Angela Rayner galt als Hoffnungsträgerin des linken Flügels der Labour-Partei. Nun stolpert sie über eine Steueraffäre. Für die Regierung ist das ein schwerer Schlag - und die Rechten feiern.
Großbritannien steckt wegen einer Steueraffäre der stellvertretenden Premierministerin in einer Regierungskrise mit ungewissem Ausgang. Vizeregierungschefin Angela Rayner erklärte am Mittag ihren Rücktritt, und noch während Premierminister Keir Starmer an einer Kabinettsumbildung arbeitete, erklärten sich die Rechtspopulisten zum großen Gewinner der turbulenten Stunden.
Wegen der «Nachricht aus Westminister» zog Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage seine Rede bei der Jahreskonferenz seiner in Umfragen führenden Reform-Partei zeitlich vor. Es sei klar, dass ein Kabinett voller «unqualifizierter Personen» das Land führe. Starmers Regierung sei «genauso schlecht, wenn nicht sogar schlechter» als die vorausgegangene der Konservativen.
Für Starmers sozialdemokratische Labour-Partei ist der Rücktritt Rayners ein massiver Rückschlag. Sie galt als Galionsfigur des linken Parteiflügels und als Hoffnungsträgerin einer Partei, die in den Umfragen derzeit schwächelt. Zum Verhängnis wurde ihr, dass sie zu wenig Grunderwerbsteuer bezahlt hatte.
Starmer reagiert mit Personalrochade
Die Regierung war auch schon zuvor wegen einer stotternden Wirtschaft, steigender Lebenshaltungskosten und wachsender Unzufriedenheit über hohe Einwanderungszahlen unter Druck geraten. Die Rayner-Affäre löste ein weiteres Beben aus, auf das Starmer mit einer großen Personalrochade reagierte.
Wie die Downing Street am Abend mitteilte, ist der bisherige Außenminister David Lammy als neuer Justizminister der Nachfolger von Rayner als Vize. Neue Außenministerin ist die bisherige Innenministerin Yvette Cooper, deren Posten die bisherige Justizministerin Shabana Mahmood bekam.
Profiteur der Krise ist Rechtspopulist Farage
Der Rücktritt der Politikerin ausgerechnet am ersten Tag der Reform-Konferenz passt ins Bild. Farage ließ sich auf dem Messegelände in Birmingham mehrfach feiern. Sein erster Auftritt auf dem Podium wurde von Pyrotechnik begleitet. Der 61-Jährige scheint sich zu gefallen als Mischung aus Rockstar und Politiker, der angeblich alles besser kann.
Der Brexit-Vorkämpfer treibt die Regierung schon seit Monaten vor sich her. In laut Farage «100 Umfragen» sei Reform zuletzt die stärkste Partei gewesen. Im britischen Mehrheitswahlrecht wird die landesweit stärkste Partei jedoch nicht zwangsläufig zur stärksten Fraktion im Parlament.