Ein Berg erwacht aus dem Dornröschenschlaf

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Aufnahme der Michelskapelle vor 50 Jahren. Damals begannen Bestrebungen, den Michelsberg für den Tourismus zu erschließen. Ein Rettungsversuch für die zerfallende Ruine scheiterte aber noch. Das gelang dann viele Jahre später. Foto: Stadtarchiv Münnerstadt/ Gerhard Fuhrmann
Aufnahme der Michelskapelle vor 50 Jahren. Damals begannen Bestrebungen, den Michelsberg für den Tourismus zu erschließen. Ein Rettungsversuch für die zerfallende Ruine scheiterte aber noch. Das gelang dann viele Jahre später. Foto: Stadtarchiv Münnerstadt/ Gerhard Fuhrmann
So sieht die Ruine am Michelsberg inMünnerstadt heute aus. Die Kapelle und das Areal wurde 2007/08 hergerichtet. Foto: Thomas Malz
So sieht die Ruine am Michelsberg inMünnerstadt heute aus. Die Kapelle und das Areal wurde 2007/08 hergerichtet. Foto: Thomas Malz
 

Vor 50 Jahren begannen Bestrebungen, den Michelsberg mit der Kirchenruinen touristisch zu erschließen. Ein Rettungsversuch scheiterte jedoch noch.

Hochinteressant kann der Blick in alte Zeitungen sein. Aus manchen Vorhaben aus früheren Zeiten ist nie etwas geworden, andere haben noch sehr viel Zeit in Anspruch genommen und manche sind noch viel besser umgesetzt worden als ursprünglich geplant. Ein Paradebeispiel ist ein Artikel der vor 50 Jahren in der Zeitung zu lesen war: "Der Michelsberg gehört als Naherholungsgebiet erschlossen und als Landschaftsschutzgebiet in das Wegenetz des Naturparks Rhön einbezogen", war im Juni 1971 zu lesen. Inzwischen ist der Michelsberg im Wanderwegenetz integriert und seit wenigen Jahren sogar eine Extratour des Hochrhöners. Nur mit der damals angedachten Rettung der Kirchenruine hat es nicht geklappt. Da sollten noch einige Jahre ins Land gehen.

"Es ist erstaunlich, dass die landschaftliche Schönheit des weiten Michelberggeländes noch so wenig bekannt ist", war im Juni 1971 in der Zeitung zu lesen. Allerdings fand der Autor darin auch etwas Gutes. Denn würde es schon Tourismus geben, wäre die sich damals anbahnende Erschließung ja vorbelastet und nicht mehr so grundlegend möglich, meinte er. "Münnerstadt mit seinen vielen und schon oftmals gerühmten, bis zur Stunde aber kaum genutzten Voraussetzungen für die Förderung des Fremdenverkehrs wird durch den Michelsberg erneut vor die Möglichkeit gestellt, etwas Entscheidendes anzupacken." Damals war bereits klar, dass Burghausen und Reichenbach, in deren Gemarkungen große Teile des Michelsberges liegen, ab dem 1. Januar 1972 zu Münnerstadt gehören werden. Damals stand im Raum, das Areal als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen und die Wege ins Netz der Rhön einzubinden.

"So wenig bekannt die landschaftlichen Schönheiten und herrlichen Aussichtspunkte des Michelsberges sind, so wenig weiß die Öffentlichkeit von der historischen Bedeutung dieser altfränkischen Burgstellen", hieß es damals, wobei auf die frühere Burg auf dem Michelsberg verwiesen wurde. Und natürlich auf die Michelsbergkapelle, die bei einem Gewitter am 6. Mai 1806 vom Blitz getroffen wurde und niederbrannte. Bis dahin war sie die gemeinsame Kirche von Burghausen und Reichenbach gewesen, beide Orte bauten danach eigene Kirchen, die ausgebrannte Michelskapelle verfiel zusehends.

Immer wieder hatte es Versuche gegeben, das Kirchlein wieder zu errichten. Dazu gründete sich 1888 sogar ein eigener Verein. Ihm war kein langes Leben beschert und sein Ziel hat er nie erreicht. Es war der Kulturausschuss des Rhönklub-Hauptvorstandes, der im Jahr 1970 erneut auf die Bedeutung des Michelsberges hinwies. Der Rhönklub hielt die alten Burgstellen für sehr wertvoll und hätte es damals sehr begrüßt, wenn der Michelsberg und seine Bedeutung der Öffentlichkeit bewusst gemacht würden. Der Vorschlag: Der Burgbezirk, besonders aber die Ruine der Michelskirche mit ihrem alten Friedhof, wird unter Einbeziehung in das Wegenetz Rhön landschaftsgärtnerisch gestaltet.

Damals hatte Kreisheimatpfleger Josef Wabra Ausgrabungen an der Ruine unternommen, die Ergebnisse stellte er Verantwortlichen des Landratsamtes vor. Dabei ging er auch auf seine Vorstellungen ein, wie es weiter gehen sollte. Danach sollte das Gelände vollständig von Sträuchern und Bäumen befreit und das Areal um die Kirche mit Rasen versehen werden.

Auch der Rhönklub-Zweigverein Münnerstadt hatte in seinem ausführlichen Konzept zum Ausbau von Aussichtspunkten sowie Spazier- und Wanderwegen rund um Münnerstadt die Michelskirchen-Ruine als Wanderziel aufgenommen und notwendige Arbeiten vorgeschlagen. Der Münnerstädter Zweigverein erklärte sich bereit, im Rahmen seiner Möglichkeiten an der Verwirklichung mitzuarbeiten. "Nun wird es daran liegen, ob und wie die Initiative ergriffen wird, um die Pläne und Anregungen in die Tat umzusetzen", hieß es in dem Artikel 1971. "Wenn es gelingt, ein tatkräftiges und arbeitsfähiges Gremium zu bilden, dürfte Münnerstadt Aussicht auf eine neue Einrichtung haben, deren Bedeutung kaum überschätzt werden kann."

Es gelang nicht. Jedenfalls nicht gleich. Zwar gab es noch im gleichen Jahr einen Arbeitseinsatz an der Ruine, um einen Gottesdienst durchführen zu können, gänzlich von Bäumen und Gestrüpp befreit wurde die Ruine nicht. Allerdings wurden die Wanderwege ausgewiesen und hergerichtet. Indes setzte die Vegetation den alten Mauern immer mehr zu. Die Reste drohten einzustürzen. Immer wieder einmal gab es Säuberungsaktionen, aber nichts Handfestes.

Dann nahmen es die Burghäuser und Reichenbacher in die Hand. Unter Federführung von Kreisheimatpfleger Bertram Becker gab es in den Jahren 2007 und 2008 mehrere Arbeitseinsätze, in denen die Helfer die Ruine nebst Umfeld komplett von Bäumen und Sträuchern befreiten. Umherliegende Steine wurden zunächst gesammelt und dann wieder verbaut. Eine Fachfirma kümmerte sich um die Ruine, die statisch gesichert wurde. Das ganze Areal ist in dieser Zeit so hergerichtet worden, dass sich auch kommende Generationen an den Resten der Michelskapelle erfreuen können.