Es war nicht nur der Nobelpreis für Physik, der Jack Steinberger zum bedeutendsten Kissinger des 20. Jahrhunderts machte. Es war auch seine Lebensgeschichte. Der am 25. Mai 1921 in eine jüdische Kantorenfamilie hineingeborene Hans Jakob Steinberger erlebte die Tragödie eines mörderischen Kriegs und rassistischer Unmenschlichkeit in einer glücklichen Wendung.
Um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen, hatte Steinberger 1934 seine Heimatstadt verlassen. Als Bad Kissingen fünfeinhalb Jahrzehnte später wieder vorsichtig Kontakt zu dem einstigen Oberschüler aufnahm, der inzwischen ein hochdekorierter Wissenschaftler war, entstand daraus eine beispielhafte Geschichte der Versöhnung. Bis seine Kraft nachließ, war Jack Steinberger seither oft wieder in Bad Kissingen. Jetzt ist er im Alter von 99 Jahren in Genf gestorben.
Ehrenbürger von Bad Kissingen: Nobelpreisträger Jack Steinberger verstorben
Auf Ehrungen und Titel hat Jack Steinberger zeit seines Lebens nicht viel gegeben. Wissenschaftler seien privilegiert in ihrer Arbeit, sagte er einmal: "Wir tun sie aus Vergnügen. Preise brauchen wir deshalb nicht." Auch als ihn seine Geburtsstadt 2006 zum Ehrenbürger erklärte, nahm er das eher mit Verlegenheit hin. Er habe "doch nur sehr wenig für die Stadt getan".