Eine weitere fränkische Brauerei verschwindet von der Landkarte: Die Hofer Traditionsbrauerei Scherdel kündigt ihr Aus an. Dennoch gibt es einen Hoffnungsschimmer für die Kunden.
Wie die Kulmbacher Brauerei AG am Freitag (17. Oktober 2025) mitteilt, stellt die Hofer Traditionsbrauerei Scherdel ihren Betrieb ein. Nach eigenen Angaben hatte die Kulmbacher Brauerei AG den Geschäftsbetrieb der insolventen Privatbrauerei Scherdel im Jahr 2003 übernommen und in den vergangenen Jahren "trotz der angespannten Lage" versucht, die Hofer Traditionsbrauerei wieder in ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Demnach brachten jedoch weder Investitionen noch Bemühungen um zusätzliche Produktionsmengen oder die Einführung neuer Produkte die erhoffte "Trendwende".
Vielmehr setzten der sinkende Bierkonsum, das veränderte Konsumverhalten und stark gestiegene Kosten die Hofer Scherdel Brauerei in den vergangenen Jahren zunehmend unter Druck. Ein wirtschaftlicher Brauereibetrieb in Hof sei deshalb nicht mehr länger möglich. Aus diesem Grund habe man sich nun schweren Herzens dazu entschieden, einen Schlussstrich zu ziehen. Erst kürzlich verkündete auch eine Brauerei aus dem Kreis Bamberg ihr Aus. Eine Brauerei aus Wunsiedel hatte derweil bereits im Frühjahr geschlossen und sich mit einer emotionalen Aktion verabschiedet.
Aus für Hofer Traditionsbrauerei: Scherdel stellt Betrieb ein - "haben jahrelang gekämpft"
"Gemeinsam mit den Hofer Mitarbeitern haben wir jahrelang intensiv um den Erhalt des Brauereibetriebs in Hof gekämpft", erklärt Jörg Lehmann, Vorstandssprecher der Kulmbacher Brauerei AG. In den vergangenen Jahren habe sich die Situation am Standort jedoch weiter zugespitzt. Die Scherdel Brauerei musste demnach starke Absatzeinbußen hinnehmen. So habe sich das Absatzvolumen der Scherdel Biere in den letzten zwanzig Jahren halbiert. Gestiegene Preise für Rohstoffe, Energie und Personal sowie anstehende Investitionen zwingen die Brauereigruppe demnach zum Handeln.
"Wir haben verschiedene Optionen für den Standort geprüft, allerdings ist ein wirtschaftlicher Betrieb in Hof nicht mehr möglich", so Lehmann. "Auch wenn es sehr schwerfällt, müssen wir diesen schmerzhaften Schritt gehen und planen, den Standort Hof zu schließen." Noch bis Ende 2026 will die Kulmbacher Gruppe den Betrieb bei der Scherdel Brauerei in Hof aufrechterhalten, danach ist Schluss.
"Wir sind unseren Mitarbeitern in Hof für ihren Einsatz in den vergangenen Jahren sehr dankbar und zählen auch in den nächsten Monaten auf sie", sagt Lehmann. Den 35 Mitarbeitern der Scherdel Brauerei wolle man "vakante oder kurz- bis mittelfristig frei werdende Stellen an anderen Standorten anbieten beziehungsweise sie bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz unterstützen". Die beiden angehenden Brauer und Mälzer können ihre Ausbildung demnach an einem anderen Standort der Unternehmensgruppe beenden.
"War nicht zu erwarten": Bürgermeisterin überrascht von Schließungsankündigung
Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch: Im Unterschied zur Brauerei selbst werden die Scherdel Biere ihren Fans auch in Zukunft erhalten bleiben. Demnach wird die Kulmbacher Brauerei AG auch nach der Schließung des Brauereibetriebs in Hof eine Auswahl an Scherdel Bieren in ihrem Sortiment behalten. "Die Scherdel Biere haben eine fast 200-jährige Tradition, die wir unbedingt weiterführen möchten", erklärt Lehmann. "Deshalb bieten wir auch künftig die beliebtesten Scherdel Biere an, die nach der Original-Rezeptur an unserem Standort in Neuensalz gebraut werden".
Auch die langjährigen Partnerschaften mit Gastronomie und Handel wolle die Brauereigruppe in Zukunft fortsetzen. Gleiches gelte für die Ausstattung von traditionsreichen Festen und dem Engagement in Hofer Vereinen. "Scherdel ist in der Region verwurzelt und ein Bestandteil der Hofer Identität", so Lehmann. "Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst." Deshalb wolle man sich auch in Zukunft in der Region engagieren und ein "verlässlicher Partner" für Kunden und die Menschen in Hof bleiben. Die Stadt Hof reagiert indes "mit Bedauern und Überraschung" auf die Schließung des traditionsreichen Brauereistandorts.