging es ans Auspacken der Päckchen, die den Küchentisch belagerten, und siehe da: Das Paket mit den Autoteilen entpuppte sich als Geschenk von den Freundinnen. Die hatten sogar an einen kleinen Eierlikörgugelhupfkuchen mit Schokoladenüberzug samt kleinen Kerzchen gedacht.
Blumen von den Eltern
Also, Streichhölzer raus, wieder anzünden, auspusten, sich was wünschen, noch mal vor dem Laptop anstoßen und sich zuprosten. Gegen 2 Uhr verabschiedeten sich die Freundinnen, eine nach der anderen schaltete ihre Kamera ab, nicht ohne zu versichern, dass es eine schöne, wenn auch ungewöhnliche Party gewesen ist. Am nächsten Tag lieferte der Blumenbote noch einen großen Strauß Tulpen von ihren Eltern. "Ohne Corona-Krise wäre das nicht passiert", ist Wolf sich sicher. Dennoch hofft sie, dass dies der einzige Pandemie-Geburtstag in ihrem Leben sein wird. "Sich am Geburtstag direkt in den Arm nehmen zu können ist einfach mit nichts anderem vergleichbar."