Niedrige Preise oder doch der Veganuary? Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd sind sich offenbar uneinig bei ihren Werbekampagnen. Und das, obwohl die beiden Unternehmen in den letzten Jahren verstärkt miteinander kooperiert haben. Vor drei Jahren noch hatten die beiden Aldis die Namen ihrer Eigenmarken vereinheitlicht und traten zuletzt auch in einer gemeinsamen Image-Werbung auf, wie die Welt berichtet. 2023 scheint die Distanz zwischen den Aldi-Märkten aber wieder zu wachsen.

"Bewusste Ernährung. Nur ohne den Hype." Mit diesem Slogan wirbt Aldi Süd für den sogenannten Veganuary. Damit ist gemeint, dass Menschen ermutigt werden sollen, sich den Januar über vegan zu ernähren. Aldi Süd unterstützt den "Veganuar" nach eigenen Angaben schon zum vierten Mal und wirbt im Rahmen des veganen Probemonats für die eigene Produktvielfalt. Die Kampagne der Agentur Antoni soll sechs Wochen, unter anderem im Radio und in Kinos, laufen. Erst danach wolle auch Aldi Süd stärker den Preis in den Mittelpunkt stellen, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage der Welt.

Verschiedene Werbestrategien: Ende der Zusammenarbeit bei Aldi?

Bei Aldi Nord steht der Preis dagegen im Fokus der Werbestrategie. Das Unternehmen startet in den ersten vier Wochen des neuen Jahres auch eine eigene Werbekampagne. Diese wird von der Agentur Accenture Song gestaltet. Mit dem Slogan "Bewusst ernähren. Preisbewusst einkaufen." will Aldi Nord auch jüngere Kund*innen erreichen. Zwar wird auch hier auf den Veganuar verwiesen, die Preise stehen aber dennoch im Mittelpunkt. Diese Kampagne soll vier Wochen laufen - und das vor allem digital, so die Essener Aldi-Nord-Zentrale gegenüber der Welt. Themen wie "Bio" und "Nachhaltigkeit", die zuletzt angesagt waren, werden dabei etwas von der "Bewusst preisbewusst"-Strategie überschattet. „Mit einer lauten Preiskommunikation zu Beginn des Jahres möchten wir deutlich machen, dass sich unsere Kundinnen und Kunden auch im Jahr 2023 auf Qualität zum bestmöglichen Preis verlassen können“, erklärt Aldi-Nord-Marketing-Chef Gianfranco Brunetti. Die Kampagne soll auch im Fernsehen laufen.

Grund für die unterschiedlichen Werbekampagnen ist eine Uneinigkeit darüber, wie man auf die vermehrten Teuerungen im Lebensmittelbereich reagieren soll. Es gibt einen Dissens darüber, was der beste Schwerpunkt in der Werbung nach dem Inflationsschock der letzten Wochen ist. Allerdings sei der Slogan "Mit Aldi kannst du's dir leisten" von beiden Aldis entwickelt worden und werde auch von beiden genutzt, so eine Aldi-Süd-Sprecherin gegenüber der Welt.

Seit 2016 werben Aldi Nord und Aldi Süd eigentlich verstärkt gemeinsam. Vorher kamen sich die beiden bei ihrer Werbung kaum in die Quere, da ausschließlich mit gedruckten Prospekten in den jeweiligen Regionen geworben wurde. Seit aber auch Radio, Fernsehen, Plakate und Internet dazugekommen sind, hat man sich mehr untereinander abgestimmt. So starteten die Aldis 2016 ihre erste gemeinsame Image-Kampagne. Dafür haben sich die Marketing-Abteilungen das Thema "Einfachheit" ausgesucht. Die Image-Werbung wurde wohl vor allem durch Druck der Konkurrenz ausgelöst, denn Edeka, Lidl und Rewe fuhren zu der Zeit ebenfalls vermehrt Kampagnen im Fernsehen. Aber schon damals gab es kleinere Differenzen. Aldi Nord hatte sich nämlich kaum an der Werbungen auf Social Media beteiligt, die von Aldi Süd allein vorangetrieben wurde.

Aldi Süd und Aldi Nord - in Zukunft doch wieder gemeinsame Werbung?

2021 starteten die beiden Unternehmen aber eine gemeinsame Kampagne: "Genau das Richtige für jeden Moment." Auch die Weihnachtswerbung 2022 gestalteten die beiden Aldis zusammen. Es kommt also etwas überraschend, dass sie nun Anfang des neuen Jahres unterschiedliche Schwerpunkte setzen und so wieder weiter auseinander dividieren.

Ganz endgültig scheint der gemeinsame Ansatz der beiden Discounter allerdings nicht zu sein. Aldi Nord will trotz des Fokus auf die Preise auch mit Hinweis auf den Veganuary werben und Aldi Süd will nach seiner Januar-Kampagne den Preis ebenfalls stärker in den Mittelpunkt rücken. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass es zukünftig wieder mehr gemeinsame Projekte geben könnte.

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