Jedes vierte Kind wird häufig gefahren: Warum Eltern trotz sicherem Schulweg Taxi spielen

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Jedes vierte Kind wird häufig gefahren: Warum Eltern trotz sicherem Schulweg Taxi spielen
Pünktlich zum Schuljahresbeginn beleuchtet die ADAC-Stiftung das Phänomen Elterntaxi.
Jedes vierte Kind wird häufig gefahren: Warum Eltern trotz sicherem Schulweg Taxi spielen
Sebastian Kahnert (dpa)

Ein Viertel der Grundschulkinder wird regelmäßig im sogenannten Elterntaxi zur Schule gebracht. Gleichzeitig empfehlen Experten mehr Selbständigkeit.

Die ADAC-Stiftung hat, mit Unterstützung der komma Forschungs- und Beratungsgesellschaft mbH, bundesweit 1009 Eltern von Schulkindern von 5 bis 15 Jahren befragt, die den Schulweg ihres Kindes beurteilen können. Das Ergebnis: Jedes vierte Grundschulkind wird häufig im sogenannten Elterntaxi zur Schule gebracht. Hauptgründe dafür seien praktische Erwägungen wie Anschlusstermine, schlechtes Wetter und die Zeitersparnis für das Kind.

Nur eine Minderheit der Eltern führe einen unsicheren Schulweg als Grund an, so die Stiftung. Interessanterweise seien die Elterntaxis auf diesen größtenteils als sicher eingeschätzten Schulwegen die Ursache für zusätzliche Gefahren, laute die Kritik der Eltern, deren Kinder zu Fuß, mit dem Roller oder Fahrrad zur Schule kommen. Ein großes Problem stelle demnach das vermehrte Verkehrsaufkommen dar, das durch das Bringen und Abholen der Kinder direkt vor den Schulen entsteht, heißt es im Bericht der ADAC-Stiftung.

Gefährlicher Verkehr wegen Elterntaxis - das bringt die ADAC-Umfrage zutage

Die Mehrheit der Eltern sehe dies kritisch: 62 Prozent empfinden die Anzahl der Autos vor der Schule am Morgen und Nachmittag als zu hoch, so das Ergebnis. 56 Prozent der Befragten meinen, dass Elterntaxis gefährliche Verkehrssituationen hervorrufen. Ebenso viele wünschen sich spezielle Hol- und Bringzonen für Elterntaxis (55 Prozent). Die Umfrage der ADAC Stiftung zeigt weiter, dass im Frühjahr und Sommer 23 Prozent der Eltern ihre Kinder mindestens drei- bis viermal pro Woche mit dem Auto zur Schule bringen. Im Herbst und Winter steige dieser Anteil auf 28 Prozent.

Über alle Schulformen hinweg werden in den hellen Monaten 17 Prozent und in den dunklen Monaten 21 Prozent der Schüler überwiegend von ihren Eltern zur Schule gefahren. Anschlusstermine des Kindes (39 Prozent), schlechtes Wetter (38), die Lage der Schule auf dem Arbeitsweg (30), der Zeitaufwand des Kindes (23) und Bequemlichkeit (18) werden häufiger als die Sicherheit für den elterlichen Hol- und Bringservice genannt.

Mobilitätsexperten plädieren laut der Stiftung dafür, Kinder eigenständig zur Schule gehen, rollern oder radeln zu lassen: "Gespür für den Straßenverkehr und seine Gefahren entwickeln Kinder als aktive Teilnehmer, nicht auf der Rückbank eines Autos. Der Fußweg oder die Fahrt mit dem Rad zur Schule sind ein wichtiges tägliches Training, um sich sicher und eigenständig im Straßenverkehr zu bewegen", wird Christina Tillmann, Vorständin der ADAC Stiftung, zitiert. Zudem fördere das eigenständige Zurücklegen des Schulwegs die Konzentrationsfähigkeit im Unterricht, die körperliche Fitness und das Sozialverhalten der Kinder.

Vielfältige Ängste von Taxi-Eltern - Sorge um Grundschulkinder mit Smartphones

Obwohl viele Schulwege als sicher gelten, begleiten auch viele Eltern regelmäßig ihre Kinder zur Schule, sei es zu Fuß, per Tretroller oder auf dem Fahrrad, heißt es weiter. 34 Prozent der Eltern begleiten ihre Kinder während der Grundschulzeit fast täglich, weitere 16 Prozent tun dies zumindest gelegentlich. Über alle Schulformen hinweg seien 18 Prozent der Eltern meistens an der Seite ihres Kindes, wenn es zur Schule geht, rollert oder radelt, und 13 Prozent begleiteten ihre Kinder gelegentlich. Die größten Ängste der Eltern bezüglich der Sicherheit ihrer Kinder auf dem Schulweg beträfen Verkehrsrowdys oder unaufmerksame Verkehrsteilnehmer. 43 Prozent teilten diese Sorge.

Weitere Bedenken sind laut Umfrage allgemeine Ängste um das Kind und mangelndes Vertrauen in die Verkehrssicherheit des Schulwegs (jeweils 26 Prozent). 20 Prozent der Eltern befürchten, dass ihr Kind nicht richtig aufpasst oder Verkehrssituationen nicht richtig einschätzt. "Mögliche Ablenkung ihres Kindes durch das Smartphone schätzen Eltern ebenfalls als Risiko ein. 62 Prozent aller Kinder haben ein Smartphone auf dem Schulweg dabei, und bei mehr als jedem vierten Kind von ihnen wissen Eltern, dass es dadurch schon mal zu brenzligen Situationen gekommen ist (26 Prozent)", betonen die Verfasser. Eltern von Grundschulkindern berichteten sogar zu 43 Prozent von gefährlichen Situationen aufgrund der Ablenkung durch Smartphones.

Auf der Website verkehrshelden.com/schulstart stellt die ADAC-Stiftung umfangreiche Informationsmaterialien und Lösungsvorschläge kostenlos zur Verfügung. Außerdem gibt es ein Gewinnspiel mit Preisen, zum Beispiel ein Wochenende im Ravensburger Spieleland für zwei Erwachsene und zwei Kinder.