Bad Brückenau: Das Erbe von Paul Löhmer

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Film ab: Seit fast zwei Jahren betreibt Carola Berner-Löhmer (rechts) die Rhönlichtspiele in Bad Brückenau. Zur Unterstützung hat sie Irene Witzel angestellt. Foto: Ulrike Müller
Film ab: Seit fast zwei Jahren betreibt Carola Berner-Löhmer (rechts) die Rhönlichtspiele in Bad Brückenau. Zur Unterstützung hat sie Irene Witzel angestellt. Foto: Ulrike Müller

Am 24. September 2012 verunglückte Paul Löhmer auf dem Nürburgring. Er hinterließ seine Familie - und sein Lebenswerk, die Rhönlichtspiele. Nun führt seine Frau Carola Berner-Löhmer das Kino in eine neue Zeit.

Es ist schwierig, die Erinnerung zu bewahren und gleichzeitig etwas Neues zu wagen. Carola Berner-Löhmer hat diesen Spagat geschafft. "Am Anfang haben wir uns 24 Stunden am Tag an ihn erinnert", sagt sie über den Tod ihres Mannes, der heute vor drei Jahren alles veränderte. Irgendwann könne man das nicht mehr. Sie hatte auch gar keine Zeit, denn mit dem Schicksalsschlag stand die Existenz der Rhönlichtspiele auf der Kippe.

"Das Kino hätte nicht sterben dürfen", blickt Berner-Löhmer zurück. Zusammen mit Freunden, den Kindern und der Hilfe von Fördergeldern rüstete sie das Kino um. Nun laufen die Filme nicht mehr von der Rolle, sondern werden von einer Festplatte abgespielt. Sogar 3D-Filme kann man in Bad Brückenau anschauen. Eine neue Tonanlage und eine 32 Quadratmeter große Leinwand wurden eingebaut, das Foyer umgestaltet und die Toiletten komplett erneuert. Am 20. November 2013 eröffnete das Kino neu. "Es war ein Glück, dass so viele Leute in den ersten Wochen gekommen sind", sagt Berner-Löhmer. Mit den Einnahmen habe sie einen großen Teil der Modernisierung bezahlen können.


Weitere Investitionen geplant

Nach dem ersten Ansturm kam die Flaute. Das Jahr 2014 sei kein gutes Kino-Jahr gewesen, nicht nur in Bad Brückenau. Mittlerweile habe sich die Situation aber stabilisiert, sagt sie. Dann lächelt sie. "Ich will sogar weitermachen." Der Teppich im Kino ist verbraucht, die Sitze sind mehr als 20 Jahre alt. "Da will ich ran", sagt Berner-Löhmer. Am liebsten schon im nächsten Sommer. Ein Jonglieren mit den Finanzen bleibe es dennoch - trotz der großen Kino-Erfolge in diesem Jahr. Etwa 2000 Besucher schauten "Honig im Kopf", selbst "50 Shades of Grey" lief hervorragend. Aktuell geht "Fack ju Göhte" in die dritte Spielwoche.

Einmal fiel der neue, digitale Projektor schon aus. Das war im April, als gerade "The Fast and the Furious 7" lief. "Wenn der Computer hängt, müssen wir zumachen", stellt Berner-Löhmer trocken fest. Genau deshalb habe Paul mit der Digitalisierung immer gehadert, die nötige Investition so lange hinausgezögert. "Das Vorführen früher war ein Handwerk", sagt sie. Heute richtet ihr Sohn Kai die Playlist ein. Dann muss Berner-Löhmer nur noch einen Knopf drücken.


Jubiläum im November

Im November jährt sich der Neustart zum zweiten Mal. Und die Rhönlichtspiele feiern ihren 80. Geburtstag, denn es war im Jahr 1935, als Paul Löhmer senior seine Scheune in der Altstadt zum Lichtspieltheater umbaute. Zum Jubiläum wird es kleine Aktionen für die Gäste geben - und den neuen Bond zum bundesweiten Kinostart. "Da freue ich mich drauf", sagt Berner-Löhmer. Gern würde sie auch mehr Spartenfilme zeigen, aber "die spielen kaum Geld ein." Aktionen wie zum Beispiel einen Kino-Nachmittag für Senioren oder den Indischen Abend der Eine-Welt-Gruppe am 11. Oktober ließen sich aber langfristig planen. Denn: Manche Filme darf das Kino nur zeigen, wenn parallel nichts anderes läuft.

Vieles im Kino erinnert die Bad Brückenauer an Paul Löhmer. Carola Berner-Löhmer erinnert alles an ihn. "Es ist schön, dass er durch das Kino ein Stück weiterlebt." Eine Tafel zum Gedenken gibt es nicht, Berner-Löhmer möchte das auch gar nicht. Noch nicht. Sie hat ihre eigene Form der Erinnerung. "Wenn Filme sehr gut laufen, dann ist mein Gedenken. Da weiß ich, jetzt würde er sich freuen", sagt sie. Dann kommt Irene Witzel und holt den Staubsauger. Berner-Löhmer steht auf. Es war sein Kino. Jetzt ist es ihr Kino. Aber im Grunde war es schon immer eines: unser Kino.