"Loch ist Loch" - Warum lacht ihr über Vergewaltigungswitze?

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Durch den aktuellen Werbeslogan "Loch ist Loch" ist ein wahrer Shitstorm über den Discounter Lidl hereingebrochen. Zurecht - findet unser Kommentator. Foto: Screenshot Facebook
Durch den aktuellen Werbeslogan "Loch ist Loch" ist ein wahrer Shitstorm über den Discounter Lidl hereingebrochen. Zurecht - findet unser Kommentator. Foto: Screenshot Facebook

Lidl hat für einen Facebook-Post mit dem Spruch "Loch ist Loch" harte Kritik einstecken müssen. Aber nicht der Post alleine ist empörend, findet unser Kommentator.

Früher fürchteten sich Firmen vor einem Shitstorm, heute scheint es, als gehöre der zum festen Wochenziel einer jeden Werbeabteilung.

Nach den teilweise wütenden Reaktionen auf einen Gilette-Spot, in dem Männer dazu aufgefordert wurden, sich letztlich einfach wie anständige, normale Menschen zu benehmen, hat sich die Social-Media-Abteilung des Discounters Lidlwohl gedacht, dass sie auf der Welle mitreiten wollen - nur anders als man denken könnte.

Hier bin ich Proll, hier darf ich's sein

Mit einem Bild eines Donuts und eines Bagels mit der Überschrift "Loch ist Loch" hat die Werbeabteilung nämlich genau jener Zielgruppe eine Steilvorlage geboten, die sich durch den Gilette-Spot beleidigt fühlte.

 

Die Botschaft war klar: "Bei uns darf man noch über schmierige Witzchen lachen, hier gilt sexualisierte Gewalt noch als Humor." Während der Post bei vielen Kommentatoren für Lacher sorgte, gab es auch eine große Menge an schockierten Reaktionen. Nicht ganz unbeteiligt an der Empörung war die Arbeit des Facebook-Teams von Lidl selbst.

Kritik wurde entweder gelöscht oder mit hämischen Kommentaren beantwortet - Interaktion um jeden Preis war hier wohl das Ziel. Dumm nur: Die Kommentatoren, die sich bereits über den Post an sich köstlich amüsiert hatten, machten sich jetzt auch über die Kritiker her.

Aber warum eigentlich die Aufregung um den Spruch?

Viele Kommentatoren und auch das Social-Media-Team von Lidl selbst leugneten zwar sexualisierte Hintergedanken beim Spruch "Loch ist Loch", wurden aber von den vielen belustigten Kommentaren, die den Spruch und seine Intention schon ganz genau verstanden haben, Lügen gestraft. Viele derjenigen, die nur "einen harmlosen Spruch" zu sehen vorgaben, ergänzten diesen komischerweise um Zusätze wie "...rein muss er doch."

 

An Hunderten Reaktionen dieser Art erkennt man recht einfach: Der Spruch "Loch ist Loch" hat genau eine und zwar eine sexualisierte Bedeutung - dazu eine äußerst gewaltvolle und ziemlich unangenehme. Das zu leugnen ist der schäbige Versuch, Verantwortung auf jene abzuschieben, die eben keine Freude an Vergewaltigungswitzchen haben.

Darauf läuft es nämlich letztlich hinaus: Wenn man nur wenige Sekunden darüber nachdenkt, was hinter dem Spruch "Loch ist Loch" steht, wird klar: Hier geht es um die Objektivierung von Menschen (vor allem von Frauen, aber sicher auch von anderen Geschlechtern). Wer da als "Loch" fungiert und wie sie oder er das findet, interessiert nicht. Das ist nichts anderes als sexualisierte Gewalt in Form eines Internet-Memes.

Unternehmen haben Verantwortung

Lidl hat den Original-Post zwar inzwischen gelöscht, ihre Aussagen in einem weiteren Beitrag zeugen aber nicht davon, dass sie verstanden haben, was das eigentliche Problem war: Das Facebook-Team entschuldigt sich zwar vordergründig, lässt aber etwa kein einziges Wort zur eigenen Art der Moderation verlauten.

Wer Kritiker entweder löscht oder - noch schlimmer - verhöhnt, ermuntert einen empathielosen Mob, der sich immer schriller auf Menschen stürzt, die Vergewaltigungswitze online und im persönlichen Alltag nicht einfach hinnehmen.

Unternehmen haben neben ihrem Streben nach Umsatz auch eine gesellschaftliche Verantwortung, das gilt auch für die Facebook-Seite eines Discounters.