Es wirkt wie Herbst im Hochsommer: In Bayern leidet die Natur - besonders in Franken stehen die Wälder kurz vor dem Kollaps. Viel zu hohe Temperaturen und ein staubtrockener Sommer schwächen die Bäume. Doch am Horizont droht bereits die nächste Katastrophe.
Es ist Ende Juli - und vielerorts in Deutschland hat man den Eindruck, dass es bereits Herbst wird: Die Blätter an den Bäumen werden dürr und fallen ab. Doch anders als der bunte Blätterregen im Herbst, ist der hochsommerliche Laubfall alles andere als natürlich.
Im Gegenteil: Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) schlägt Alarm. Der Wald befinde sich derzeit im absoluten Trockenstress. Besonders betroffen seien die Gebiete nördlich der Donau - besonders der Raum Würzburg.
Im Durchschnitt 5 Grad zu heiß
Nach den Daten der Landesanstalt fiel an der Waldklimastation (WKS) Würzburg im Juni und Juli über Wochen überhaupt kein Niederschlag. Nur 30 Prozent des langjährigen Niederschlags wurden dort im Juni gemessen. Gleichzeitig war es knapp 5 Grad wärmer als im langjährigen Mittel. "Damit war der Wasserbedarf der Vegetation wesentlich höher als in Normaljahren", schreibt das LWF.
In Unterfranken zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels wie unter einem Brennglas. Die Region ist Bayerns Hitze-Hotspot. Regelmäßig werden hier Höchsttemperaturen erreicht. Gleichzeitig herrscht regelmäßig Wassermangel. Laut LWF reicht die Austrocknung in Teilen Unterfrankens bis über einen Meter tief in den Waldboden hinein und sorgt für einen intensiven Trockenstress bei den Bäumen.
Zu selten brachten lokale Gewitter mit Starkniederschlag eine Entspannung. „Vielerorts zeigt sich in Franken wieder eine ähnlich starke Austrocknung wie in den Extremjahren 2018 und 2019“, verdeutlicht der Leiter der Landesanstalt, Dr. Peter Pröbstle, die sehr angespannte Lage.
Waldbrände und Borkenkäfer - den Wäldern droht die Katastrophe
Die Folge: In ganz Bayern besteht höchste Waldbrandgefahr. Laub- und Nadelstreu sind aufgrund der aktuellen Hitzewelle strohtrocken. In manchen Regionen, beispielsweise in Teilen Oberfrankens, werden Beobachtungsflüge durchgeführt, um die Lage am Boden im Auge zu behalten und rechtzeitig auf lokale Brände reagieren zu können. Vielerorts gibt es kleinere oder größere Brände in Wäldern - unter anderem im Kreis Bamberg oder zuletzt auch im Kreis Kronach.
Dabei sah die Lage noch Anfang Juni recht gut aus: Nach dem relativ feuchten Frühjahr war bayernweit eine gute Wasserversorgung der Bäume gegeben. Doch seitdem leeren sich die Wasserspeicher der Waldböden besonders in Nordbayern rapide. In Franken fiel weniger als die Hälfte des langjährigen Juni-Regens, oft sogar weniger als ein Viertel. Gleichzeitig verdunsteten die Waldbäume bei den warmen Sommertemperaturen viel Wasser aus den Böden. Humus und Bodenvegetation sind deshalb überall in Bayern sehr trocken und sorgen für einen leicht entzündlichen Brennstoffvorrat. So besteht auch bei der derzeit unterschiedlich angespannten Wasserversorgung der bayerischen Wälder in ganz Bayern eine sehr hohe Waldbrandgefahr.